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Seite:Meyers b2 s0767.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Jahr zuvor eine dritte Reise nach Rußland unternommen, die ihm die höchsten Ehren eingebracht hatte. Während seiner letzten Lebensjahre von seinen Landsleuten wenig beachtet, wurde er nach seinem Tod Gegenstand der Aufmerksamkeit des französischen Publikums, und neuerdings sind seine größern Werke in Paris durch wiederholte Aufführungen fast populär geworden.

Selten oder nie sind die Meinungen in künstlerischen Dingen so geteilt gewesen wie in Bezug auf B.’ Musik, und noch jetzt steht der Partei, die ihn als den französischen Beethoven betrachtet, eine andre schroff gegenüber, welche seiner Kunst jeglichen Wert abspricht. Nur über seine Meisterschaft in der Behandlung des Orchesters, dessen Ausdrucksfähigkeit er noch über Beethoven hinaus steigerte, ist man in allen Künstlerkreisen einerlei Meinung, und sein „Traité d’instrumentation“ (Par. 1844; deutsch von A. Dörffel, Leipz. 1864) hat ungeteilten Beifall gefunden. Das Gleiche gilt von seinen übrigen Schriften, welche nicht nur den geistreichen Menschen und Musiker, sondern auch eine edle, ausschließlich dem Ideal zugewandte Künstlernatur in jeder Zeile erkennen lassen. Es sind dies: „Voyage musical en Allemagne, etc.“ (1844); „Les soirées de l’orchestre“ (1853); „Les grotesques de la musique“ (1859) und „A travers chants“ (1862, 2. Aufl. 1872), beide letztere vorwiegend humoristischen Inhalts. Die meisten dieser Schriften erschienen in deutscher Übersetzung von Richard Pohl (Leipz. 1864, 4 Bde.). Nach seinem Tod erschienen die kurz vorher von ihm verfaßten, auch Briefe enthaltenden „Mémoires“ (Par. 1870; 2. Aufl. 1878, 2 Bde.; seine Reisen in Italien, Deutschland, Rußland und England betreffend) und „Correspondance inédite 1819–68“ (das. 1878). Vgl. Jullien, Hector B. (Par. 1882); Hippeau, B., l’homme et l’artiste (das. 1883–85, 3 Bde.); Ernst, L’œuvre dramatique de H. B. (das. 1884); Pohl, H. B., Studien und Erinnerungen (Leipz. 1884).

Berlocken (franz. Breloques), Kleinigkeiten, Spielwaren von Metall, Elfenbein, Porzellan u. dgl.; dann Ziergehänge am Uhrband oder an der Uhrkette, üblich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.

Berme (franz. Berme, Lisière), der horizontal gehaltene Absatz (Fig. a-a) bei Böschungen oder Erdanschüttungen von größerer Höhe, welcher ein Hinabrutschen

Berme.

der Erde aufhalten und den Erddruck auf den Fuß der Böschung vermindern soll. Eine Böschung mit steilerm Hang und zwischengelegten Bermen ist widerstandsfähiger als eine Böschung mit fortlaufendem, entsprechend sanfterm Hang. Zahl und Breite der Bermen (letztere meist 0,6–1,25 m) richten sich nach der Höhe der Anschüttung und nach der Beschaffenheit des angeschütteten Bodens und des Untergrundes. Bei Befestigungen sowohl im Feldkrieg als beim Festungsbau läßt man eine B. zwischen äußerer Brustwehrböschung u. Eskarpe des Grabens, sie dient bei höhern Wällen dann auch zur Aufnahme von Hindernismitteln (Verhauen, Hecken, Palissaden etc.), damit nicht der Absatz dem Gegner das Ersteigen der Brustwehr erleichtert. Der hinter dem Hindernis dann bleibende freie Raum heißt Rondengang (vgl. Festung). – Im Deichbau ist B. der Weg zwischen Damm und Ufer.

Bermeo, Stadt in der span. Provinz Viscaya, mit kleinem Hafen, beträchtlicher Fischerei, Ausfuhr von Fischkonserven und (1878) 7858 Einw. Geburtsort des Dichters Ercilla.

