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Seite:Meyers b2 s0609.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Sie werden vom Volk nicht weiter unterschieden, sondern mit denselben Benennungen bezeichnet und zwar als Räuber-, Römer-, Hunnen-, Hünen-, Heiden-, Hussiten-, Schweden- und Moskowiterschanzen, Bauern-, Hünenburgen, Burgstall, Borchelt, Wallberg, Wall, Steinburg, Hünenburg, alte Burg, alter Wall, Hünenwall, alte Schanze, alte Warte, Wartberg, Wachtberg, Hutberg. Sehr häufig ist in gebirgigem Terrain eine etwa vorhandene, günstig gelegene Quelle mit in die Befestigungswerke hineingezogen. Ob die sogen. Lauschhügel (Lugehügel, Wachthügel) hierher zu rechnen sind, ob dieselben Reste von Ansiedelungen, Opferstätten oder gar Grabhügel sind, bedarf jedesmal genauerer Feststellung durch eingehende Untersuchung. c) Langwälle erstrecken sich meist geradlinig, oft in weiter Ausdehnung, und sind ebenfalls einfach und doppelt (Parallelwälle). Sie sind bekannt unter folgenden Namen: Landwehr (dabei ist sorgfältig zu untersuchen, ob ein solcher Wall nicht mittelalterlichen Ursprungs ist) oder Pfahlgraben, Pfahl, Schweinsgraben, Teufelsgraben. Letzteres sind die Bezeichnungen für den Grenzwall, der ehemals römisches Gebiet gegen die frei gebliebenen germanischen Länder abschloß. 2) Gehege, Gebücke, Baumschanzen. Lebende Hecken, vielfach mittelalterlichen, oft noch spätern Datums, durch Verflechtung der Zweige niedrig gehaltener Baumstämme hergestellt. 3) Gräben kommen am häufigsten in Verbindung mit Schanzen vor und sind dann meistens nur infolge der Aushebung des Bodens zur Gewinnung des zu den Schanzen erforderlichen Materials (Erdmasse, Gerölle, Felsentrümmer) entstanden, oder sie schneiden, ohne danebenliegende Schanzen, vorspringende Berge oder Landzungen von dem dahinterliegenden Terrain ab, bilden also den Wallburgen ähnliche Befestigungsanlagen. Aber sie kommen auch als selbständige Werke vor unter den Namen Landgraben, Landwehrgraben, mögen in dieser Form jedoch wohl meist mittelalterlichen Ursprungs sein. Die sogen. Pfahlgräben, Schweinsgräben, Teufelsgräben, meist Bezeichnungen für den alten römischen Grenzwall, sind selten ohne dazu gehörige Verwallung. Ob die Bezeichnung schwarzer Graben stellenweise auf alte Anlagen schließen läßt, bedarf in dem betreffenden Fall der Untersuchung.

Beffchen (Bäffchen), die beiden kleinen, viereckigen Läppchen, welche die christlichen Geistlichen vorn am Hals über der Amtskleidung, an manchen Orten auch sonst als Standesauszeichnung tragen; sie sind bei den protestantischen Geistlichen in der Regel weiß, bei denen andrer Kirchen auch schwarz oder violett und häufig nur weiß eingefaßt. Ihre Stelle vertreten hier und da weiße, steif gefältelte Halskrausen. Den Ursprung der B. leitet man von den jüdischen Phylakterien (s. d.) ab.

Beffroi (franz., spr. beffrŏá), s. Bergfried und Burg.

Beförsterungssystem, in der Forstwirtschaft dasjenige System, wonach die Bewirtschaftung der Gemeinde- und Korporationswaldungen durch die staatlichen Forstbeamten erfolgt, im Gegensatz zu demjenigen System, wonach die Bewirtschaftung den Organen der Gemeinden, Korporationen und Stiftungen selbst zusteht und der Staat nur ein Oberaufsichtsrecht ausübt. Das B. besteht im Großherzogtum Hessen, in Baden, in der Provinz Hessen-Nassau, in Teilen des ehemaligen Königreichs Hannover und in einigen kleinern deutschen Staaten sowie in den hohenzollerischen Landen.

