verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2 | |
|
erhielt 1871 einen der höchsten Preise der französischen Akademie (Prix Vitet). Neuerdings schrieb sie „Les nouveaux romanciers américains“ (1885).
Benuë, Fluß in Afrika, s. Binuë.
Benvenūti, Pietro, ital. Maler, geb. 1769 zu Arezzo, ward neben Camuccini als Haupt der modernen italienischen Malerei betrachtet und erhielt die Direktorstelle an der Akademie der bildenden Künste zu Florenz, wo er 3. Febr. 1844 starb. Historisch interessant ist unter seinen Ölbildern: der Schwur der Sachsen nach der Schlacht bei Jena (für Napoleon I. ausgeführt, jetzt in einem Florentiner Palast), pathologisch interessant sein Ugolino, ferner: der Tod des Priamos, und Judith, das Holoferneshaupt dem Volk von Bethulia zeigend, im Dom zu Arezzo. Erst als Fünfziger ging B. zur Freskomalerei über, doch sind seine Fresken die besten Erzeugnisse seiner Hand. In einem Saal des Palastes Pitti hat er die Mythe vom Herkules in fünf Bildern gemalt; sein kühnstes Werk sind die riesenhaften Fresken in der Kuppel der Mediceerkapelle, ein Cyklus von Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament.
Benvenūto (ital.), willkommen; auch Vorname.
Benvenuto Cellini, s. Cellini.
Benzaldehyd (Benzoylwasserstoff) C7H6O, Hauptbestandteil des ätherischen Bittermandelöls, entsteht aus dem Amygdalin C20H27NO11 der bittern Mandeln, indem dasselbe beim Zerstoßen und Anrühren der Mandeln mit Wasser unter dem Einfluß des Emulsins, welches sich gleichfalls in den Mandeln findet, in B., Cyanwasserstoff (Blausäure) und Zucker zerfällt. In gleicher Weise entsteht B. aus andern amygdalinhaltigen Pflanzenteilen. Es bildet sich ferner, wenn man der Benzoesäure C7H6O2 in stets sauer erhaltener Lösung durch Natriumamalgam Sauerstoff entzieht. Hippursäure wird in derselben Weise zersetzt, und darauf gründet sich die künstliche Darstellung von Bittermandelöl aus dem Harn grasfressender Tiere, welcher bekanntlich Hippursäure enthält. In der Technik stellt man B. aus Benzalchlorid durch Erhitzen auf 130–140°, durch Behandeln mit Ätznatron oder durch Lösen in konzentrierter Schwefelsäure bei 50° und Versetzen der Lösung mit Wasser, auch durch Behandeln von Benzylchlorid mit verdünnter Salpetersäure oder salpetersaurem Bleioxyd dar. B. ist eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,05, riecht und schmeckt scharf aromatisch nach bittern Mandeln, ist nicht giftig, löst sich in 30 Teilen Wasser, mischt sich mit Alkohol und Äther, siedet bei 180°, brennt mit leuchtender Flamme, oxydiert sich an der Luft, besonders im Licht zu Benzoesäure, verwandelt sich durch Reduktion in Benzylalkohol und zerfällt bei Rotglut in Benzol C6H6 und Kohlenoxyd. Man benutzt B. zur Darstellung von Anilingrün.
