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Seite:Meyers b2 s0902.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

umgeben. – Der Ort B. ist zuerst 1015 (Bilivelde) nachzuweisen. Die Feste Sparrenburg stammt aus der Zeit Heinrichs des Löwen und diente in der Folge den Grafen von Ravensberg oft als Residenz. Doch stand B., welches im 13. Jahrh. Stadtrechte erhielt, bis zur Reformation unter der Herrschaft der Abtei Herford, von welcher dann die meisten weltlichen Hoheitsrechte auf die Herzöge von Jülich übergingen. Im Mittelalter gehörte B. zur Hansa. Die Reformation fand um 1545 in der Stadt Eingang, gleichzeitig wurden auch die Festungswerke erweitert. 1625 wurde B. vom Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg in Besitz genommen, 1626 aber wieder von den Kaiserlichen besetzt und erst 1646 dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm zuerkannt. Nachdem 1671 der Versuch des Bischofs von Münster auf einem Kreistag zu B., den Kurfürsten von Brandenburg für ein Bündnis mit Frankreich zu gewinnen, gescheitert war, wurde 1673 die Stadt von dem Bischof belagert, widerstand aber vermöge ihrer starken Befestigung. In der Nähe liegen der Johannisberg mit schönen Gartenanlagen und die Hünenburg. Vgl. Fricke, Die Stadt B. (Bielef. 1884); Michael, Chronik der Stadt B. (das. 1884 ff.).

Bielenstein, August, Sprachforscher, besonders um das Lettische verdient, geb. 4. März (20. Febr.) 1826 zu Mitau, studierte 1846–50 Theologie in Dorpat, ward 1852 Pfarrer zu Neu-Autz in Kurland und 1867 Pastor der deutschen Gemeinde in Doblen unfern Mitau. Sein Hauptwerk, wodurch er für die Kenntnis der lettischen Sprache grundlegend wirkte, ist das vortreffliche, von der Akademie in Petersburg preisgekrönte Buch „Die lettische Sprache nach ihren Lauten und Formen“ (Berl. 1863–64, 2 Bde.), dem sich in kürzerer Fassung die „Lettische Grammatik“ (Mitau 1863) und als populäres Handbüchlein „Die Elemente der lettischen Sprache“ (das. 1866) anschlossen. Seit 1864 Präsident der Lettischen litterarischen Gesellschaft in Mitau, veranlaßte B. die Bearbeitung eines „Lettischen Wörterbuchs“ (durch Ulmann, Riga 1872, Bd. 1) und übernahm die sprachliche und exegetische Revision der lettischen Bibel (Mitau 1877). Daneben gibt er eine große Sammlung lettischer Volkslieder heraus und veröffentlichte „Tausend lettische Rätsel, übersetzt und erklärt“ (Mitau 1881). Das „Magazin der Lettischen litterarischen Gesellschaft“ enthält viele wertvolle Aufsätze von B.

Bieler See, s. Biel.

Bielitz, Stadt in Österreichisch-Schlesien, an der galizischen Grenze, an der Biala, welche B. von der galizischen Stadt Biala trennt, und an der Linie Dzieditz-Saybusch der Ferdinands-Nordbahn gelegen, hat ein altes Schloß des Fürsten Sulkowskij mit schönem Park, 1 katholische und 1 prot. Kirche, 1 ev. Waisenhaus, 1 Handels- und Gewerbebank, 1 Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und (1880) mit den 3 Vorstädten 13,060 Einw. Die industrielle Thätigkeit erstreckt sich vornehmlich auf Schafwollverarbeitung, in welcher Branche B. mit der Nachbarstadt Biala nächst Brünn und Reichenberg den ersten Rang in der österreichisch-ungarischen Monarchie behauptet (56,000 Spindeln, 1600 mechanische Webstühle, 3000 Arbeiter; vgl. Haase, Die Bielitz-Bialaer Schafwollwarenindustrie, Bielitz 1874). Der Tuchhandel ist besonders nach Galizien, Ungarn und dem Orient sehr lebhaft. Außerdem hat B. Fabriken für Maschinen, Kratzen, Drahtnägel, Schrot und Papier, 1 Flachsspinnerei und 1 Gasanstalt. Es ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für den Landbezirk B.), eines Bezirksgerichts und eines Hauptzollamts.

