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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

des allgemeinen Staatsrechts“, „Deutsche Staatslehre für Gebildete“), Robert v. Mohl, Lor. v. Stein, J. Waitz, Fr. v. Holtzendorff, Rud. Gneist u. a., an die nationalökonomischen von Fr. List, W. Roscher, Schäffle, W. H. Riehl („Naturgeschichte des Volkes“), Knies etc. erinnert. Auf dem Gebiet der Altertumskunde dürfen Böckhs klassisches Werk „Der Staatshaushalt der Athener“ und Schömanns „Griechische Altertümer“ nebst Becker-Marquardts „Römischen Altertümern“, ferner Friedländers „Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms“ und die ähnlichen Schilderungen aus der altgriechischen und altrömischen Welt: „Charikles“ und „Gallus“ von A. W. Becker, endlich Prellers „Griechische Mythologie“, O. Jahns Werk „Aus der Altertumswissenschaft“ und Lehrs „Populäre Aufsätze aus dem Altertum“ angeführt werden; in andrer Richtung verlangen die Schriften von Grimm („Deutsche Rechtsaltertümer“ u. a.), Weinhold („Altnordisches Leben“, „Deutsche Frauen im Mittelalter“), Schultz („Höfisches Leben“) etc. Erwähnung. Ausgezeichnetes auf dem Gebiet der Ästhetik leisteten Fr. Vischer, Mor. Carriere, Ad. Zeising, der Dramaturg Rötscher, Rob. Zimmermann; auf dem der Sprachwissenschaft Laz. Geiger und Steinthal („Ursprung der Sprache“). Die Erdkunde hat (von der Unzahl von Reisebeschreibungen und Handbüchern abgesehen) in den Werken K. Ritters, des Begründers der wissenschaftlichen Geographie, und O. Peschels („Geschichte der Erdkunde“, „Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen“, „Neue Probleme“, „Völkerkunde“) meisterhafte Erzeugnisse aufzuweisen. Ein besonders starkes Kontingent hierher gehöriger Bücher haben die Naturwissenschaften gestellt, seitdem man begonnen, die großen Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschungen unsrer Zeit in ansprechender und gemeinverständlicher Darstellung zu verarbeiten und so in die allgemeine Bildung mit aufzunehmen. Obenan steht in dieser Richtung Al. v. Humboldt, der in seinen klassischen, schon oben genannten Schriften: „Ansichten der Natur“ und „Kosmos“ zur Popularisierung der Naturwissenschaft (im edelsten Sinn des Wortes) den Anstoß gab. Für diese wirkte seitdem in gediegener Weise: Lor. Oken, der Physiolog K. Fr. Burdach, der Chemiker Liebig („Chemische Briefe“), der Geolog Bernh. v. Cotta („Geologische Bilder“, „Geologie der Gegenwart“), M. J. Schleiden („Die Pflanze und ihr Leben“, „Studien“, „Das Meer“), E. A. Roßmäßler („Das Wasser“, „Der Wald“, „Die Jahreszeiten“), Herm. Burmeister („Geschichte der Schöpfung“, „Geologische Bilder zur Geschichte der Erde“), K. G. Carus („Symbolik der Menschengestalt“, „Vergleichende Psychologie“, „Psyche“), Karl Vogt („Zoologische Briefe“, „Physiologische Briefe“, „Vorlesungen über den Menschen“), K. E. v. Baer, („Reden“), Mädler („Astronomische Briefe“, „Der Himmel“), Bessel („Populäre Vorlesungen über wissenschaftliche Gegenstände“), Fr. v. Kobell („Mineralogie“), Helmholtz („Populäre wissenschaftliche Vorträge“), M. Willkomm, F. Unger („Botanische Briefe“, „Geschichte der Pflanzenwelt“, „Die Urwelt“), Grisebach („Die Vegetation der Erde“), A. E. Brehm („Illustriertes Tierleben“), Fr. v. Tschudi („Tierleben in der Alpenwelt“), O. Schmidt („Naturgeschichtliche Darstellungen“), K. Oppel („Tiergeschichten“), Moleschott („Kreislauf des Lebens“), Fr. Ratzel („Sein und Werden der organischen Welt“), E. Häckel („Natürliche Schöpfungsgeschichte“), der Ethnograph A. Bastian u. a. Auch Bernsteins „Naturwissenschaftliche Volksbücher“ sind mit Auszeichnung hier anzureihen. Endlich haben auch die Publizistik sowie die litterarische Forschung und Kritik in der neuesten Zeit einen ungemeinen Aufschwung genommen, dem die Teilnahme des Publikums fördernd entgegenkommt. Zahlreiche Zeitschriften sorgen für Unterhaltung und Belehrung, wie anderseits eine Reihe großer, in immer neuen Auflagen erscheinender „Encyklopädien“ und Sammelwerke andrer Art, wie die von Virchow und v. Holtzendorff herausgegebenen Sammelwerke: „Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge“ und „Deutsche Zeit- und Streitfragen“, denen eine Reihe ähnlicher Sammlungen folgte, für Verbreitung der mannigfaltigsten Kenntnisse in den weitern Schichten des Volkes erfolgreich wirken. Die litterarische Forschung hat sich vorzugsweise den klassischen Größen zugewendet, deren Werke in zahlreichen, zum Teil ausgezeichneten kritischen Ausgaben erscheinen; aber auch die Erscheinungen dritten und vierten Ranges erfreuen sich nicht weniger sorgfältiger Betrachtung. Alte, lange vergriffene oder verschollene Werke werden ihrer Bedeutung wegen oder als Kuriosa in Neudrucken der Mitwelt vorgeführt, und nebenher gehen umfangreiche „Bibliotheken“ der deutschen wie der ausländischen Litteratur (in zum Teil vorzüglichen Übersetzungen), meist mit Einleitungen und erläuternden Anmerkungen ausgestattet. Kurz, man ist emsig bemüht, den gesamten litterarischen Besitzstand der Deutschen gleichsam inventarisch festzustellen und einer kritischen Sichtung zu unterziehen. Als Hauptgegenstände aber der litterarischen Untersuchung, mit welcher eine bis ins einzelnste gehende, mitunter wohl auch auf Abwege geratende biographische Forschung Hand in Hand geht, sind Goethe, Shakespeare und Dante zu nennen, deren Kultus und Studium in besonders erscheinenden „Jahrbüchern“ ihren Mittelpunkt haben. So gewährt die d. L. der neuesten Zeit ein Bild der regsten und vielseitigsten Geschäftigkeit und zeigt sowohl auf dem Felde der dichterischen Produktion als auf wissenschaftlichem Gebiet eine fast unübersehbare Schar hervorragender Kräfte thätig, wenn auch auf dem erstern unser Jahrhundert, die „Zeit der Epigonen“, epochemachende und weltbewegende Erscheinungen, wie das 18. sie hervorgebracht, nicht zu erzeugen vermochte.

