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Seite:Meyers b2 s0765.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

(hrsg. vom Architektenverein, das. 1877); Friedel, Die deutsche Kaiserstadt B. (Leipz. 1882); Ring, Die deutsche Kaiserstadt B. (Prachtwerk, das. 1883, 2 Bde.); Dominik, Quer durch und rings um B. (Berl. 1883); „Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten“ (4. Aufl., das. 1882).

Zur Geschichte Berlins vgl. die „Publikationen des Vereins für die Geschichte Berlins“: 1) Folioschriften (Lfgn. 1–23), 2) Oktavschriften (Heft 1–21), 3) „Mitteilungen“ (Zeitschrift, seit 1884); „Der Bär“ (Zeitschrift, seit 1875); Nicolai, Beschreibung von B. und Potsdam (Berl. 1786, 3 Bde.); Wilken, Zur Geschichte von B. und seinen Bewohnern (historisch-genealogischer Kalender, das. 1820–23); Fidicin, Historisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte der Stadt B. (das. 1837–42, 5 Bde.); Derselbe, B., historisch und topographisch (2. Ausg., das. 1852); Streckfuß, B. seit 500 Jahren, Geschichte und Sage (das. 1863–65, 4 Bde.); Derselbe, B. im 19. Jahrhundert (das. 1867–69, 4 Bde.); Woltmann, Die Baugeschichte Berlins (das. 1872); Rosenberg, Die Berliner Malerschule (das. 1879); Schwebel, Kulturhistorische Bilder aus der deutschen Reichshauptstadt (Leipz. 1882); Derselbe, Renaissance und Rokoko, Abhandlungen zur Kulturgeschichte der deutschen Reichshauptstadt (Minden 1884).

Berlin, 1) Stadt in der brit. Provinz Ontario, Nordamerika, am Grand River, mit (1880) 4054 Einw. – 2) Stadt im nordamerikan. Staat Wisconsin, am Foxfluß, 150 km nordwestlich von Milwaukee, hat (1880) 3353 Einw., große Mühlwerke und eine Dampferverbindung mit der Green Bay des Michigansees.

Berlin, Rudolf, Augenarzt, geb. 2. Mai 1833 zu Friedland in Mecklenburg-Strelitz, studierte zu Göttingen, Würzburg, Erlangen und Berlin Medizin, unter Gräfe Augenheilkunde, war dann Assistent bei Pagenstecher in Wiesbaden und an der chirurgischen Klinik in Tübingen und errichtete 1861 in Stuttgart eine Augenklinik. 1870 habilitierte er sich für physiologische Optik an der technischen Hochschule, und 1875 wurde er Professor der vergleichenden Augenheilkunde an der Tierarzneischule in Stuttgart. B. betrieb zuerst die Augenheilkunde systematisch in vergleichender Weise und gibt seit 1882 die „Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde“ heraus, in welcher er eine Arbeit über den physikalisch-optischen Bau des Pferdeauges publizierte. Außerdem arbeitete er über die Exstirpation des Thränensackes, den Einfluß der Konvexgläser auf das exzentrische Sehen, die Sehnervendurchschneidung, die Netzhautablösung beim Pferde, die Pathologie und Anatomie der Thränendrüsen, Refraktion der Tieraugen etc. Für das „Handbuch der gesamten Augenheilkunde“ von Gräfe und Sämisch behandelte er die „Krankheiten der Orbita“ (Leipz. 1880).

Berlinchen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Soldin, am Ausfluß der Plöne aus dem Berlinchener See, durch eine Zweigbahn bei Glasow mit der Küstrin-Stargarder Eisenbahn verbunden, hat ein Amtsgericht, eine ev. Kirche, Taubstummenanstalt, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Fässern, Gerberei und Schuhmacherei und (1880) 4973 Einw.

Berline, viersitziger Reisewagen mit zurückschlagbarem Verdeck; in Frankreich Koupee erster Klasse. Berlingot, Halbberline ohne Rücksitz.

