verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4 | |
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zu stimmen. Von der Verehrung des Feuers haben wir Kunde schon, wie oben angedeutet, durch Cäsar. In den Johannis- und ähnlichen Feuern lebt auch noch ein guter Teil dieses Kultus fort. Ebenso waren Berge und Hügel wegen der Gottheiten heilig, die darauf hausten, besonders die Blocksberge (im Harz, in Mecklenburg, Preußen), das Riesengebirge, der Meißner, der Totenstein etc. Außer den besondern Gottheiten geweihten Hainen standen auch Wälder und Bäume, namentlich Eichen und Eschen, auch Buchen, Haseln, Holunder, Wacholder, in hohem Ansehen. Heilige Tiere waren das Roß und das Rind; mit Scheu betrachtete man den Bären, Wolf und Fuchs. Götter und Göttinnen verwandelten sich gern in Vögel; heilig waren besonders der Adler, der Rabe, der Storch. Schwan und Specht treten auch in Sagen auf; der Kuckuck hatte die Gabe der Weissagung. Eine besondere Kosmogonie hat die d. M. nicht. Nach dem Tode trennt sich die Seele vom Körper und wird nach einem andern Aufenthaltsort übergefahren; das Andenken Verstorbener wurde durch Feste gefeiert. Seelen, die nicht vollkommen der Seligkeit und Ruhe teilhaftig geworden, schweben zwischen Himmel und Erde, kehren auch zuweilen zu der Stätte ihrer Heimat zurück; sie schrecken den Menschen als Gespenster, erscheinen in mannigfaltigster Gestalt, als Feuermänner, Irrwische etc. Der Gespensterglaube hat sich, vielfach ausgebildet, bis auf die Gegenwart erhalten. Von religiöser Bedeutung waren auch die Deutschland sehr im Schwange gehende Zauberei (Hexen), die Beschwörungen, die Gottesurteile etc.
Außer J. Grimm, D. M. (Götting. 1835, 4. Aufl. 1875–78, 3 Bde.), sind zu vergleichen: W. Müller, Geschichte und System der altdeutschen Religion (das. 1844); Wolf, Deutsche Götterlehre (das. 1852); Derselbe, Beiträge zur deutschen Mythologie (das. 1852–57, 2 Tle.); Derselbe, Zeitschrift für d. M. und Sittenkunde (4 Bde., das. 1853–57; Bd. 3 u. 4 hrsg. von Mannhardt); Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie (6. Aufl., Bonn 1887); die Arbeiten von Schwartz: „Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum“ (2. Aufl., Berl. 1862), „Der Ursprung der Mythologie“ (das. 1860), „Die poetischen Naturanschauungen etc.“ (das. 1864–79, 2 Bde.), „Indogermanischer Volksglaube“ (das. 1884) und „Prähistorische Studien“ (das. 1885), sowie die von Mannhardt: „Germanische Mythen“ (das. 1859), „Die Götter der deutschen und nordischen Völker“ (das. 1860) und „Wald- und Feldkulte“ (das. 1875–1877, 2 Bde.); ferner Rochholtz, Naturmythen (Leipz. 1862); Bratuscheck, Germanische Göttersage (2. Aufl., das. 1878); Wägner, Nordisch-germanische Götter und Helden (2. Aufl., das. 1878); Pfannenschmid, Germanische Erntefeste (Hannov. 1878). Bedeutendes verdankt außerdem die d. M. den mythenvergleichenden Schriften A. Kuhns (z. B. „Herabkunft des Feuers und des Göttertrankes“, Berl. 1859) sowie verschiedenen Abhandlungen in A. Webers „Indischen Studien“, Haupts „Zeitschrift für deutsches Altertum“ und Kuhns „Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung“.
Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft,[WS 1] eine 1884 in Berlin gebildete Gesellschaft, welche am Ende des genannten Jahrs die westlich von Bagamoyo gelegenen Gebiete Usegua, Usagara, Ukami und Nguru von den dort herrschenden kleinen Fürsten erwarb, ein Gebiet von 137,500 qkm (2497 QM.) Umfang. Durch kaiserlichen Erlaß vom 25. Febr. 1885 wurde dasselbe unter deutschen Reichsschutz gestellt. Dies schöne und fruchtbare Bergland wird von zahlreichen Flüssen bewässert, die alle zum Indischen Ozean abfließen. Nur die niedrig gelegenen Teile scheinen ungesund zu sein. Überall ist die Vegetation eine üppige, Mais, Sorghum u. a. liefern reiche Ernten, und die Tierwelt ist ebenso schön wie mannigfaltig. Die Bevölkerung zerfällt in zahlreiche kleine Stämme, die sämtlich zur großen Völkerrasse der Bantu gehören. Später wurden auch die Landschaften Chutu, Usambara, Pare, Aruscha und Dschagga erworben, von denen die beiden letzten, da sie, am Fuß des Kilima Ndscharo hoch gelegen, möglicherweise zur Besiedelung durch Europäer sich eignen, besondern Wert haben, der freilich durch die Nachbarschaft der kriegerischen und raublustigen Massai beeinträchtigt wird. Der Sultan von Sansibar traf zwar Anstalten, diese Erwerbungen der Gesellschaft streitig zu machen, zog aber bei dem Erscheinen eines deutschen Geschwaders auf ein ihm gestelltes Ultimatum seine Ansprüche ohne weiteres zurück und trat kurz darauf den guten Hafen Dar es Salaam an die Gesellschaft ab. Die Flagge der Gesellschaft s. Tafel „Flaggen II“[WS 2].
Deutscher Befreiungskrieg (Freiheitskrieg), der Krieg der deutschen Staaten im Bund mit auswärtigen Mächten gegen Frankreich und seine Verbündeten 1813–15, der die Befreiung Deutschlands vom französischen Joch zur Folge hatte. Er schloß die fast ein Vierteljahrhundert lange Periode unaufhörlicher Kriege ab, welche seit der französischen Revolution ganz Europa erschüttert und eine völlige Umwälzung seiner politischen Verhältnisse hervorgebracht hatten. In diesen Stürmen war das alte römische Reich deutscher Nation zu Grunde gegangen, und auch die politische Selbständigkeit des deutschen Volkstums schien dem Untergang geweiht zu sein. In den mit Frankreich vereinigten Territorien war von einem lebhaften Nationalgefühl bei der Masse des Volkes ebensowenig die Rede wie in den Staaten des Rheinbundes. Vor der Napoleonischen Zeit war dasselbe nicht vorhanden gewesen und wurde hier auch nicht durch die Fremdherrschaft geweckt, da der unleugbare und auch empfundene Druck derselben aufgewogen wurde durch die Vorteile und Erleichterungen, welche die Beseitigung der zahlreichen Überreste des mittelalterlichen Feudalsystems besonders den niedern Ständen gebracht hatte. Die Bevölkerung des rheinbündnerischen Deutschland war dem politischen Leben zu lange entfremdet, als daß die öffentlichen Zustände und die Zukunft der Nation sie hätten beunruhigen können. In der Armee und einem Teil der Gebildeten entwickelte sich sogar ein kräftiger Partikularismus; selbst aufrichtige Patrioten glaubten im Rheinbund unter des großen Napoleon Schutz die wahren Interessen des deutschen Volkes am besten gewahrt. Nur in einigen Gebieten Norddeutschlands regte sich der Haß gegen die Fremdherrschaft, zumal in dem Königreich Westfalen, wo sich dieselbe allerdings auch am widerwärtigsten und schamlosesten gebärdete.
Von dem französisch gewordenen und dem rheinbündnerischen Deutschland konnte also die Befreiung vom französischen Joch nicht ausgehen. Sie war nur möglich, wenn beide oder eine der deutschen Großmächte, Österreich und Preußen, sich an die Spitze stellte. Hier waren das Staatsbewußtsein und das Nationalgefühl so stark gewurzelt, daß man die Demütigungen durch den übermütigen Sieger bitter und nachhaltig empfand, und die Erinnerungen einer glorreichen Geschichte erhielten die Hoffnung auf Wiedererhebung und Herstellung der frühern Größe wach. Zuerst machte Österreich 1809 einen Versuch, das
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe auch Deutsch-Ostafrika im Supplement (Band 17–19).
- ↑ Vorlage: „Flaggen I“
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 767. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0767.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2024)