Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b3 s0661.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

in deren Gebiet ausübte und von dem Besitzer oder den Ganerben hierzu ernannt worden oder als Pfandinhaber in deren Besitz war, während der Eigentümer nie diesen Titel geführt zu haben scheint. Gewöhnlich wurde zu diesem Amt ein Mitbesitzer oder ein Gläubiger aus dem niedern Adelstand bestellt. Der B. war ziemlich unumschränkt, konnte Gebäude aufführen lassen, überhaupt anordnen, was er für gut hielt, wofür er später entschädigt wurde. Wo kaiserliche Burgen zu Städten erwuchsen, verwandelten sich die Burggrafen in Stadtgrafen (comites urbis) und übten als solche den Gerichts- und Heerbann sowie überhaupt die Aufsicht und Polizei über die Freisassen aus. Ihr Ansehen sank mit der steigenden Macht der Städte. Nur einige Burggrafen, wie die zu Nürnberg, Meißen, Magdeburg etc., gewannen die Burggrafschaft als erblichen Besitz und gelangten zu fürstlicher Machtstellung, wie z. B. die hohenzollernschen B. von Nürnberg. Daher führen noch jetzt einige adlige Geschlechter den Titel B. Die Könige von Preußen führen noch jetzt unter anderm den Titel B. von Nürnberg.

Burghaun, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hünfeld, an der Haune und der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn, mit evangelischer und kath. Kirche, Amtsgericht, Weberei und (1880) 1278 Einw.

Burghausen, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Altötting (420 m ü. M.), an der Salzach, unweit ihrer Mündung in den Inn, hat ein altes Bergschloß, mehrere Kirchen, ein Amtsgericht, ein Studienseminar (Gymnasium nebst Lateinschule) eine Pfründneranstalt, ein reichdotiertes Krankenhaus, ein Kapuzinerkloster, Wasserleitung, Ackerbau und mit der Garnison (1 Bataillon vom 16. Infanterieregiment) (1880) 3475 kath. Einwohner. Urkundlich kommt B. zuerst 1025 vor und war der Hauptort der Grafschaft B., welche einem Zweig der Grafen von Plain gehörte. Nach dem Erlöschen des Geschlechts 1161 kam das Schloß mit der Grafschaft an die Herzöge von Bayern und war dann 1255–1505 Residenz der Herzöge von Niederbayern, die es befestigten. Eine Pulverexplosion legte 1504 die Stadt in Asche; 1705 hausten die aufrührerischen Bauern in B., kurz nachher die Kaiserlichen, die es 1742 abermals hart mitnahmen. Vgl. Huber, Geschichte der Stadt B. (Burghaus. 1862).

Burghers und Antiburghers (spr. ä́ntibörggers), s. Seceders.

Bürgi, Jost, s. Byrgi.

Burgk, 1) fürstliches, ehemals festes Schloß im Fürstentum Reuß-Greiz, unweit Schleiz, 470 m ü. M., auf einem hohen und steilen Felsen über der Saale reizend gelegen, Sitz eines Amtsgerichts, mit (1880) 186 Einw. Vgl. Alberti, Zur Geschichte des Schlosses B. (Schleiz 1879). – 2) Dorf, s. Großburgk.