Bermondsey (spr. bérmö̆ndsi), Stadtteil von London (England), im SW., in Surrey, mit (1881) 86,606 Einw.; Hauptsitz der Gerber und Lederfabrikanten, mit großem Häutemarkt.

Bermudas (auch Somersinseln), eine Gruppe von 19 bewohnten Inseln und 161 unbewohnten Inselchen und Klippen im Atlantischen Ozean, unter 32°15′ nördl. Br. und 64°51′ westl. L. v. Gr., 965 km östlich vom Kap Hatteras in Nordcarolina entfernt, im Besitz Englands. Ein Korallenriff, die nördlichste Bildung dieser Art auf der Erde, umgibt die Inseln und umschließt eine ovale, 3–5 km lange Lagune, deren Zugänge eng und schwierig sind. Aus der Ferne erscheinen die B. als dunkelgrün belaubte Hügel, an deren Fuß der Ozean sich schäumend bricht; auf der Höhe ist der Boden dürr und sandig, in den Niederungen findet sich eine braune, sehr fruchtbare Dammerde. Trinkwasser wird durch sehr große Zisternen beschafft. Das Klima ist sehr mild und gesund; aber furchtbare Gewitter und Orkane, namentlich im Herbst, richten öfters große Verheerungen an. Die Inseln haben ein Areal von 50 qkm (0,9 QM.), wovon 3935 Hektar auf Bermuda oder Main Island, 286 Hektar auf St. George kommen, und (1883) 14,314 Einw., davon zwei Drittel Farbige. Früher trieben die Einwohner viel Schiffahrt in den kleinen, von ihnen selbst aus den auf den Inseln wachsenden Zedern erbauten Schiffen; die Dampfschiffe aber haben sie vom Meer verdrängt, und ihr Haupterwerbszweig ist jetzt der Anbau von Gemüsen, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten und roten Rüben. Sie versehen New York mit kostbaren Frühgemüsen, während sie sich selbst mit den von den Vereinigten Staaten eingeführten ordinären Lebensmitteln begnügen. Die Ausfuhr betrug 1883: 91,103, die Einfuhr 238,701 Pfd. Sterl. Weitere Hilfsquellen bieten die Beliebtheit der B. als klimatischer Kurorte im Winter und die englische Garnison, welche die auf der kleinen Insel Ireland gelegenen Kriegswerften (mit schwimmendem Dock) und die gepanzerten Batterien, welche den Zugang zu denselben verteidigen, besetzt hält. Hauptstadt ist Hamilton auf Main Island; aber wichtiger ist St. George auf der gleichnamigen Insel, mit gutem Hafen, der Schiffen während des Winters eine sichere Zuflucht bietet. Auch ist St. George Sitz eines deutschen Konsuls für die B. Verwaltet werden die Inseln durch einen Gouverneur, dem eine von den Landeigentümern gewählte Gesetzgebende Versammlung von 36 Mitgliedern zur Seite steht. Die Einkünfte betragen (1883) 30,764 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld 5484 Pfd. Sterl. Die B. wurden 1515 von dem Spanier Juan Bermudes (daher ihr Name) entdeckt und 1609 von Sir George Somers, der auf ihnen Schiffbruch litt, für England in Besitz genommen. Früher dienten dieselben als Strafkolonie. Vgl. Godet, Bermuda, its history, geology, climate (Lond. 1860); Lefroy, Discovery and settlement of the B. (das. 1879, 2 Bde.); Ogilvy, Bermuda past and present (das. 1883).

Bermudazeder, s. Wacholder.

Bermudez, Großstaat der südamerikan. Republik Venezuela, 1881 aus den frühern Staaten (jetzigen Sektionen) Barcelona, Cumana und Maturin gebildet, 83,522 qkm (1519 QM.) mit (1833) 267,251 Einw.

Bern, ein Kanton der Schweiz, grenzt westlich an die Kantone Waadt, Freiburg und Neuenburg sowie an Frankreich, nordöstlich an den deutschen Bezirk Oberelsaß, an Baselland und Solothurn, östlich an Aargau, Luzern, Unterwalden und Uri, südlich an Wallis und umfaßt ein Areal von 6889 qkm (125,1 QM.), ist somit der Fläche nach der zweitgrößte Kanton. Das Land,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 767. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0767.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)
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