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Seite:Meyers b2 s0894.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Vorsicht ist bei der Benutzung von Handschriften und kostbaren Werken von nöten, aber ihre Ausleihung und Versendung nicht unbedingt auszuschließen. Die Versendung von Büchern nach auswärts hat auf die Interessen der Benutzer am Ort Rücksicht zu nehmen, so daß häufig benutzte Bücher nicht zu versenden sind. Von dem Eintritt in die Bücherräume sind Personen, welche ernsten wissenschaftlichen Studien nachgehen, nicht ängstlich fern zu halten. Unterhaltungsschriften werden außer zu wissenschaftlichen Zwecken nicht ausgeliehen. Zeitlich ist die Entleihung an Fristen gebunden, nach deren Ablauf Prolongation stattfinden kann, die jedoch nicht ins Ungemessene bewilligt werden darf. Die Ordnung fordert eine halbjährliche allgemeine Rücklieferung sämtlicher ausgeliehener Bücher, wobei die zur Revision präsentierten Bücher gegen neue Empfangscheine sofort zurückgenommen werden können. Ohne Empfangschein darf kein Buch ausgeliehen werden. Über die ausgeliehenen und versandten Bücher ist ein Journal zu führen, in welches die Büchertitel, die Entleiher, Datum der Ausleihung und der Rückgabe eingetragen werden. – Was schließlich das Personal der Bibliothek angeht, so ist darauf zu sehen, daß das gesamte Personal, vom Chef bis zu den untergebenen Beamten, ein technisch geschultes und ausreichend besoldetes sei. Es handelt sich mit Einem Wort um die erst in den letzten Jahren zu allgemeiner Anerkennung und Geltung gelangte „Selbständigkeit des bibliothekarischen Berufs“, worüber die gleichnamige anonyme Schrift von Klette (Leipz. 1871) beachtenswerte Winke bietet.

Biblische Archäologie oder Altertumskunde, die Wissenschaft, welche uns den Natur- und Kulturzustand derjenigen Völker, auf welche die biblischen Schriften unmittelbar oder mittelbar Bezug nehmen, in den Zeiten, welche ebendiese Schriften umfassen, vorführt. Sie macht uns also mit den Verhältnissen bekannt, welche für das in den biblischen Büchern dargestellte, in wechselnden Erscheinungen sich entwickelnde Leben den festern Hintergrund bilden. Die jüdische und hebräische Archäologie ist ihr wichtigster Teil. Ihre Quellen sind: das Alte und das Neue Testament selbst; die Schriften des Josephus und Philo; ältere Teile der talmudischen Litteratur; die griechischen und römischen Schriftsteller; die spärlichen Kunstdenkmäler und die jüdischen Münzen aus der Makkabäischen Zeit; neuerdings auch die ägyptischen und assyrischen Denkmäler und Ruinen; endlich noch neuere Reisebeschreibungen u. s. f. Als Bearbeitungen derselben aus neuerer Zeit sind zu erwähnen: De Wette, Lehrbuch der hebräisch-jüdischen Archäologie (Leipz. 1814, 4. Aufl. 1864); Rosenmüller, Handbuch der bibl. Altertumskunde (das. 1823–27, 2 Bde.); Ewald, Die Altertümer des Volks Israel (3. Aufl., Götting. 1866); Saalschütz, Archäologie der Hebräer (Königsb. 1855–56, 2 Bde.); Keil, Handbuch der biblischen Archäologie (2. Aufl., Frankf. 1875); Roskoff, Die hebräischen Altertümer (Wien 1857); Haneberg, Die religiösen Altertümer der Bibel (2. Aufl., Stuttg. 1869); P. Scholz, Die heiligen Altertümer des Volks Israel (Regensb. 1869–70, 2 Bde.). Hierher gehören auch die sogen. Bibellexika, als deren erstes das „Dictionnaire historique et critique, chronologique et littéral“ (Par. 1722) des Benediktinermönchs Calmet gelten kann. Aus neuerer Zeit sind zu erwähnen: Winers „Biblisches Realwörterbuch“ (3. Aufl., Leipz. 1847–48); Schenkels „Bibellexikon für Geistliche und Gemeindeglieder“ (das. 1869–75, 5 Bde.); Smiths „Dictionary of the Bible“ (Lond. 1863, 3 Bde.; hrsg. von Abbott, New York 1868–70, 4 Bde.); Kittos „Cyclopaedia of Biblical literature“ (4. Aufl., Lond. 1876, 3 Bde.); Riehms „Handwörterbuch des biblischen Altertums“ (Leipz. 1884, 2 Bde.); Zellers „Biblisches Wörterbuch für das christliche Volk“ (3. Aufl. 1884); das „Biblische Handwörterbuch“, herausgegeben vom Kalwer Verlagsverein (1884 ff.); Ph. Schaffs „Dictionary of the Bible“ (3. Aufl., Philad. 1883).

