verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2 | |
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Goethes „Egmont“ (1810) und die beiden Festspiele „König Stephan“ und „Die Ruinen von Athen“ (1812). Ganz besonders hervorragend, als Seelengemälde der ergreifendsten Art zu bezeichnen sind die meisten der zu diesen Werken gehörigen oder auch einzeln geschriebenen Ouvertüren, am vollendetsten die große „Leonoren-Ouvertüre“, die zum „Egmont“ und die zu Collins Trauerspiel „Coriolan“. Noch erwähnen wir hier die zum großen Teil dieser Zeit angehörigen Lieder, wie „Herz, mein Herz etc.“, „Kennst du das Land etc.“ und namentlich die wahrhaft klassischen, tief ergreifenden und doch aufs einfachste konzipierten Lieder „An die ferne Geliebte“, freilich schon einer etwas spätern Zeit angehörig (1816). Der Übergangszeit von der zweiten zur dritten Periode gehören die zahlreichen Bearbeitungen schottischer, irischer und andrer Volksmelodien (mit Klavier-, Violine- und Cellobegleitung) an, die B. meistenteils für den englischen Verleger Thompson übernommen. Endlich veranlaßten die politischen Ereignisse mehrere größere und kleinere Gelegenheitskompositionen, wie das Instrumentalwerk „Die Schlacht bei Vittoria“, Op. 91 (1813), die Kantate „Der glorreiche Augenblick“, Op. 136 (1814), und verschiedene Chöre.
Die Jahre 1814–18 bezeichnen einen relativen Stillstand in Beethovens Produktion. In diesem kurzen Zeitraum traten nur ganz vereinzelt größere Kompositionen, z. B. die Sonate in A (1815), der schon genannte „Liederkreis“ u. a., hervor; Krankheit und bitteres häusliches Leid hemmten seine Phantasie. Nach Überwindung dieser Periode der Entmutigung erscheint er uns in mancher Beziehung verändert. Sein Empfinden ist bei völliger Abgeschlossenheit gegen die Außenwelt noch mehr verinnerlicht, infolgedessen der Ausdruck desselben häufig weit ergreifender, unmittelbarer als jemals früher, dagegen die Einheit von Inhalt und Form mitunter nicht so vollendet wie sonst, sondern von einem subjektiven Moment stark beeinflußt. Die Hauptwerke dieser dritten Epoche sind die „Missa solemnis“ (1818–22) und die neunte Symphonie in D moll (1823–24). Erstere, zur Feier der Installation des Erzherzogs Rudolf als Bischofs von Olmütz bestimmt, ist die reichste und unmittelbarste Offenbarung seines von dem religiösen Gegenstand tief erregten Innern, ausgezeichnet durch selbständige, tief eindringende Auffassung der Textesworte, durch eine überwältigende Wärme und Innigkeit des Ausdrucks, durch eine Fülle der edelsten und schönsten Gedanken. B. hielt sie für sein vollendetstes Werk. In andrer Weise drückt die neunte Symphonie (mit dem Schlußchor über Schillers „Lied an die Freude“) das Ringen eines Menschenherzens aus, welches sich aus Mühen und Leiden nach dem Tag reiner Freude sehnt, der ihm doch in voller Klarheit und Reinheit nicht beschieden ist. Außerdem gehören dieser Zeit noch an: die Ouvertüre „Zur Weihe des Hauses“, Op. 124 (1822), die Klaviersonaten Op. 106 in B (1818), Op. 109 in E, Op. 110 in As (1821) und Op. 111 in C moll (1822), mehreres Kleinere für Klavier und Gesang und endlich die letzten großen Streichquartette Op. 127 in Es (1824), Op. 130 in B dur und Op. 132 in A moll (1825), Op. 131 in Cis moll und Op. 135 in F dur (1826), deren Verständnis erst in neuerer Zeit weitern Kreisen erschlossen worden ist. Viele Entwürfe, darunter der zu einer zehnten Symphonie, befanden sich in dem Nachlaß des Komponisten.
