verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2 | |
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Verhärtung von Drüschen entstandenen Erhabenheiten besetzt; die Blätter sind vorherrschend rauten- oder deltaförmig, doppelt gesägt, die Blattstiele nie behaart. Der Baum hat eine mehr verlängerte, eiförmige Krone mit schwachen, oft tief herabhängenden Ästen, und da die Blätter kleiner sind als bei der nordischen B., so ist die Krone durchsichtiger. Die Hängebirke findet sich vorherrschend im mittlern Europa und im Orient, aber auch in Sibirien. Sie bildet wie die vorige Art viele Abarten, welche aber um so schwerer zu unterscheiden sind, als die B. sowohl nach den einzelnen Individuen als nach den verschiedenen Zuständen ihrer Entwickelung und forstlichen Behandlung ungemein veränderlich ist.
Die B. wächst in der Jugend schnell, erreicht ein Alter von 140 Jahren, eine Höhe von 25–30 m und eine Stärke des Stammes von nur ausnahmsweise viel mehr als 40 cm im Durchmesser. Der selten gerade Stamm treibt wenige starke Äste, so daß 60jährige Bäume nur 3–4 Proz. über 8 cm starkes Astholz liefern. Stämme von 5 cbm Holzmasse sind schon in Litauen nicht selten. Die B. hat von allen unsern Waldbäumen die kleinste Wurzelverbreitung; sie ist sehr genügsam, gedeiht am besten in frischem, nicht zu bindigem Lehm- und feuchtem, humusreichem Sandboden; auf zu trocknem oder zu nassem Boden verkrüppelt sie zum niedrigen Busch. Sie findet sich in Deutschland im Flachland ebenso wie in den Gebirgen bis zu 500 m Höhe, ihre Polargrenze stimmt mit der der Nadelhölzer nahe überein. Sie bedarf nur sehr wenig Sonnenwärme, um ihr Wachstum zu beginnen, belaubt sich schon, wenn die Tageswärme über 6° R. steigt, und verliert ihre Blätter im Herbst, wenn dieser Wärmegrad nicht mehr erreicht wird. Dies befähigt sie, wenigstens als Strauch, bis zu den baumlosen Polarländern vorzudringen. Ihre Vegetationszeit beträgt in Westeuropa über sechs Monate, in Lappland aber, wo sie die Baumgrenze erreicht, nur drei Monate. An der Nordseite der Grimsel geht sie bis 1910 m, bei Hammerfest unter 701/2° nördl. Br. noch bis 250 m Höhe. In Deutschland ist die B. früher nur als Mischholz im Einzelstand vorhanden gewesen. Östlich der Weichsel bildet sie ausgedehnte reine Bestände. Ihr Anbau in Deutschland datiert aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, wo derselbe ein willkommenes Mittel bot, die durch lange Mißwirtschaft ermüdeten und verödeten Waldböden wieder anzubauen. In neuerer Zeit leistet sie als Mischholz im Hochwald, als Oberholz im Mittelwald, als Schutzbaum beim Schirmschlagbetrieb (s. d.) gute Dienste. Ihr Same, der schon von 20jährigen Bäumen reichlich erzeugt wird, keimt sehr leicht; aber die flach bewurzelten Keimlinge gehen durch Trockenheit und Unkräuter leicht zu Grunde. Stockausschläge bilden sich nur an jungen Bäumen und kommen aus den untersten Teilen des Stockes und den bloßliegenden dicken Wurzelhälsen hervor. Man erzieht die Birken leicht und sicher durch Pflanzung zwei- bis fünfjähriger Pflänzlinge, welche aus den Schlägen genommen werden, wo sie aus Anflug von selbst wachsen. Die B. ist Krankheiten wenig ausgesetzt, auch leidet sie wenig durch Feinde; nur von der Raupe der Nonne, Liparis monacha L., wird sie bisweilen entblättert. Sie liefert ein dichtes, feines, sehr zähes Nutzholz, welches zu Leiterbäumen, Felgen, Deichseln, Radzähnen etc. benutzt wird. Wimmerig gewachsenes Holz dient hauptsächlich zu Möbeln, Maserholz zu Gewehrschäften, Pfeifenköpfen, Dosen etc. Als Brennholz gehört das Birkenholz zu den harten