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Seite:Meyers b2 s0808.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Beschneiden der Bäume, Sträucher und Topfgewächse. Über das Beschneiden von Bäumen, welche verpflanzt werden sollen, s. Baumsatz, der Obstbäume s. Obstbaumzucht. Bäume und Sträucher mit stark ausgebildeten Endknospen, gewöhnlich Blütenaugen, werden nicht beschnitten, ebensowenig Koniferen der Gattungen Abies, Araucaria, Cryptomeria, Picea, Pinus, Wellingtonia u. a., wenn sie ihre pyramidale Form behalten sollen; wo sie dagegen zu Hecken (s. Zaun) benutzt werden (Juniperus, Picea, Taxus, Thuja u. a.), werden sie durch Beschneiden zur Bildung von Seitenzweigen gezwungen und dadurch dichter. Auch beschneidet man Koniferen, wenn die danach sich entwickelnden jungen Triebe zu Stecklingen oder Edelreisern benutzt werden sollen, die meist, wie die Mutterpflanzen, pyramidal wachsen. Bäume und Sträucher werden, wenn sie zu hoch geworden, durch das Beschneiden verjüngt, indem man sie bis zur gewünschten Höhe verkürzt, stets aber mit Beibehaltung zahlreicher Seitenzweige, die immer zuerst austreiben und dadurch das Leben der Pflanze verbürgen. Einzelne Arten mit Gipfelblütenknospen werden erst nach der Blüte (im Frühjahr) stark zurückgeschnitten, z. B. Prunus triloba, wonach sie gewöhnlich noch Blütenknospen fürs nächste Jahr bilden. Ebenso beschneidet man zwei- und mehrmal blühende Rosen gleich nach der Blüte, indem, wie im Frühjahr bei beinahe sämtlichen Rosen, die Hauptzweige um 1/31/2 verkürzt, schwache Nebenzweige aber ganz entfernt werden. Einzelne Sorten, wie die gelbe Rose, Persian Yellow, und die Apfelrose, Rosa pomifera, bei denen die Blütenknospen stets an der Zweigspitze sich befinden, dürfen nicht beschnitten werden. Allen Sträuchern, deren Blüten sich an den jungen Trieben entwickeln, werden jährlich die jungen Zweige um 1/41/2 verkürzt, so bei Deutzia, Spiraea u. v. a. Im allgemeinen soll meist im Frühjahr und stets dicht über dem Auge geschnitten werden; nur bei Pflanzen mit starkem Mark, z. B. Rosen, geschehe der Schnitt mitten zwischen zwei Augen, weil sonst das Endauge vertrocknet. Am leichtesten schneidet man quer durch das Holz, nur wenig nach oben, mit einer scharfen Schere, größere Äste mit der Säge; die durch diese verursachten Wunden müssen aber mit dem Messer glatt geschnitten und durch Steinkohlenteer gegen Einwirkung der Luft geschützt werden. Die meisten Topfpflanzen werden beim Versetzen beschnitten, an den Wurzeln, wenn diese am Topfrand einen dichten Filz gebildet haben, der aufzulösen ist, an Stamm und Zweigen, wenn sie durch zu dichten Stand oder zu hohe Temperatur im Überwinterungsraum zu lang, „spillerig“, geworden sind und nun wieder kräftige Seitenzweige bilden sollen. Am sichersten erreicht man seinen Zweck, wenn das Beschneiden (und das Verpflanzen) beim Beginn des Wachstums ausgeführt wird. Dicke, fleischige Wurzeln dürfen nur mit Vorsicht, die von Palmen und Cykadeen aber nicht geschnitten werden. Die Wunden bei Pflanzen mit starkem Saftfluß (Oleander u. a.) sollte man durch Bestreichen mit Kollodium schließen.

Beschneidmaschine, s. Buchbinden.