Biella, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Novara, rechts am Cervo, mit der Linie Mailand-Turin durch Zweigbahn verbunden, amphitheatralisch an einem Hügel hinaufgebaut und daher in Ober- und Unterstadt geteilt, jene mit einem großen, von Bogengängen umgebenen Platz, an dessen einer Seite sich der Palazzo Civico, an der andern der des Fürsten della Cisterna, dazwischen das unsaubere Judenquartier befindet. Unter den zehn Kirchen ist die schöne Kathedrale hervorzuheben. Die Einwohner, deren Zahl (1881) 11,662 beträgt, betreiben Tuch-, Papier- und Eisenwarenfabrikation und Handel mit Seide, Wein, Öl, Hanf und Kastanien. B. hat ein königliches und ein bischöfliches Gymnasium, ein Seminar, eine Notariats- und eine technische Schule und ist Sitz eines Bischofs und zweier Tribunale. 7 km nördlich liegt am Berg Mucrone, 1250 m hoch, die besuchte Wallfahrtskirche Madonna d’Oropa, in welcher alle hundert Jahre ein achttägiges Fest gefeiert wird (zuletzt 1825).

Bielmaus, s. v. w. Siebenschläfer.

Bielowski, August, poln. Gelehrter und Dichter, geb. 1806 zu Krechowiec, studierte in Lemberg und begann seine litterarische Thätigkeit mit Übersetzungen serbischer Volkslieder (1830) und der alten kleinrussischen Igor-Dichtung (Lemberg 1833). Unter seinen eignen Dichtungen ist die historische Rhapsodie „Piesne o Henryku Poboznym“ die bedeutendste. Erst in spätern Lebensjahren widmete sich B. ausschließlich historischen Studien. Sein „Wstep krytyczny do dziejów Polski“ (Lemb. 1850), worin er Dacien als die Urheimat des polnischen Stammes bezeichnet, leidet an willkürlichen Kombinationen und ist von andern polnischen Geschichtsforschern, namentlich von Bartoszewicz (1852), aufs schärfste verurteilt worden. Am verdienstlichsten ist die Veröffentlichung der „Monumenta Poloniae historica“ (1874 bis 1876, 3 Bde.). B. starb 12. Okt. 1876 als Direktor der Ossolinskischen Bibliothek in Lemberg.

Bielshöhle, Stalaktitenhöhle im Harzgebirge, im braunschweig. Fürstentum Blankenburg, westlich von der Baumannshöhle (s. d.), in der rechten Bergwand des Bodethals, 33 m über der Thalsohle. Sie wurde schon um 1672 aufgefunden, aber erst 1788 zugänglich gemacht und nach dem Götzen Biel, welcher vorzeiten auf dem Berg, in welchem sie sich befindet, einen Altar gehabt haben soll, benannt. Sie hat 12–15 Hauptabteilungen mit einer Gesamtlänge von 210 m. Unter den mehr zierlichen als großartigen Stalaktiten, welche die Höhle schmücken, nehmen die der sogen. Einsiedlergrotte den ersten Rang ein.

Bielski, Martin, poln. Geschichtschreiber, geb. 1495 zu Biala, kam jung an den Hof des Krakauer Woiwoden Kmita, kämpfte mit in der Schlacht bei Obertyn 1531 und starb 1575 in Biala. Seine „Kronika swiara“ (Krakau 1550 u. 1564), eine Geschichte von der Schöpfung bis auf Bielskis Zeit, und „Kronika polska“ (das. 1597, von seinem Sohn Joachim, Sekretär König Siegmunds III., bis 1597 fortgesetzt), eine Geschichte Polens, sind für das Entstehen der polnischen Prosa epochemachend und die ersten eigentlichen Geschichtswerke in polnischer Sprache. Beide Chroniken wurden 1617 vom Bischof von Krakau verboten. Sonst schrieb B.: „Sprawa rycerska“, eine Darstellung des Kriegswesens alter und neuer Zeit, und zwei satirische Gedichte, in welchen er die Polen zur Einigkeit und Tapferkeit ermahnt.

Bien (franz., spr. bjäng), wohl, gut, sehr, viel; das Wohl; b. public (spr. püblik), öffentliches Wohl, Gemeinwohl; b.-aimé (spr. bienn-eme), vielgeliebt, Liebling (Beiname Ludwigs XV. von Frankreich).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 902. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0902.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2022)
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