Befrachtungsvertrag, s. v. w. Seefrachtvertrag; Befrachter, derjenige, welcher dem Reeder oder Schiffer (Verfrachter) Waren zum Seetransport übergibt (s. Fracht).

Befreiung, Orden der afrikanischen, Orden, gestiftet 13. Jan. 1879 von der Republik Liberia in Afrika „in Anerkennung der Dienste der diplomatischen Agenten im Ausland wie der philanthropischen Bemühungen für die Befreiung der Sklaven und zur Belohnung beider“. Das Zeichen besteht in einem fünfspitzigen Stern mit einem Kreuz im Mittelschild, zu dessen beiden Seiten ein Afrikaner und eine Afrikanerin entfesselt knieen. Auf dem Revers befindet sich das liberische Wappen.

Befreiungshalle, s. Kelheim.

Befreiungskrieg, s. Deutscher Befreiungskrieg.

Befreundete Zahlen, ein Paar ganzer Zahlen, deren jede gleich der Summe aller Teiler der andern ist; z. B. 220 und 284, denn die Teiler von 220 sind 1, 2, 4, 5, 10, 11, 20, 22, 44, 55 und 110, deren Summe aber ist = 284, während umgekehrt die Teiler von 284, nämlich 1, 2, 4, 71, 142, die Summe 220 geben. Andre solche Paare sind 18,416 und 17,296 sowie 9,437,056 und 9,363,584. Van Schooten und Descartes, später Kraft, Klügel und Euler haben verschiedene Methoden zu ihrer Auffindung angegeben.

Befruchtung (Fecundatio), bei den Tieren und Pflanzen der Vorgang, bei welchem die bis zu einem gewissen Grad ausgebildeten Erzeugnisse der keimbereitenden Geschlechtsdrüsen in Wechselwirkung treten, so daß der von dem weiblichen Organ herrührende Keim durch den von den männlichen Organen kommenden Zeugungsstoff zur Weiterentwickelung befähigt und angeregt wird. Das Resultat der B. ist die Entstehung eines neuen Individuums von gleicher Art wie die Eltern. Die Art und Weise, in welcher dafür gesorgt wird, daß Same und Ei miteinander in Berührung treten können, ist sehr verschieden. Bei niedern Tieren und Pflanzen, namentlich den im Meer lebenden, werden häufig beide in das Wasser entleert, wobei dann die Wahrscheinlichkeit, daß ein Samenkörperchen ein Ei erreicht, sehr klein ist und nur in der ungemein reichlichen Produktion derselben ein Gegengewicht liegt; vielfach jedoch sind mehr oder weniger verwickelte Einrichtungen zum leichtern Zustandekommen der B. getroffen; bei der Begattung (s. d.) wird sogar der Same direkt in die weiblichen Geschlechtsorgane gebracht. Das Wesentliche bei der B. besteht nun darin, daß das Samenkörperchen oder wenigstens ein Teil desselben in das Ei eindringt, mit ihm verschmilzt und ihm so den Anstoß zur weitern Entwickelung gibt (Fig. 1 u. 2, S. 610); vgl. Ei. Die bloße Berührung von Ei und Same genügt also nicht. Gewöhnlich ist ein Samenkörperchen im Vergleich zum Ei verschwindend klein, jedoch reicht meist, vielleicht immer, ein einziges zur B. aus; ja, von gewissen niedern Tieren ist es erwiesen, daß sofort nach dem Eindringen des ersten die bis dahin durchlässige Eihülle sich so umwandelt, daß kein weiteres mehr eindringen kann. Beim Menschen und manchen andern Säugetieren braucht der Same unter Umständen mehrere Tage, um das Ei zu erreichen; bei den Insekten gelangt er ganz allgemein nach der Begattung in ein besonderes Behältnis (receptaculum seminis) im Hinterleib des Weibchens und bleibt dort zuweilen über ein Jahr lang befruchtungsfähig. Die Fähigkeit zur Erzeugung befruchtungsfähiger Zeugungsstoffe erhalten die verschiedenen Organismen alle erst in der Zeit der Geschlechtsreife, welche bekanntlich wieder, wenigstens

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0609.jpg&oldid=- (Version vom 21.10.2022)
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