Biblische Einleitung (Einleitung in die Bibel, Introductio s. Isagoge in Scripturam Sacram), derjenige Zweig der theologischen Wissenschaft, welcher sich mit dem Ursprung, der Geschichte und der Beschaffenheit der Bibel beschäftigt. Die b. E. behandelt in ihrem allgemeinen Teil die Entstehungsgeschichte des Kanon, die Geschichte des Textes, seiner Übersetzungen und Grundsprachen; im besondern Teil untersucht sie die Echtheit und Integrität der einzelnen Bücher, forscht nach Abfassungszeit und Verfassern, nach Veranlassung und Zweck derselben, bestimmt die allmähliche Entwickelung ihrer kirchlichen Autorität etc. Der Charakter der biblischen Einleitung ist demnach ein historisch-kritischer; sie betrachtet die Bibel unter dem Gesichtspunkt einer litterargeschichtlichen Erscheinung und ist in diesem ihrem rein wissenschaftlichen Charakter ein Produkt der neuern protestantischen Theologie. Der Name findet sich zwar schon im kirchlichen Altertum, aber die Sache zuerst bei Richard Simon („Histoire critique du Vieux Testament“, Par. 1678, und „Histoire critique du texte du Nouveau Testament“, Rotterd. 1689), und einer unbefangenen Forschung brach im Grund erst Semler in Deutschland Bahn. Ihm folgte z. B. Eichhorn („Einleitung ins Alte Testament“, Leipz. 1780–87, 3 Bde., „ins Neue Testament“, 1804–1827). Die moderne Periode eröffnete De Wette, „Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die Bibel Alten und Neuen Testaments“ (Bd. 1, 8. Aufl., Berl. 1869; Bd. 2, 6. Aufl. 1860). Gleichfalls Altes und Neues Testament umfaßt Bleek, „Einleitung in die Heilige Schrift“ (Bd. 1, 4. Aufl., Berl. 1878; Bd. 2, 3. Aufl. 1875). Öfter wurde neuerdings die Einleitung in das Alte Testament (Reusch, 4. Aufl., Freiberg 1870) oder in das Neue T. (Hilgenfeld, Leipz. 1875) gesondert behandelt.

Biblische Geschichte, im allgemeinen die Bearbeitung der historischen Elemente der biblischen Schriften, wobei entweder praktische, besonders pädagogische, oder rein wissenschaftliche Zwecke verfolgt werden. Im erstern Fall versteht man darunter das seit Anfang des vorigen Jahrhunderts so vielbearbeitete, erst in neuerer Zeit bezüglich seines pädagogischen Wertes bestrittene Schulbuch (Hübner 1714, in der Neuzeit Kohlrausch, Zahn, O. Schulz), im letztern eine auf historische Kritik sich gründende, nach den Regeln der historischen Kunst durchgeführte Darstellung des in den biblischen Büchern des Alten und Neuen Testaments enthaltenen geschichtlichen Stoffes.

Biblische Philologie (Philologia sacra), derjenige Teil der alten Philologie, welcher sich auf den Originaltext des Alten und Neuen Testaments bezieht. Es gehören also dazu das hebräische und das hellenistische (neutestamentliche) Sprachstudium; s. Bibel.

Biblische Theologie (biblische Dogmatik), die wissenschaftliche Darstellung des in der Bibel enthaltenen religiösen und sittlichen Gehalts. Sie will eine zusammenhängende Entwickelungsgeschichte der in der Bibel vertretenen religiösen Begriffswelt geben von den ersten Anfängen des hebräischen Volkstums an bis auf die Zeiten, in welchen das Christentum

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 894. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0894.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2023)
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