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Seite:Meyers b4 s0783.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

und dem Fuldagebiet bis nach Sachsenhausen, wo sie ins Edergebiet tritt und diesen Fluß noch oberhalb der Mündung des Itterbaches berührt; selbst auf dem rechten Ufer der Eder sind noch Harpshausen und Kirchlotheim niederdeutsch. Dann zieht sich die Grenze von der Mündung der Orke über Sachsenberg und Hallenberg nach der Höhe des Rothaargebirges, welches in seiner Fortsetzung bis nach Drolshagen zwischen der Ruhr und der Sieg die Gewässer und die Mundarten scheidet. Von Drolshagen windet sich die Grenze des Niederdeutschen nordwestlich, so daß Wipperfürth, Burg, Dorp, Solingen, Gräfrath, Gerresheim die äußersten niederdeutschen Städte sind. Wenig nördlich überschreitet sie den Rhein und wendet sich südwestlich, nunmehr nicht das Niedersächsische, sondern das Niederfränkische (Niederländische) vom Niederdeutschen scheidend. Sie zieht sich über Odenkirchen, östlich bei Erkelenz vorbei, über Linnich nach Aachen, doch so, daß Aachen noch ganz ins mitteldeutsche Gebiet fällt; von dort geht sie südlich bei Eupen vorbei (dasselbe ist schon niederfränkisch) und trifft dann (bei Montjoie) auf die französische Sprachgrenze. So läuft ungefähr heutigestags die Grenze zwischen dem Mittel- und Niederdeutschen. Ob sie freilich zur mittelhochdeutschen Periode schon in allen Punkten dieselbe und wie beschaffen sie damals gewesen sei, ist eine noch nicht hinlänglich beantwortete Frage. So wahrscheinlich es ist, daß an vielen Punkten die niederdeutsche Grenze schon damals mit der heutigen übereinstimmte (z. B. in den Rheingegenden), so sicher ist es auch, daß wieder an andern Orten, besonders in der (großenteils früher slawischen) Provinz Sachsen, das Mitteldeutsche auf Kosten des Niederdeutschen an Gebiet gewonnen hat. Merseburg, Halle, Mansfeld und alles, was nördlicher liegt, war im 13. Jahrh. ganz gewiß noch niederdeutsch, wie zahlreiche Urkunden beweisen. Auch in der Provinz Brandenburg hat das Mitteldeutsche in den letzten Jahrhunderten an Gebiet gewonnen. Das gesamte Gebiet der