Beschneidung (hebr. Milah, lat. Circumcisio, griech. Peritome), der bei mehreren Völkern, namentlich den Ägyptern, Westasiaten, Hebräern, Arabern, Kopten, Abessiniern, Kaffern, auch auf einigen Südseeinseln herrschend gewesene und teilweise noch herrschende Gebrauch, die Haut, welche die Eichel des männlichen Gliedes bedeckt, die Vorhaut (praeputium), mittels einer Operation durch das Messer hinwegzunehmen. Bei den Juden wird die Sitte auf den an Abraham ergangenen göttlichen Befehl (1. Mos. 24, 4) zurückgeführt; thatsächlich ist sie durch das mosaische Gesetz (3. Mos. 12, 3) eingeführt worden. Es wurden ihr auch alle Leibeignen und Fremde unterworfen, die sich in Israel niederließen und am Passah teilnehmen wollten; nur in Zeiten des religiösen und nationalen Verfalles ward sie unterlassen (1. Makk. 1, 15; Josephus, Ant., 12, 5, 1) oder durch Herabziehen der beschnittenen Vorhaut über die Eichel gegen Spott und Verfolgung zu verheimlichen gesucht, was man Epispasmus (griech., lat. recutitio) nannte. Was den Ursprung und Zweck der B. anlangt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Hebräer dieselbe von den Ägyptern entlehnt haben, bei denen sie aber nur in der Priester- und Kriegerkaste eingeführt war. Ihre Erklärung aus medizinischen und ähnlichen Gründen ist abzuweisen und ihre rein religiöse Bedeutung festzuhalten und zwar schon deshalb, weil die B. als Bundeszeichen gilt, als die Weihe und das Siegel der Zugehörigkeit zu dem erwählten priesterlichen Volk. Die B., welche vielleicht mit dem Phallosdienst der Ägypter zusammenhing, war den Israeliten als Zeichen des Bundes mit Gott ein Reinigungsakt. Den Idumäern zwang Hyrkanos, als er sie mit den Juden vereinigte (129 v. Chr.), den Ituräern Aristobul die B. auf. Bei den Arabern, die von Ismael, Abrahams Sohn von Hagar, den Ursprung der B. herleiten, war sie von jeher gebräuchlich; Mohammed behielt sie bei, und so fand sie als religiöse Satzung auch bei den Persern und Türken Eingang. Hier wird sie zwischen dem 6. und 15., am häufigsten aber im 13. Lebensjahr vollzogen (1. Mos. 17, 25), während die gesetzliche Vorschrift der Juden den achten Tag nach der Geburt dazu festsetzt. Die B. ward bei Juden und Ägyptern früher mit steinernem Messer ausgeführt, jetzt vollzieht dieselbe ein besonders dazu Angestellter (Mohel, „Beschneider“), in vielen Ländern unter Assistenz eines Arztes nach geordnetem Ritus. Außer den Juden und Mohammedanern üben die B. heutzutage die meisten afrikanischen Völker und Eingebornen Australiens sowie einzelne amerikanische Stämme, im ganzen ca. 200 Mill. Menschen.

Beschneidungsfest (Festum circumcisionis), der 1. Januar als der Tag der Beschneidung Jesu (Luk. 2, 21). Spuren der Feier dieses Tags finden sich erst seit den Zeiten Gregors d. Gr.

Beschnitt, Johannes, Männergesangskomponist, geb. 30. April 1825 zu Bockau in Schlesien, lebte in Stettin und starb daselbst 24. Juli 1880. Von seinen Männerchören sind mehrere („Ossian“, „Lethetrunk vom Rhein“, „Mein Schifflein“) weit verbreitet; auch veröffentlichte er Lieder für Eine Stimme.

Beschort, Friedrich Jonas, Schauspieler aus der Schröderschen und Ifflandschen Schule, geb. 14. Jan. 1767 zu Hanau, trat zuerst 1786 als Sänger in Worms auf, ward 1790 von Schröder in Hamburg engagiert und kam 1796 nach Berlin, wo er seitdem ein Liebling des Publikums blieb, 12. Okt. 1836 sein 50jähriges Jubiläum feierte, 1838 der Bühne entsagte und 5. Jan. 1846 starb. Sein Spiel und Vortrag waren künstlerisch einfach und edel, überall auf echt charakteristische Grundzüge gestützt, nie durch falsches Pathos oder Effekthascherei entstellt. Als meisterhafte Darstellungen Beschorts sind zu nennen: Shrewsbury in „Maria Stuart“, Riccaut in „Minna von Barnhelm“, Perin in „Donna Diana“ und Polonius im „Hamlet“.

Beschränkter Unterthanenverstand, ein in ironischem Sinn vielgebrauchter Ausdruck, verdankt seine

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 808. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0808.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2021)
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