Burgkmair, Hans, deutscher Maler und Zeichner für den Formschnitt, geb. 1473 zu Augsburg, Sohn des Malers Thoman B., lernte bei seinem Vater, ging dann zu Martin Schongauer nach Kolmar, war nach dessen Tod noch einige Zeit im Elsaß thätig und trat 1498 in die Augsburger Malergilde. Vorher scheint er nach Italien gegangen zu sein, wo die venezianische Kunst einen entscheidenden Einfluß auf ihn ausübte. Daneben hat er sich aber ganz besonders nach Dürer gebildet. Kaiser Maximilian I. beschädigte ihn viel. Er starb 1531 in Augsburg. B. besonders war es, der den Renaissancestil nach Deutschland übertrug. Seine frühern Bilder zeigen einen derben Geschmack, untersetzte Figuren, wulstige Gewandung und wenig sichere Zeichnung, jedoch ein kräftiges Kolorit. Hauptwerke aus dieser frühern Periode sind die Darstellungen der drei Hauptkirchen Roms: Basilica Sancti Petri (1501), San Giovanni in Laterano (1502) und Santa Croce (1504), welche für das Katharinenkloster zu Augsburg gemalt wurden und sich jetzt in der königlichen Galerie daselbst befinden. In dem Christus und Maria auf dem Thron darstellenden Altar von 1507 daselbst, aus dem gleichen Kloster, macht sich dagegen schon der Einfluß der Renaissance geltend, der sich von nun an so hervordrängt, daß B. als der frühste Hauptmeister derselben in Deutschland erscheint, als welcher er auf die oberdeutsche Kunst, die beiden Holbein eingeschlossen, entscheidend eingewirkt hat. Für B. von seltener Feinheit der Ausführung sind die kleine Madonna im Germanischen Museum zu Nürnberg (1510) und die heilige Familie von 1511 im Berliner Museum, auf welcher besonders die Landschaft bemerkenswert ist, wie sich B. überhaupt um die Ausbildung der Landschaftsmalerei in Deutschland verdient gemacht hat. Sein Hauptwerk dieser zweiten Periode ist der Altar mit Christus am Kreuz von 1519 in der königlichen Galerie zu Augsburg, der durch tiefe Beseelung der Köpfe, kräftige Farbe und Reinheit der Form gleich ausgezeichnet ist. Sehr merkwürdig wegen der phantastischen südlichen Vegetation ist der Johannes auf Patmos (1518, in der Pinakothek zu München); der Künstler ließ gern im Hintergrund seiner Landschaft Schneeberge erglänzen, die er von den Wällen Augsburgs erblicken konnte. Von seinen spätern Gemälden zeigt Esther vor Ahasver (1528, Münchener Pinakothek) venezianischen Einfluß. Die Schlacht bei Cannä (1529, Augsburg, Galerie) ist besonders wegen der Trachten des 16. Jahrh. als Sittenbild interessant. B. hat auch Porträte gemalt. Ebenso wichtig wie als Maler ist B. auch als Zeichner für den Holzschnitt geworden; seine Thätigkeit für diesen war sehr umfangreich, und namentlich entwarf er für den Kaiser Maximilian die Holzschnitte zu dem „Weißkunig“, dem „Triumph“ und den „Österreichischen Heiligen“. Interessant ist auch sein „Turnierbuch“ in 52 Bildern (hrsg. von J. v. Hefner, Frankf. 1854–56), an welchem auch sein gleichnamiger Sohn beteiligt war.

Burgkundstadt, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken (280 m ü. M.), Bezirksamt Lichtenfels, am Einfluß des Weißmainflüßchens in den Main, an der Eisenbahn von Bamberg nach Hof, hat ein Schloß, eine schöne Stadtkirche, ein altes Rathaus, eine Synagoge und (1880) 1199 Einw., welche Fabrikation von Leinen- und Baumwollwaren und ansehnlichen Vieh- und Hopfenhandel treiben.

Bürglen, Dorf im schweizer. Kanton Uri (552 m ü. M.), am Eingang des Schächenthals, mit (1880) 1478 Einw. Daselbst soll Tell geboren sein und in dem angeschwollenen Schächenbach seinen Tod gefunden haben, als er ein Kind zu retten suchte. An der Stelle seines Wohnhauses steht das Gasthaus „Wilhelm Tell“ und dicht daneben eine mit Szenen aus Tells Leben bemalte Kapelle.

Burglengenfeld, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, an der Nab, nördlich von Regensburg, Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat 4 Kirchen, ein Krankenhaus, eine Rettungsanstalt für Knaben, Wasserleitung und (1880) 3320 fast nur kath. Einwohner. B. kam im 13. Jahrh. an Bayern, aber 1507 an Pfalz-Neuburg. In der Nähe die großartige neue Maxhütte (s. d.) im sogen. Sauforst.

Burgmüller, August Friedrich, Musikdirigent, geb. 1760 zu Magdeburg, wirkte seit 1780 in kleinern und größern Städten Deutschlands als Theaterkapellmeister,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 661. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0661.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)
OSZAR »