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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

protestierte auch gegen die Abtretung von Elsaß und Lothringen und verlangte die definitive Erklärung der Republik, bekämpfte aber die Auflehnung der Kommune gegen die Regierung von Versailles. Er verlor daher allen Einfluß auf den Gang der Dinge. Seit 1876 radikales Mitglied der Deputiertenkammer, starb er 6. Dez. 1882 in Cannes und wurde auf Staatskosten zu Paris begraben. Außer den genannten Schriften veröffentlichte er eine Sammlung von Zeitungsartikeln, die „Questions d’aujourd’hui et de demain“ (Par. 1873–74, 2 Bde.); „Dix ans de l’histoire d’Angleterre“ (1879–81, 10 Bde.) und „Discours politiques“ (1881).

3) Charles, Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 4. Nov. 1813 zu Castres (Tarn), war nach der Februarrevolution von 1848 einige Zeit Direktor der Abteilung für die schönen Künste im Ministerium des Innern. Er hat eine sehr ersprießliche Thätigkeit für die Ausbildung des künstlerischen Sinnes in Frankreich nach der historischen und ästhetischen Seite entwickelt und gab mit andern die umfangreiche „Histoire des peintres de toutes les écoles“ (Par. 1849–69, 14 Bde.) heraus, die auch ins Englische und teilweise ins Deutsche übersetzt wurde; ferner schrieb er: „Le trésor de la curiosité“ (1857–1858, 2 Bde.); „L’œuvre complet de Rembrandt“ (4. Aufl. 1873, 2 Bde.); „Grammaire des arts du dessin“ (1867, 3. Aufl. 1876); „Ingres, sa vie et ses ouvrages“ (1870); „L’art dans la parure et dans le vêtement“ (1875); „Les artistes de mon temps“ (1876); „Voyage de la Haute-Égypte, observations sur les arts égyptien et arabe“ (1876). Er starb 17. Jan. 1882 in Paris. Vgl. Massarani, Ch. B. et son œuvre (Par. 1885).

Blanc, Le, Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Indre, an der Creuse, mit Ruinen dreier mittelalterlicher Schlösser, (1881) 5146 Einw., Flachs- und Wollspinnerei, Bleicherei, Tuchweberei, Essigfabrikation, Töpferei und einem Collège.

Blanca von Kastilien, Königin von Frankreich, geb. 1187, Tochter des Königs Alfons IX. von Kastilien, Nichte des Königs Johann von England, wurde mit dem französischen Dauphin, nachmaligem König Ludwig VIII., vermählt, der infolge dieser Heirat 1215 den Versuch machte, sich des englischen Throns zu bemächtigen, und führte nach Ludwigs VIII. Tod (1226) bis 1236 die Vormundschaft und Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Ludwig IX. mit männlichem Geist und großer Thatkraft. Sie beendete den Albigenserkrieg, unterdrückte die aufrührerischen Vasallen und sicherte Frieden und Ordnung. Ihren Sohn erzog sie vortrefflich, wurde von demselben stets zu Rate gezogen und bei seinem Kreuzzug 1248 mit der Reichsverweserschaft betraut. Sie starb 1252 in Melun.

Blanchard (spr. blangschar), 1) Nicolas François, Luftschiffer, geb. 1738 (1753) zu Petit-Andely im Departement Eure, übte sich von Jugend auf in mechanischen Künsten und verfolgte unausgesetzt seine Lieblingsidee, die Kunst, zu fliegen. Nachdem er 4. März 1784 die erste Luftreise versucht, schiffte er 1785 mit Jefferies von Dover nach Calais und bediente sich auf einer Luftfahrt zu London zuerst des von Montgolfier erfundenen Fallschirms. Er starb infolge eines Sturzes bei seiner 66. Luftfahrt 7. März 1809. – Seine Gattin, ebenfalls Luftschifferin, geb. 25. März 1778 zu Trois-Canons bei Rochelle, fand, nachdem sie die Luftreisen als Erwerbszweig lange mit Erfolg fortgesetzt hatte, bei ihrer 67. Auffahrt vom Tivoli in Paris 6. Juli 1819 ihren Tod.

