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Seite:Meyers b2 s0839.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

abstumpft und aus keinem Grund geduldet werden darf. Man hatte aber auf der andern Seite auch eingesehen, daß durch Strafgesetze allein dem B. nicht zu begegnen ist. Vorbedingung für die Ausrottung der Bettelei ist eine zweckmäßige Organisation der Armenpflege, welche die wirklich Bedürftigen der Notwendigkeit enthebt, sich an die Mildthätigkeit der Einzelnen zu wenden. Neben den Anstalten der öffentlichen Armenpflege mögen dann Vereine bemüht sein, in Fällen gewissenhaft konstatierter Würdigkeit milde Gaben an die richtige Stelle zu leiten. Mit Rücksicht auf die besondere Erscheinungsform der Bettelei unterscheidet man: Hausbettel, der vielfach zur Bemäntelung von kleinen Gelegenheitsdiebstählen dient, Straßenbettel, Wanderbettelei (Vagabundentum), gewerbsmäßigen und betrügerischen Bettel. Am allerwenigsten darf der Mißbrauch der Kinder zum Zweck des Bettelns geduldet werden. Das deutsche Strafgesetzbuch bestraft Bettelei als Polizeiübertretung mit Haft (§ 361), gewohnheitsmäßige Bettler und solche, welche unter Drohungen oder mit Waffen gebettelt haben, können nach verbüßter Haft bis zu 2 Jahren in ein Arbeitshaus eingesperrt werden (§ 362). Den selbst Bettelnden sind diejenigen gleichgestellt, welche Kinder zum Betteln anleiten oder ausschicken oder die ihrer Aufsicht untergebenen, zu ihrer Hausgenossenschaft gehörigen Personen vom Betteln abzuhalten unterlassen. Bettelei unter Vorspiegelung körperlicher Gebrechen oder unter Behauptung falscher Thatsachen wird als Betrug durch die Gerichte geahndet. (Vgl. übrigens auch Armenwesen und Arbeitshäuser.)

Bettenhausen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Kassel, östlich bei Kassel, an der Losse und an der Eisenbahn von Kassel nach Waldkappel, hat ein Landkrankenhaus, eine Buntpapierfabrik, Stockfabrik, Holzschneiderei, einen Kupfer- und Messinghammer, eine Kunstmühle, Bierbrauerei und (1880) 1647 Einw. Dabei die Fasanerie Eichwald (Vergnügungsort) und die große Hessische Papierfabrik bei Niederkaufungen.

Bettfedern, s. Federn.

Bettina, s. Arnim 3).

Bettinelli, Saverio, ital. Schriftsteller, geb. 18. Juli 1718 zu Mantua, studierte in Bologna, wurde 1736 Jesuit, war 1739–44 Lehrer der schönen Wissenschaften in Brescia, ward 1748 Lehrer der Rhetorik in Venedig und leitete von 1751 bis 1759 die historischen und schönwissenschaftlichen Studien an dem unter der Aufsicht der Jesuiten stehenden Collegio de’ Nobili zu Parma. 1755 unternahm er eine große Reise durch Deutschland und Frankreich, besuchte auch Voltaire auf seinem Landgut Delives bei Genf und kehrte erst 1759 zurück. Nachdem er sich längere Zeit in Verona aufgehalten hatte, wurde er Professor der Beredsamkeit in Modena, zog sich aber nach der Aufhebung seines Ordens 1773 nach seiner Vaterstadt zurück, lebte dort ganz seinen litterarischen Arbeiten und starb 13. Sept. 1808. B. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Sein Hauptwerk ist. „Il risorgimento d’Italia negli studj, nelle arti e ne’ costumi dopo il mille“ (Bassano 1775, 2 Bde.), eine etwas oberflächliche, aber auf umfangreichen Quellenstudien beruhende und eingehend dargestellte Geschichte der italienischen Kultur seit dem 11. Jahrh. In seinen „Lettere dieci di Virgilio agli Arcadi“, welche gegen die übergroße Bewunderung und unverständige Nachahmung Dantes gerichtet sind, ging er in seinen Angriffen gegen diesen so weit, daß er großes Ärgernis erregte und zahlreiche Widerlegungen hervorrief. Seine Schrift „Dell’ entusiasmo dene belle arti“ (Mail. 1769; deutsch von Werthes, Bern 1778) ist in hochtrabendem Ton abgefaßt, ohne jedoch den Leser erwärmen zu können. Bettinellis übrige Prosawerke, wie z. B. seine „Lettere di una dama ad una sua amica sulle belle arti“ u. a., sind von geringerer Bedeutung. Von seinen Dramen, welche wenig Beifall fanden, ist „Serse“ noch das beste, und unter seinen vermischten Gedichten, die sich übrigens sämtlich durch Eleganz auszeichnen, werden die „Versi sciolti“ am meisten geschätzt. Die vollständigste, von ihm selbst besorgte Ausgabe seiner „Opere“ erschien Venedig 1799–1801, 24 Bde.

