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Seite:Meyers b2 s0972.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Geschichte. Damals (1643) lieferte es den Parlamentstruppen Waffen und wurde als Strafe vom Prinzen Rupert niedergebrannt. Als nach der Restauration Karls II. metallene Zieraten Mode wurden, bemächtigte sich B. des neuen Industriezweigs und behauptet darin auch noch heutigestags die Oberhand. Mit Einführung der Dampfmaschine (seit 1780) ist seine Industrie stetig zu dem heutigen Umfang angewachsen. Jetzt ist B. Sitz der Radikalen, aber zur Zeit der französischen Revolution (1791) brannte der Pöbel das Haus des freisinnigen Priestley (s. d.) nieder. Vgl. Langford, Modern B. and its institutions (Birmingh. 1873–77, 2 Bde.); Bunce, History of the corporation of B. (das. 1878). – 2) Vorstadt von Pittsburg (s. d.).

Birnam, Hügel bei Dunkeld (Schottland), 303 m hoch, mit schöner Aussicht auf das Taythal, ist bekannt aus Shakespeares „Macbeth“ durch den ihn früher bedeckenden königlichen Forst (Birnamwald).

Birnäther, Fruchtäther vom Geruch der Birnen, ist im wesentlichen Essigsäureamyläther, in Alkohol gelöst; die Birnessenz mischt man aus 30 Teilen dieses Äthers mit 3 Teilen Essigäther und 165 Teilen Alkohol. B. wird in der Konditorei benutzt.

Birnbaum (Pirophŏrum Med.), Gruppe der Pflanzengattung Pirus (s. d.), nach Linné eine Art dieser Gattung, P. communis, von welcher die zahlreichen Kulturvarietäten abgeleitet wurden. Unser sogen. wilder B. (P. Achras Gärtn.), welcher nicht selten in unsern Wäldern, mehr noch in Süddeutschland und besonders in Südeuropa vorkommt, stammt wahrscheinlich aus China und ist bei uns nur verwildert. Von ihm stammen die meisten und zwar gerade die bessern Birnen ab, obwohl auch noch P. elaeagnifolia Pall., vom kaukasischen Isthmus, aus Kleinasien und Armenien, und P. persica Pers., aus Syrien, Arabien und Persien, durch Kultur und mehr noch durch zufällige Kreuzung zur Vermehrung unsrer Birnsorten beigetragen haben. Man kann durch direkte Versuche darthun, daß alle Formen des sogen. wilden Birnbaums durch Aussaat unsrer bessern Birnen entstehen. Man zählt gegenwärtig schon über 700 in Gestalt und Güte verschiedene Birnsorten und unterscheidet nach Lucas Sommerbirnen, die ihre vollkommene Reife am Baum erlangen und vor Ende Oktober vollständig fleischreif sind; Herbstbirnen, welche von Anfang September bis Mitte November zeitigen und meist einige Wochen lagern müssen, ehe sie völlige Fleischreife erreichen; Winterbirnen, die gewöhnlich zwei Monate und länger lagern müssen und erst von Mitte November an, im Dezember, Januar etc. fleischreif werden. Diese Gruppen werden nach der Form der Birnen weiter eingeteilt in platte, rundliche (meist kreiselförmige), längliche (Längsdurchmesser bis ¼ größer als der Querdurchmesser) und lange (Längsdurchmesser mehr als ¼ größer als der Querdurchmesser). Die so erhaltenen zwölf Klassen werden in Ordnungen geteilt, indem man grundfarbige (mit grüner, weißer, gelber Schale ohne beträchtliche Röte und ohne stärkern Rostüberzug), gefärbte (mindestens zu 1/3 auf der Sonnenseite deutlich und konstant rot) und rostfarbige Birnen (ganz oder größtenteils mit Rost bedeckt) unterscheidet. Dazu gibt es noch drei Unterordnungen: mit regelmäßigem, sternförmigem Kelch, mit aufgerichtetem, blätterigem und mit unvollkommenem, hornartigem oder fehlendem Kelch. Das natürliche System von Lucas enthält die in folgender Übersicht verzeichneten 15 Familien:

Einteilung der Birnen nach Lucas.

S = Sommerbirne, H = Herbstbirne, W = Winterbirne. D zum Dörren, C zur Obstweinbereitung geeignete Sorten. * bedeutet Tafelobst, Wirtschaftsobst; Verdoppelung der Zeichen gibt höhern, ein ! ganz besondern Wert an.

1) Butterbirnen mit völlig schmelzendem Fleisch, von wahrer Birnform und regelmäßigem Bau, meist länger als breit, selten gleich breit und lang, aber nie am Stiel stark abgeplattet: Pfirsichbirne S**, Amantis Butterbirne S**†, Madame Treyon S**!, Leckerbissen von Angers H**!, weiße Herbstbutterbirne H**!†, Colomas Herbstbutterbirne H**†, Comperette H**†, Herbstsilvester H**!†, Gellerts Butterbirne H**!†, Liegels Winterbutterbirne W**!†, Winterdechantsbirne W**!†, Diels Butterbirne W**!†, Dechantsbirne von Alençon W**!†, die Arenberg W**!†.