2) Pierre, franz. Jugendschriftsteller, geb. 29. Dez. 1772 zu Dammartin (Seine-et-Marne), machte sich zuerst durch kleine moralische Romane und Theaterstücke litterarisch bekannt. Eine Buchhandlung, die er 1808 eröffnete, führte er bis 1832 und gründete dann eine Anstalt, die er Elysée des enfants nannte und 1840 seinem Sohn abtrat. Von seinen vom größten Erfolg begleiteten Jugendschriften nennen wir: „Petite bibliothèque des enfants“, „Le Buffon de la jeunesse“ (4 Bde.). „La mythologie“, „Le voyageur“ (6 Bde.), „Les délassements de l’enfance“ (2 Bde.), „Petit voyage autour du monde“, „Le trésor des enfants“ u. a., alle in zahlreichen Auflagen erschienen. Außerdem schrieb B.: „Histoire des batailles, siéges et combats français de 1792 à 1815“ (1818, 4 Bde.); „Les promenades de Fénelon“ (1845); „Mélanges d’histoire et de littérature“ (1854 u. 1863); „Le nouvelliste de la jeunesse“ (1864) u. a. Sein Todestag ist unbekannt.

3) Edward Laman, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 11. Dez. 1820 als Sohn von William B., einem ausgezeichneten Schauspieler am Coventgarden-Theater, widmete sich frühzeitig litterarischen Arbeiten und besaß schon vor dem 25. Lebensjahr als Herausgeber von „Chambers’ London Journal“ sowie einer Reihe von Handbüchern, Erzählungen, Dramen etc. einen litterarischen Namen. In der Folge veröffentlichte er Willoughbys „Shakespeare“, „England and Wales delineated“ und die Novellen: „Temple Bar“ und „A man without a destiny“. Seine dramatischen Arbeiten, deren Zahl gegen 100 beträgt, gehören der leichtern Gattung an; ein großer Teil derselben sind Weihnachtsstücke (sogen. Pantomimen) für das Drurylane-Theater. B. war auch lange Zeit Mitarbeiter am „Daily Telegraph“.

Blanche, Dent (spr. dang blāngsch), s. Matterhorn.

Blanche, August, schwed. Dramatiker und Romanschriftsteller, geb. 17. Sept. 1811 zu Stockholm, studierte in Upsala Jurisprudenz und trat als Vizeauditeur in den Staatsdienst, verließ indessen bald diese Laufbahn, um sich ausschließlich der Litteratur zuzuwenden. Er schrieb eine Reihe von Lustspielen, von denen die Mehrzahl, wie: „Hittebarnet“, „Rika Morbror“, „Magister Bläckstadius“, „Den politiska Rocken“ etc., außerordentliches Glück machten. Sie entbehren tieferer Originalität, sind aber voll Laune und ergötzlicher Situationen, die ihre komische Wirkung nie verfehlen. Auch mehrere ernste Dramen, wie: „Läkaren“ (1845), „Engelbrecht och hans Dalkarlar“ und „Jernbärnaren“ (1846), fanden bei der Aufführung in Stockholm Beifall. Daneben war B. ein höchst fruchtbarer und beliebter Erzähler, der über eine lebhafte Phantasie und scharfe Beobachtungsgabe verfügte. Besonders geschätzt sind die zumeist auch ins Deutsche übersetzten Romane: „Vålnaden“ (Stockh. 1847); „Flickan i stadsgården“ (1847); „Banditen“ (1848); „Sonen af Söder och Nord“ (das. 1851); „Berättelser af Klockaren i Danderyd“ (1856). Außerdem schrieb er eine Menge gelungener Novellen und Erzählungen, welche unter den Titeln: „Taflor och berättelser“ (3. Aufl. 1867) und „Bilder ur verkligheten“ (1863–65) gesammelt erschienen und zum größten Teil dem Stockholmer Volksleben entnommen sind. Durch seine gewinnende Persönlichkeit wurde B. einer von Stockholms populärsten Männern, und dies führte ihn in den letzten Jahren gegen seine Neigung auf die politische Bahn als Reichstagsmann. Er starb 30. Nov. 1868 in Stockholm. Seine „Samlade arbeten“ erschienen in 15 Bänden (Stockh. 1870–74).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 1002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s1002.jpg&oldid=- (Version vom 8.5.2021)
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