Die erste vollständige kritische Gesamtausgabe von Beethovens Werken erschien 1861–65 bei Breitkopf u. Härtel in 24 Serien unter Revision von Rietz, Nottebohm, Reinecke, David, Hauptmann u. a., welche durch Zuziehung der Manuskripte und Originalausgaben überall eine sichere Grundlage für ihre Arbeit gewannen. Ein chronologisches Verzeichnis der Werke Beethovens veröffentliche A. W. Thayer (Berl. 1865), ein thematisches mit historischen Nachweisungen über die Entstehung der Werke Gust. Nottebohm (Leipz. 1868). Von den zahlreichen Schriften über Beethovens Leben und Werke nennen wir: Wegeler und Ries, Biographische Notizen (Koblenz 1838, Nachtrag 1845); Schindler, Biographie Beethovens (3. Aufl., Münst. 1860); Lenz, B. et ses trois styles (Brüss. 1854, 2 Bde.); Derselbe, B., eine Kunststudie (Hamb. 1850–60, 5 Bde.); Oulibischeff, B., ses critiques et ses glossateurs (Leipz. 1857; deutsch von Bischoff, das. 1859); Elterlein, Beethovens Klaviersonaten (4. Aufl., das. 1875); Derselbe, Beethovens Symphonien nach ihrem idealen Gehalt (3. Aufl., Dresd. 1870); Alberti, B. als dramatischer Tondichter (Stettin 1859); Dürenberg, Die Symphonien Beethovens (2. Aufl., Leipz. 1876); Lorenz, Haydns, Mozarts und Beethovens Kirchenmusik (das. 1866); Marx, Beethovens Leben und Schaffen (4. Aufl., Berl. 1884, 2 Bde.); Derselbe, Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke (2. Aufl., das. 1875); Nohl, Beethovens Leben (Leipz. 1864–77, 3 Bände); Derselbe, B. und die Kunst der Gegenwart (Wien 1871); Thayer, Beethovens Leben (deutsch von Deiters, Berl. 1866–78, Bd. 1–3); Nottebohm, Beethovens Skizzenbuch (Leipz. 1865); Derselbe, Ein Skizzenbuch von B. aus dem Jahr 1803 (das. 1880); Derselbe, Beethoveniana (das. 1872); Derselbe, Beethovens Studien (das. 1873, Bd. 1). Eine Ausgabe von „Beethovens Briefen“ besorgte Nohl (2 Samml., Stuttg. 1865–68); „Briefe Beethovens an Erzherzog Rudolf“ veröffentlichte Köchel (Wien 1865). Von Einzelaufsätzen über B. sind besonders hervorzuheben: die beiden in O. Jahns „Gesammelten Aufsätzen“ (Leipz. 1866) enthaltenen („Leonore oder Fidelio?“ und „B. und die Ausgabe seiner Werke“) und der von Ambros: „Das ethische und religiöse Moment in B.“ (in dessen „Kulturhistorischen Bildern“, 2. Aufl., das. 1865). Von den zum Jubiläum 1870 erschienenen Schriften ist Richard Wagners Abhandlung „B.“ (Leipz. 1870) weitaus die wertvollste. Vgl. außerdem Breuning, Aus dem Schwarzspanierhaus. Erinnerungen an B. aus meiner Jugendzeit (Wien 1875); Nohl, B. nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen (Stuttg. 1876).
Beetpflügen, das Pflügen des Bodens in Beete oder Gewende, d. h. in verhältnismäßig schmale (4–8- oder 10–20furchige) Streifen mit schwach gewölbter Oberfläche, wird angewandt, um schnelle Ableitung des Niederschlagwassers durch die Furchen zwischen den Beeten und schnelles Abtrocknen des Bodens zu bewirken. Da man aber diesen Zweck viel vollständiger durch Drainage erreicht, und da überdies der Beetbau die Bestellungsarbeiten vermehrt und die Anwendung der Drill- und Mähmaschine sowie das Einfahren der Ernte sehr erschwert, so findet man ihn jetzt nur noch auf bindigem, flachgrundigem Boden oder auf Boden, welcher sich nicht leicht auf andre Weise entwässern läßt.
Beets, Nikolaus, niederländ. Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Sept. 1814 zu Haarlem, studierte Theologie in Leiden, wurde 1854 Prediger zu Utrecht und erhielt 1874 eine ordentliche Professur der Theologie an der Universität daselbst. Seine ersten Gedichte in den „Muzen“ (1834), ferner „Guy de Vlaming“ (1837), „Ada van Holland“ (1840) u. a. sind von Byronschem
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0607.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)