Hölzern, es brennt hell, hitzt stark und gibt, wie auch die Kohle, ein beständig lebhaftes Feuer. Die Birkenreiser werden zu Besen und Deckreisig sowie als Wieden zum Binden gebraucht. Sonst spielten sie als Spießruten eine große Rolle. Die harzreiche weiße Rinde ist fast unverweslich und schützt sogar andres Holz gegen Fäulnis; man legt sie daher den Schwellen und Balken unter, die feucht oder auf Steinen liegen. In den nördlichen Ländern dient sie zu Gefäßen, Kleidungsstücken, Schuhen und vorzüglich zur Unterlage der Rasendächer. In Frankreich pflegt man auch Stricke und Hirtenhörner daraus zu verfertigen. Die Gerber benutzen sie als Zusatz zu der Treibfarbe, welche die Häute auflockert und zur Aufnahme des Gerbstoffes vorbereitet. Die Blätter dienen zur Schaffütterung, zum Gelbfärben und zur Bereitung von Schüttgelb. Ältere Stämme liefern im Frühjahr beim Anbohren das zuckerreiche Birkenwasser, aus welchem Birkenwein bereitet werden kann. Aus der Rinde und Wurzel erhält man durch trockne Destillation den Birkenteer und das Birkenöl, welche zur Bereitung von Juchtenleder, zu Rumessenz und Parfümen, auch arzneilich benutzt werden. Ein aus dem Stamm gewonnenes Harz dient in Rußland gegen Gicht und scheint schon in prähistorischer Zeit als Amulett zu gleichem Zweck benutzt worden zu sein.
Die Strauchbirke (B. fruticosa Pall.) ist nur strauchartig, hat stets mit weißen Erhabenheiten besetzte Zweige und nur in der Jugend schwach behaarte Blätter. Sie findet sich nur im Norden auf Mooren, im südlichen Sibirien, in Daurien und in der Mandschurei, aber auch auf den kalten Hochmooren Bayerns. 3. Gruppe: Zwergbirken, niedrige Sträucher mit rundlichen oder eirunden Blättern, deren Mittelnerv nur wenige gebogene Hauptäste absendet, zwischen welchen ein sehr deutliches Adernetz hervortritt. Hierher gehören: Die Alpenbirke (B. alpestris Fr.), im hohen Norden Europas, in Island und Grönland. Die Zwergbirke (B. nana L., s. Tafel „Birke“), ein fast am Boden kriechender Strauch von höchstens 60 cm Höhe, mit selten über fingerdick werdenden Stämmchen, glatten Zweigen, kleinen, runden, glatten, kurzgestielten, gekerbten Blättern, findet sich auf den höchsten Mooren des Riesengebirges, des Harzes und auf den Alpen, häufiger im nördlichen Europa, in Nordasien, Kanada und in Grönland. Aus den feinen Wurzeln verfertigen die Lappländer schöne Decken.
Birken, Siegmund von, Dichter, geb. 5. Mai 1626 zu Wildenstein bei Eger als der Sohn des evangelischen Geistlichen Betulius, der später ein Predigtamt in Nürnberg erhielt, studierte in Jena seit 1643 zuerst die Rechte, dann Theologie, wurde 1645 in Nürnberg unter dem Namen Floridan Mitglied des Pegnitzschäferordens und übernahm 1646 die Erziehung des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel und seines Bruders. Das Verhältnis löste sich aber schon nach Jahresfrist, und B. kehrte 1648 nach Nürnberg zurück, wo er in höherm Auftrag zur Friedensfeier (1650) das Festschauspiel „Teutscher Kriegs Ab- und Friedens Einzug“ (Nürnb. 1650) verfaßte. Infolgedessen wurde er 1654 in den Adelstand erhoben, worauf er seinen latinisierten Namen ins Deutsche rückübersetzte und sich „v. B.“ nannte. Nachdem er von 1657 bis 1660 in Baireuth gelebt, kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er 12. Juni 1681 starb. B. ist in seinen lyrischen und sonstigen Gedichten noch mehr als die andern Pegnitzschäfer affektiert und geschraubt, ein Versvirtuose
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 965. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0965.jpg&oldid=- (Version vom 21.2.2023)