2) Halbbutterbirnen, den vorigen gleich, nur mit halb schmelzendem Fleisch: runde Mundnetzbirne, Sommerbergamotte S**†, grüne Sommer-Magdalene S**, Madame Verté W**!.

3) Bergamotten mit völlig schmelzendem Fleisch, platt oder rundlich, namentlich am Stiel abgeplattet: Madame Favre S**!, Esperens Herrenbirne S**††, rotgraue Dechantsbirne H**!†, Olivier du Serres W**!, Zephirin Gregoire W**!†.

4) Halbbergamotten, von der Form der vorigen, mit nur halb schmelzendem Fleisch: Juli-Dechantsbirne S**.

5) Grüne Langbirnen mit schmelzendem und halb schmelzendem Fleisch, länglich und lang, grün, nicht oder wenig berostet, auch bei völliger Reife grün oder grünlichgelb: grüne Tafelbirne S**†, Sparbirne S**†, punktierter Sommerdorn H**††, Pastorenbirne H*††, neue Poiteau H**†, Graf Canal W**!, Saint-Germain W**!†.

6) Flaschenbirnen mit schmelzendem und halb schmelzendem Fleisch, länglich und lang, grünlichgelb oder gelb, mit zimtfarbigem oder rotgrauem Rost: Marie Luise H**!†, van Mons Butterbirne H**!†, Boscs Flaschenbirne H**!†, van Marums Flaschenbirne H*††.

7) Apothekerbirnen mit schmelzendem oder halb schmelzendem Fleisch, von unregelmäßiger, beuliger oder höckeriger Form, von gleichem oder ungleichem Längen- und Breitendurchmesser: Clapps Liebling S**!, Butterbirne von Ghelin H**!, Vereins-Dechantsbirne H**†, Napoleons Butterbirne H**!†, Hardenponts Leckerbissen H**!, Nikitaer Apothekerbirne H*††, Grumkower Butterbirne H**†, General Totleben H**†, Fortunée W**!†, Winter-Apothekerbirne W*††!, Hardenponts Winterbutterbirne W**!†.

8) Russeletten, kleine oder mittelgroße Birnen mit schmelzendem oder halb schmelzendem, zimtartig gewürztem Fleisch, länglich, ganz oder doch auf der Sonnenseite braunrot, meist mit Rost versehen: gute Graue S**!††, Forellenbirne H**!†.

9) Muskatellerbirnen, kleine und mittelgroße Sommer- oder frühe Herbstbirnen, meist länglich, mit Bisamgeschmack.

10) Schmalzbirnen, mittelgroße und große, noch zu den Tafelbirnen zu zählende Früchte mit schmelzendem oder halb schmelzendem Fleisch, lang oder länglich und nicht in den ersten neun Klassen inbegriffen: römische Schmalzbirne S**††!, van Marums[WS 1] Schmalzbirne H*††, zimtfarbige Schmalzbirne *††.

11) Gewürzbirnen, kleinere, längliche und rundliche Birnen von derselben innern Beschaffenheit wie die Schmalzbirnen sowie von etwas größern Früchten, nur die rundlichen und platten, nicht die länglichen, die vielmehr zu den Schmalzbirnen gehören.

12) Längliche Kochbirnen mit hartem oder rübenartigem, nur selten halb schmelzendem Fleisch, nicht zum Rohgenuß geeignet, nicht herb, sondern fade oder fadsüß, mit größerm Längen- als Breitendurchmesser: Senfbirne H††!, Kamper Venus W††!, Veldenzer Birne W††!, Queenbirne W††!, schöne Angevine W††.

13) Rundliche Kochbirnen, von gleicher Qualität wie die vorigen, beide Durchmesser gleich oder der der Höhe kleiner als der der Breite: Kuhfuß S††!, Schneiderbirne S††D, Wittenberger Glockenbirne H††C, Schnackenburger Winterbirne W††, Wildling von Hery W*††.

14) Längliche Weinbirnen, nicht zum Rohgenuß geeignet, mit brüchigem, rübenartigem oder selbst halb schmelzendem Fleisch, entschieden herbem, adstringierendem Geschmack, länglich: späte Grünbirne S*††D, Knausbirne S††, gelbe Wadelbirne S††!, Träubles Birne H††C.

15) Rundliche Weinbirnen, von derselben innern Beschaffenheit wie die vorigen, aber rundlich: Rummelter Birne H††!C, Champagner Bratbirne H††!C, welsche Bratbirne H††C, Pomeranzenbirne vom Zabergau H††!C, Wolfsbirne, Quittenbirne

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: van Morums
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 972. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0972.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2021)
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