Litteratur.

Als Hilfsmittel für das Studium der Geschichte der deutschen Litteratur sind zu nennen: Koberstein, Grundriß der Geschichte der deutschen Nationallitteratur (Leipz. 1827; 6. Aufl. von K. Bartsch, 1872–1874, 5 Bde.); Gervinus, Geschichte der poetischen Nationallitteratur der Deutschen (das. 1835–42, 5 Bde.; 5. Aufl. von Bartsch, 1871–74); Vilmar, Geschichte der deutschen Nationallitteratur (Marb. 1847; 22. Aufl. 1885, 2 Bde.); Wackernagel, Geschichte der deutschen Litteratur (Basel 1851–53, unvollendet; 2. Aufl. von E. Martin, 1879, Bd. 1); Gödeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung (Dresd. 1859–81, 3 Bde.; 2. Aufl. 1884 ff.); Heinr. Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur mit ausgewählten Stücken (Leipz. 1851–59, 3 Bde.; 7. Aufl. 1876–82, 4 Bde.); Roquette, Geschichte der deutschen Dichtung (Stuttg. 1862, 2 Bde.; 3. Aufl. 1878–79); Edm. Höfer, Deutsche Litteraturgeschichte für Frauen (das. 1876); Stern, 50 Jahre deutscher Dichtung (2. Aufl., Leipz. 1877); v. Leixner, Illustrierte Geschichte des deutschen Schrifttums (Leipz. 1880–1881, 2 Bde.); W. Scherer, Geschichte der deutschen Litteratur (Berl. 1883). Die Litteratur der neuen und neuesten Zeit insbesondere behandelten: Hillebrand, Die deutsche Nationallitteratur des 18. Jahrhunderts

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0765.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)
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