Betting (engl.), das Wetten, namentlich bei Wettrennen; b. office, Wettbüreau; b. ring, umschlossener Platz für die Wettenden.

Bettlerthaler (Pracherthaler), eine thalerförmige Münze mit dem Bilde des heil. Martin, der ein Stück seines Mantels abschneidet, um es einem Bettler zu geben. Geprägt wurden dergleichen von der gräflichen Familie von Horn (16. Jahrh.), vom Erzbischof von Mainz (1568), vom Grafen Günther von Schwarzburg (1606 u. 1608), von mehreren Schweizer Kantonen (1548–50) u. a.

Bettnässen, s. Harnabfluß.

Betto, Bernardino, ital. Maler, s. Pinturicchio.

Bettung, im allgemeinen jede feste Unterlage von gleichmäßiger Tragfähigkeit, namentlich zur Aufstellung von Maschinen; im Kriegswesen (Geschützbettung, plate-forme) die feste Unterlage, auf welche die Festungs- und Belagerungsgeschütze, mit Ausnahme derjenigen in Kasematten, sowie die Küstengeschütze zum Schießen gestellt werden. Man unterscheidet volle, Not- und gemauerte Bettungen. Erstere bestehen aus 3–7 (je nach der Schwere des Geschützes) Kreuzhölzern, Rippen, 4,5–6 m lang, parallel der Schußrichtung, quer darüber Bettungsbohlen,m lang und 0,3 m breit. Notbettungen können nur für leichte Geschütze und bei bestimmter Feuerrichtung, z. B. bei Flankengeschützen, angewendet werden und bestehen nur aus vier Bohlen, von denen je eine unter jedes Lafettenrad, zwei unter dessen Schwanz gelegt und verpfählt werden. Die Küstengeschütze stehen auf Bettungen, welche aus Beton in etwa 1 m Tiefe hergestellt werden. In den Beton ist der Pivotblock eingemauert und die Schwenkbahn für die Rahmenräder befestigt. Im Wasserbauwesen bezeichnet B. den Rost bei Schleusen und Gerinnen.

Betŭla L., s. Birke.

Betulaceen (birkenartige Gewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentaceen, strauch- und baumartige, laubwechselnde Holzgewächse mit wechselständigen, einfachen Blättern und freien, abfallenden Nebenblättern. Die Blätter haben eine runde, rhombische oder eiförmige Gestalt, einen meist doppelt gezahnten oder gesägten Rand und ausgeprägt fiederförmige Nervatur. Die Blüten sind getrennten Geschlechts und zwar einhäusig, männliche sowohl als weibliche stehen in Kätzchen. Diese stehen am Gipfel vorjähriger Zweige oder am Ende laubtragender Sprosse. Die männlichen Kätzchen sind walzenförmig und werden gebildet aus zahlreichen dicht stehenden, schildförmigen Deckschuppen (Brakteen), an welche inwendig noch 2 oder 4 Schüppchen (Vorblätter) angewachsen sind. Hinter jeder Deckschuppe stehen 3 Blüten, die entweder ein vierteiliges Perigon und 4 den Perigonteilen gegenüberstehende Staubgefäße (bei Alnus) oder ein mehr oder weniger rudimentäres Perigon und nur 2 in zwei Hälften gespaltene Staubblätter (bei Betula) besitzen. Die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 839. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0839.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2021)
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