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Seite:Meyers b2 s0728.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Verstärkungsrippen, über welche der Länge nach, parallel mit der Achse, Bretter gelegt werden, so daß Radialschaufeln entstehen, an welchen Kreuzschaufeln aus Holz sitzen. Das Gehäuse ist gemauert, und damit ein möglichst dichter Schluß stattfindet, bekleidet man die Innenseite desselben mit Zement. Soll der Ventilator saugend wirken, so macht man die Drehung der Räder einander zugewendet. Tiefbaue müssen mit mindestens zwei Öffnungen gegen die Tagesoberfläche versehen werden, weil nur beim Vorhandensein von zwei Luftsäulen ein ausgiebiger Luftwechsel erzielt werden kann. Vorteilhaft wird der Wetterstrom geteilt, um jeder Bauabteilung einen besondern Zweig zu überreichen und nicht den ganzen Strom ungeteilt durch alle Abteilungen leiten zu müssen, da in diesem Fall die letzte Abteilung bereits sehr verschlechterte Wetter erhält. Zur Regulierung des Wetterstroms, der, sich selbst überlassen, den Weg einschlagen würde, welcher ihm den geringsten Widerstand bietet, dienen Wetterblenden, Wetterdämme und Wetterthüren.

Fig. 6.
Ventilator von Fabry.

In Fällen, wo die gewöhnlichen Ventilationsvorrichtungen versagen, oder wenn es sich um die Rettung eines Menschenlebens handelt, muß man zu Chemikalien seine Zuflucht nehmen. Zu letztern gehören Ätzkalk und Chlor. Mittels des Ätzkalks schafft man Kohlensäure aus Räumen weg, in denen sie sich angesammelt und von deren Anwesenheit man sich durch ein vorgeschobenes Licht überzeugt hat. Der Kalk wird in Wasser abgelöscht und als Kalkmilch, noch besser als Kalkwasser durch besondere Gefäße mittels einer Spritze oder mittels ins Kalkwasser eingetauchter Tannenzweige in die angefüllten Gasräume gebracht. Das Chlor zerstört Miasmen, die durch Faulen von Vegetabilien und Animalien oder Zersetzung von Mineralien entstanden sind. Man senkt z. B. in ein Absinken Chlorkalk oder ein Fläschchen mit Braunstein und Salzsäure ein und treibt später die chlorhaltige Luft durch Bewegung mittels auf- und abgelassener Tannenzweige aus (das „Büscheln“).

Zur Beleuchtung der Gruben dienen meist Kienspäne, Fackeln, gewöhnliche Lichter, offen und in Laternen, meist aber Lampen von mannigfacher Konstruktion, welche die Mannschaften selbst bei sich führen. Als Leuchtmaterial benutzt man meist Rüböl, da die Mineralöle mancherlei Mängel zeigen, namentlich in matten Wettern und bei Zugluft nicht gut brennen, auch leicht verlöschen. Eine besondere Lampe, die Sicherheitslampe, schützt gegen die Gefahren, welche durch schlagende Wetter entstehen. Stationäre Beleuchtung wird an Hauptfüllörtern und in Hauptförderstrecken in Anwendung gebracht und besteht ebenfalls in Lampen, die mit fettem Öl oder mit Erdöl gespeist werden; doch sind auch Gasbeleuchtung und elektrisches Licht mehrfach eingeführt worden.

Förderungsmethoden und Wasserhaltung.

Die Förderung hat den Zweck, die gewonnenen Fossilien von einem Ort zum andern zu schaffen. Die Fortbewegung der Massen erfolgt in söhliger, in fallender und in steigender Richtung, und man teilt sie hiernach in Strecken- und in Schachtförderung. Die Streckenförderung wird auf abfallendem und söhligem, selten auf 5–6° steigendem Terrain angewandt. In Pfeiler-, Strebe-, Bruchbauen und beim Ortsbetrieb füllen die Bergarbeiter die Fördergefäße an Ort und Stelle und schaffen sie nach dem Punkt ihrer Bestimmung. Bei Strossen-, Firsten- und Querbauen ist eine Zwischenförderung, die durch Tragen in kleinen Gefäßen, durch Stürzen in Rolllöcher und durch Ziehen mit dem Haspel bewerkstelligt wird, notwendig. Die eigentliche Streckenförderung erfolgt durch Tragen auf dem Rücken, durch Fahren im Karren, im Schlepptrog, in Hunden, in Wagen und in Schiffen. Die Laufkarrenförderung ist für kleine Gruben, meist Erzgruben, die wenigst kostspielige. Des Schlepptroges, der aus einem auf zwei an ihren Enden sehr gebogenen Kufen von hartem Holz ruhenden Kasten besteht, bedient man sich auf sehr niedrigen Strecken in Kohlen- und Kupferschieferabbauen. Er wird mittels eines Siehlens (Tragbandes) von dem Arbeiter gezogen und dient hauptsächlich in Steinkohlen- und andern Flözbergwerken zur Förderung aus Abbauen in die eigentlichen Förderstrecken. Hunde und Förderwagen sind Gefäße von rechteckiger Form bei verschiedener Höhe, die vier Räder haben und entweder auf den Sohlen der Strecken selbst, oder auf Pfosten, mit welchen dieselben belegt sind, oder auf eingebauten hölzernen und eisernen Schienenwegen gestoßen werden. Die Hunde besitzen verschieden hohe Vorder- und Hinterräder, bei Wagen sind dieselben gleich. Der ungarische Hund hat zwei Paar Räder, von denen die vordern 10, die hintern 20 cm Höhe haben und 15,5 cm voneinander entfernt sind. Die großen Räder, auf denen der Hund fortbewegt wird, müssen unmittelbar hinter dem Schwerpunkt liegen, damit der Arbeiter durch einen leisen Druck auf den ihm zugekehrten Teil des Gefäßes die Last auf diese zu liegen bringt. Die vordern Räder werden wenig und nur von ungeübten Stößern benutzt. Die Fortbewegung geschieht auf 15–30 cm breiten und 5 cm starken Pfosten, die durch versenkte Nägel auf die Einstriche befestigt sind. Der deutsche Hund spurt weiter, läuft auf einem besondern Gestänge auf allen vier Rädern und stößt sich deshalb leichter. Die Förderquantität, welche auf den deutschen Hund kommt, beträgt vier Kübel, die Gesamtleistung steht der des ungarischen Hundes um 1/4 nach. Der Schlepp- oder Flözhund (Fig. 7) wird in niedrigen Bauen, z. B. im Mansfeldischen, benutzt; er läuft auf vier Rädern und wird von dem Schlepper am Fuß, in höhern Strecken mit dem Sielzeug gezogen. Sowohl die deutsche als die englische Wagenförderung, durch welche die bei weitem überwiegendsten Fördermassen in den Gruben bewegt und

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 728. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0728.jpg&oldid=- (Version vom 22.3.2022)
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