Berliner Blau, Name mehrerer tiefblauer Substanzen, welche auf verschiedene Weise, am häufigsten durch Fällung von Eisenoxydulsalzen mit rotem oder durch Fällung von Eisenoxydsalzen mit gelbem Blutlaugensalz, erhalten werden, früher allgemein als Verbindungen von Eisencyanür (FeCy2) mit Eisencyanid (Fe2Cy6) betrachtet wurden, nach neuern Forschungen aber komplizierter zusammengesetzt sind. Gießt man in eine Lösung von gelbem Blutlaugensalz eine zur Zersetzung desselben nicht hinreichende Menge von Eisenchloridlösung oder umgekehrt eine Eisenoxydulsalzlösung in überschüssige Lösung von rotem Blutlaugensalz, so entsteht ein tiefblauer Niederschlag (Fe2K2[Fe2Cy12]), welcher sich beim Auswaschen, sobald die Salze entfernt sind, plötzlich in Wasser löst (lösliches B.). Er ist tiefblau, amorph, verliert seine Löslichkeit bei 100°, wird aus den Lösungen durch Salze und Alkohol gefällt und gibt mit Alkalien Eisenhydroxyd und Kaliumeisencyanür; Eisenvitriollösung fällt aus seiner Lösung Turnbulls Blau (Ferroferricyanid) 2Fe5Cy12. Dies wird aus Eisenoxydulsalzlösung durch rotes Blutlaugensalz gefällt, ist tiefblau, aber etwas heller als das folgende, löst sich in Oxalsäure mit rein blauer Farbe, nicht in Wasser, gibt beim Erhitzen Blausäure und Eisenoxyd und beim Kochen mit Kalilauge gelbes Blutlaugensalz und Eisenhydroxyd. Wird Turnbulls Blau mit Salpetersäure oder wässerigem Chlor behandelt, so entsteht Williamsons Blau 2Fe9Cy18, welches auch aus Eisenoxydsalzlösungen durch gelbes Blutlaugensalz und aus der Lösung von löslichem B. durch Eisenoxydsalzlösung gefällt wird. Es ist tiefblau, geruch- und geschmacklos, nimmt beim Reiben starken Kupferglanz an, löst sich nicht in Wasser, gibt beim Erhitzen Eisenoxyd und Blausäure und verbrennt bei starkem Erhitzen an der Luft wie Zunder. Beim Kochen mit Ätzlauge gibt es gelbes Blutlaugensalz und Eisenhydroxyd. Es löst sich in Oxalsäure mit rein blauer, in weinsaurem Ammoniak mit violetter Farbe. Alle Sorten von B. enthalten Wasser und sind hygroskopisch, ein Teil des Wassers entweicht erst bei vollständiger Zersetzung. In der Technik wird ein im wesentlichen aus Turnbulls Blau bestehendes Präparat dargestellt, indem man eine Lösung von gelbem Blutlaugensalz mit Eisenvitriollösung fällt, den entstehenden weißen Niederschlag durch Kochen mit Salpetersäure und Schwefelsäure bläut, auswäscht, preßt und trocknet. Dies Pariser Blau ist sehr leicht, tiefblau, kupferglänzend, in Wasser unlöslich. Ein helles Stahlblau mit wenig Kupferglanz (Miloriblau) wird durch Oxydation des weißen Niederschlags mit Chromsäure erhalten. Auch aus der Mutterlauge von der Darstellung des roten Blutlaugensalzes, aus Gaskalk und Lamingscher Masse (der Gasanstalten) wird B. dargestellt. Im Handel versteht man unter Pariser Blau stets die reine Verbindung, unter B. dagegen Mischungen derselben mit Stärke, Schwerspat, Gips, Thon etc.; hellere Nüancen bilden das Mineralblau (Hamburger, Fingerhutblau), und eine Mischung von Pariser Blau mit viel Stärke zum Bläuen der Wäsche ist das Waschblau (Neublau). Pariser Blau ist recht luft- und lichtbeständig, bleicht aber doch nach und nach aus. Es besitzt sehr große Deckkraft und kann als Wasser- und Ölfarbe, aber nicht als Kalkfarbe benutzt werden, da es von Ätzkalk zersetzt wird. Säuren widersteht es recht gut, durch Schwefelwasserstoff aber wird es schmutzig. Mit rein gelber Farbe gibt es ein schönes Grün. Man benutzt es auch in der Buntpapierfabrikation, zum Buch- und Tapetendruck. Mit Leinöl gekocht, gibt es einen sehr schönen schwarzen, elastischen Lederlack (Blaulack), wobei es aber selbst ganz unverändert bleibt und aus dem Bodensatz wiedergewonnen werden kann. Lösungen von B. benutzt man

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0765.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)
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