Benzenberg, Johann Friedrich, Physiker, Meteorolog und Publizist, geb. 5. Mai 1777 zu Schöller bei Elberfeld, studierte in Marburg Theologie, dann in Göttingen Mathematik. Von hier ging er als Lehrer an ein Erziehungsinstitut nach Hamburg und stellte dort 1802 auf dem Michaelisturm mit fallenden Bleikugeln Versuche zum Nachweis der Achsendrehung der Erde an, die er dann, nachdem er in Paris Fourcroy und Hauy gehört, in einem Kohlenschacht bei Schlebusch in der Mark wiederholte. Im J. 1805 erhielt er die Professur der Physik und Mathematik am Lyceum zu Düsseldorf und die Leitung der Landesvermessung zur neuen Katastration der bayrischen Lande. B. entwarf eine Landesvermesserordnung, gründete eine Schule für Geometer und verfaßte für diese sein „Handbuch der angewandten Geometrie“ (Düsseld. 1810, 3 Bde.; 2. Aufl. 1818). Sein Haß gegen Napoleon I. und das französische Gouvernement trieb ihn 1810 nach der Schweiz, wo er sich vorzüglich mit barometrischen Höhenmessungen beschäftigte. Nach dem Sturz Napoleons wandte er sich nach Paris. Als er aber die meisten der feurigen Hoffnungen, mit welchen er von Paris aus in der Schrift „Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers“ (2. Aufl., Dortm. 1815) den Morgen der Freiheit begrüßte, nicht in Erfüllung gehen sah, gab er seinem Unmut gegen das preußische Gouvernement in verschiedenen Schriften Ausdruck; hierher gehören: „Über die Staatsverwaltung des Fürsten von Hardenberg“ (Leipz. 1821), „Friedrich Wilhelm III.“ (das. 1821) und mehrere geniale, aber derbe Aufsätze im „Westfälischen Anzeiger“, welche ihm die Ungunst der preußischen Regierung zuzogen. Unter seinen übrigen zahlreichen Produktionen sind bemerkenswert: „Versuch, die Entfernung, Geschwindigkeit und Bahn der Sternschnuppen zu bestimmen“ (mit Brandes, Hamb. 1800); „Über die Bestimmung der geographischen Länge durch Sternschnuppen“ (das. 1802); „Versuch über das Gesetz des Falles, den Widerstand der Luft und die Umdrehung der Erde“ (Dortm. 1804, Hamb. 1824); „Beschreibung eines einfachen Reisebarometers“ (das. 1811); „Über das Kataster“ (Bonn 1818, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824); „Über die Sternschnuppen“ (Hamb. 1839); „Die Staatsverfassungen Deutschlands“ (Düsseld. 1845) u. a. Seit 1815 lebte B. im Dorf Bilk bei Düsseldorf, wo er sich 1844 eine Sternwarte, Charlottenruhe, erbaute, die er nebst einem bedeutenden Kapital der Stadt Düsseldorf vermacht hat. Hier starb er 8. Juni 1846.
Benzidam, s. v. w. Anilin.
Benzīn, ursprünglich Bezeichnung des aus Steinkohlenteer erhaltenen Benzols (s. d.), während gegenwärtig alle aus Teer und Erdöl abgeschiedenen flüssigen Kohlenwasserstoffe, die zwischen 60 und 100° destillieren, als B. im Handel vorkommen. Man unterscheidet daher Steinkohlenbenzin (Benzol), Petroleumbenzin und Braunkohlenbenzin. Diese Benzine sind chemisch ganz verschiedene Körper, sind aber sämtlich farblose, sehr flüchtige Flüssigkeiten von aromatischem Geruch, welche auf Papier einen verschwindenden Fettfleck machen, Kautschuk, Guttapercha, Fette lösen, in Alkohol und Äther, aber nicht in Wasser löslich sind und mit weißer, rußender Flamme brennen. Sie sind äußerst leicht entzündlich, und ihr Dampf bildet mit Luft ein höchst explosives Gemisch. Die deutsche Pharmakopöe versteht unter B. Petroleumbenzin und verbietet die andern Arten. Das Petroleumbenzin soll durch Destillation aus amerikanischem Erdöl dargestellt werden, besitzt das spez. Gew. 0,68–0,70, siedet bei 60–80°, besteht aus mehreren Kohlenwasserstoffen, von denen sich einige durch Wärme, Licht und Luft schnell verändern und einen höhern Siedepunkt annehmen. Man benutzt das B. zur Beschleunigung des Blutumlaufs, zur Anregung der Thätigkeit der Haut und der Schleimhäute und zur Vermehrung der Harnabsonderung. Es wirkt auch gärungswidrig und giftig auf alle niedern Tiere und wird deshalb bei gastrischen Leiden, gegen Eingeweidewürmer und äußerlich gegen Krätzmilben und Ungeziefer angewandt. In der Technik dienen die Benzine als Leuchtstoff, zur Verbesserung des Leuchtgases, zum Entfetten von Knochen, Wolle, Putzlappen, zur chemisch-trocknen Reinigung von Kleidungsstücken, zur Gewinnung von Ölen aus Samen, als Lösungsmittel für Kautschuk und Guttapercha, zum Konservieren kleiner Tiere, Pilze, Schwämme, zur Vertilgung von Motten,
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 704. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0704.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2021)