verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2 | |
|
Logik, Naturphilosophie und Geistesphilosophie in entsprechender Reihenfolge die Wissenschaft des Geistes, die Naturwissenschaft und die Lebensweisheit zu setzen seien. Außerdem schrieb er: „Die Wissenschaftslehre“ (Leipz. 1856–60, 3 Tle.); „Die Wissenschaft des Geistes“ (3. Aufl., Prag 1870); „Kants Kritik und die Hegelsche Logik“ (das. 1869); „Zur logischen Frage“ (das. 1870); „Pragmatische und wissenschaftliche Geschichtschreibung der Philosophie“ (das. 1870); „Metaphysik in ihrer Bedeutung für die Begriffswissenschaft“ (das. 1870); „Die Naturphilosophie“ (das. 1875); „Philosophie der Geschichte“ (das. 1884).
3) Gustav Woldemar, Freiherr von, Litterarhistoriker, geb. 5. März 1817 zu Marienberg, studierte in Leipzig und Heidelberg die Rechte und trat, nachdem er einige Zeit Advokat gewesen war, in den sächsischen Staatsdienst. 1849 ward er beim Eisenbahnwesen angestellt, 1851 Eisenbahndirektor in Chemnitz, 1858 in Leipzig; 1869 ward er zum Geheimen Finanzrat und Stellvertreter des Generaldirektors der königlich sächsischen Staatsbahnen ernannt. Er veröffentlichte außer vielen teils poetischen, teils technischen Schriften vornehmlich schätzenswerte Beiträge zur Goethe-Litteratur, wofür ihn 1865 die philosophische Fakultät in Leipzig mit ihrer Doktorwürde beehrte. Wir nennen davon: „Goethe und Leipzig“ (Leipz. 1865, 2 Bde.); „Zu Goethes Gedichten“ (das. 1870); „Goethe und Dresden“ (das. 1875); „Goethe und das sächsische Erzgebirge“ (Stuttg. 1877); „Goethe-Forschungen“ (Frankf. a. M. 1879). Auch gab er „Goethes Briefe an Eichstädt“ (Leipz. 1872) heraus.
4) Aloys Emanuel, hervorragender protestant. Theolog, geb. 2. März 1819 zu Winterthur, studierte in Basel und Berlin, erhielt, nachdem er seit 1843 eine Pfarrstelle zu Münchenstein bei Basel bekleidet hatte, 1850 eine außerordentliche, 1864 eine ordentliche Professur an der theologischen Fakultät in Zürich, wo er 25. Jan. 1885 starb. Außer zahlreichen Aufsätzen in den die fortschrittliche Theologie in der Schweiz vertretenden Zeitschriften: „Die Kirche der Gegenwart“ (1845–50) und „Zeitstimmen“ (1859–1871) sowie einer Biographie des Schweizer Theologen Heinrich Lang (Zürich 1876) veröffentlichte er: „Die freie Theologie“ (Tübing. 1844); „Leitfaden für den Religionsunterricht an höhern Gymnasien“ (Zürich 1859) u. a. Am bekanntesten wurde seine „Christliche Dogmatik“ (Zürich 1869, 2. Aufl. 1884), das klassische Werk der in Hegels Geist über Hegels konservative Tendenzen hinausgeschrittenen spekulativen Richtung innerhalb der heutigen Theologie.
Bièfve (spr. bjähw), Edouard de, belg. Maler, geb. 4. Dez. 1809 zu Brüssel, bildete sich auf der Kunstakademie daselbst und arbeitete dann von 1828 bis 1830 im Atelier des Historienmalers Paelinck. Schon 1828 war er mit einem mythologischen Bild: Eucharis und Telemach, aufgetreten, dem 1830 Masaniello und 1835 eine Geißelung Christi folgten. Bis dahin war er jener plastischen Malerei zugewandt, welche sein Lehrer aus der Davidschen Schule auf ihn übergeleitet hatte. Nun aber reihte er sich, indem er sich dem Studium van Dycks widmete, den drei großen Bahnbrechern der neuern belgischen Schule, Wappers, Gallait und de Keyser, an und zwar schon in seinem 1836 zu Brüssel ausgestellten Gemälde: Graf Ugolino und seine Söhne im Hungerturm zu Pisa, nach Dante. Nicht minder bedeutend war das folgende Werk: die letzten Augenblicke der Anna Boleyn. Sein berühmtestes Werk war das Gemälde: die Unterzeichnung des Kompromisses der niederländischen Edlen 16. Febr. 1566, welches für das belgische Nationalmuseum angekauft ward und mit Gallaits Abdankung Karls V. eine Wanderung durch Europa machte, welche namentlich in Deutschland eine vollständige Umwälzung im Sinn des Kolorismus hervorrief. Eine Originalwiederholung in kleinerm Maßstab besitzt die Berliner Nationalgalerie. Für den König von Preußen malte er: Karl I. von England, Rubens die goldene Ehrenkette umhängend; für den Sitzungssaal des Brüsseler Senats: Belgien, das Königtum gründend. Das Kompromiß hat er jedoch niemals wieder erreicht. Er starb, noch bei Lebzeiten vergessen, 7. Febr. 1882 in Brüssel.
Biegeleben, Ludwig Maximilian, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. 14. Jan. 1812 zu Darmstadt, studierte in Bonn und Gießen die Rechte und trat 1832 in darmstädtischen Justizdienst, ging aber bald zur diplomatischen Karriere über, ward 1840 hessischer Geschäftsträger in Wien, 1848 von Gagern als Unterstaatssekretär in das Reichsministerium des Auswärtigen berufen, wirkte als vorzüglicher diplomatischer Stilist eifrig für Wiederherstellung des alten Bundestags, trat 1850 als Sektionsrat in österreichischen Dienst und ward 1852 als Hofrat in der Staatskanzlei Referent über die deutschen Angelegenheiten im Ministerium des Äußern. Er war ein ebenso eifriger Ultramontaner wie Vorkämpfer der österreichischen Oberhoheit über den in seiner Unvollkommenheit zu erhaltenden Deutschen Bund und erbitterter Feind Preußens. Beim Fürstentag in Frankfurt 1863, der seine großdeutschen Bestrebungen krönen sollte, war er Protokollführer, 1864 auf der Londoner Konferenz zweiter Bevollmächtigter. Mit dem Jahr 1866 war seine politische Rolle ausgespielt. 1871 ließ er sich pensionieren und starb 6. Aug. 1872. Vgl. Vivenot, Ludwig, Freiherr v. B. (Wien 1873). – Sein Bruder Maximilian, geb. 23. Jan. 1813 zu Darmstadt, 1871–73 Präsident des Finanzministeriums daselbst, war 1874–78 Mitglied des deutschen Reichstags und gehörte zur Zentrumspartei.
Biegemaschine, mechan. Vorrichtung zum Biegen von Blech und Stangen in Winkeln oder nach Kreiskrümmungen. Zum Biegen von Blech etc. nach Winkeln besteht die B. aus einem festliegenden Backenpaar zum Einklemmen des Arbeitsstückes und einer starken Schiene, welche sich so vermittelst eines langen Armes vor dem Backenpaar im Bogen herbewegen läßt, daß sie das aus diesem herausstehende Blechende um die Kante des einen Backens herumlegt.
Biegemaschine. | |
Zum Rundbiegen besteht die B. aus den drei Walzen a, b, c (s. Figur), wovon a und b das Blech fassen und durch entsprechende Drehung gegen die dritte c schieben, welche es genau nach einem Kreis aufbiegt, dessen Halbmesser durch die Höhenlage von c bestimmt
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 900. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0900.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2022)