Oberdeutschen Mundarten

teilt man am passendsten wieder in drei Hauptabteilungen, die man als alemannische, schwäbische und bayrische Mundarten oder nach Schmeller als oberrheinische, westlechische und ostlechische zu bezeichnen pflegt. Die Eigentümlichkeiten der alemannischen oder oberrheinischen Mundart, die das Elsaß, den südlichen Teil von Baden und die Schweiz umfaßt, sind nach Schmeller hauptsächlich folgende: Am Anfang der Wörter lautet k vor l, n, r am Westlech wie ein reines k, während am Oberrhein dasselbe auch in dieser Verbindung wie ch ausgesprochen wird; ebenso wird ch dergestalt tief in der Kehle gesprochen, daß gleichsam ein verschlucktes a vorklingt, was besonders in den Schweizerdialekten der Fall ist. Au der Schriftsprache lautet in den Wörtern, wo es altdeutschem ū entspricht, am Oberrhein noch wie u, während es am Westlech in àu übergegangen ist, z. B. Haus, Westlech: Hàus, oberrheinisch: Hûs; dagegen lautet das ursprüngliche au am Oberrhein âu, am Westlech áu (auch â), z. B. Auge, oberrheinisch: âug, Westlech: áug (âg); ei lautet in den Wörtern, wo es dem altdeutschen î entspricht, am Oberrhein noch immer i, während es am Westlech wie êi ausgesprochen wird, z. B. Weib, Oberrhein: Wîb, Westlech: Wêib. Nasentöne hat dieser Dialekt nicht. Zur Vermeidung des Hiatus schiebt er meist ein j ein, z. B. säje, weje, statt säen, wehen. Wird auch der Schweizerdialekt durch das Vorherrschen rauher Spiranten und Zischlaute etwas rauh, so gewinnt er dagegen wieder viel Angenehmes durch die unendliche Modulation, die in der Aussprache herrscht. Übrigens zerfällt das Schweizerische wieder in viele Mundarten. Alemannisch (im engern Sinn des Wortes, wo das Elsaß nicht mit inbegriffen ist) schrieben und dichteten: Hebel, dessen Sprache die des badischen Wiesenthals ist; Häffliger (Lieder) im Luzerner Dialekt; Kuhn im Berner Dialekt; Usteri, Th. Meyer-Merian („Wintermaieli“), R. Wyß (Kuhreihen und Volkslieder), I. Felner, Tobler (Volkslieder), A. Schreiber, Hoffmann von Fallersleben, Corrodi (epische Dichtungen), Stutz im Züricher Dialekt; Mähly (Gedichte) in Baseler, Jos. Schied („Juraklänge“) in Solothurner, J. Merz in Appenzeller, Lenggenhager in Thurgauer Mundart u. a. Zahlreiche Gedichte im Schweizer Dialekt enthält auch die Zeitschrift „Alpenrosen“ (1812 bis 1830). Vgl. Sutermeister, Schwyzer-Dütsch. Sammlung schweizerischer Mundart-Litteratur (Zür. 1882 ff.). Ein noch jetzt wertvolles Wörterbuch der schweizerischen Sprache lieferte Stalder („Versuch eines schweizerischen Idiotikons“, Aarau 1806–12, 2 Bde.), ein neueres bearbeiten Staub und Tobler (Zür. 1881 ff.). Vgl. Birlinger, Die alemannische Sprache rechts des Rheins (Berl. 1868, Bd. 1), und die vorzügliche Spezialgrammatik: Winteler, Die Kerenzer Mundart in ihren Grundzügen dargestellt (Leipz. 1876); ferner: Seiler, Die Baseler Mundart (Basel 1879); Mörikofer, Die schweizerische Mundart (2. Aufl., Bern 1864). – Unter sich verschieden sind wieder die Mundarten der Elsässer; so sprechen die von der Schweizergrenze bis Schlettstadt hin anders als die Mittelelsässer, von denen sich wieder die jenseit des großen Hagenauer Forstes wohnenden Niederelsässer, die, dem alemannischen Dialekt fremd, sich der pfälzischen Mundart nähern, unterscheiden. In elsässischer Mundart dichteten G. D. Arnold („Der Pfingstmontag“), E. Stöber („Daniel oder der Straßburger“, Lustspiel), K. Fr. Hartmann u. a. Eine Sammlung von Gedichten etc. in Straßburger Mundart enthält A. Stöbers „Elsässer Schatzkästel“ (Straßb. 1877). Vgl. auch Stöbers „Elsässer Volksbüchlein“ (Straßb. 1842) und Bergmanns „Straßburger Volksgespräche“ (das. 1873).

Der schwäbische oder westlechische Dialekt herrscht im größten Teil des Königreichs Württemberg und östlich bis Augsburg, von wo er bis an den Ursprung des Lech hinaufgeht. Statt der rauhen Gurgeltöne des alemannischen Dialekts treten hier Nasentöne ein, die sich durch die Schrift gar nicht wiedergeben lassen; die Schwaben dehnen alle Silben zu außerordentlicher Länge, brauchen viele Diphthonge und häufen Konsonanten. Doch ist die Modulation des Schwäbischen sehr verschieden, und während im allgemeinen das Oberschwäbische härter, ist das Unterschwäbische breiter. Die Mundart unterscheidet sich von der des Ostlech vorzugsweise durch zwei Eigentümlichkeiten: während nämlich westlich in der Endsilbe en das e ausgesprochen wird, wird östlich nur das n, welches nach b, p, w in m übergeht, ausgesprochen (z. B. gewesen, westlich gwesse, östlich gwên; leben, westlich lebe, östlich lebm); ferner durch die Aussprache des sp und st, worin das s im Schwäbischen stets, auch im Inlaut, wie sch lautet, z. B. hascht, bischt, Geischt. Am breitesten und gröbsten tönt das Schwäbische in und um Tübingen. Schwäbische Volkslieder finden sich in Nikolais „Almanach“, einige Gedichte in R. Weckherlins Liedersammlung (1648; neue Ausg., Leipz. 1873). Andre poetische Bearbeiter des schwäbischen Dialekts sind Seb. Sailer („Schriften im schwäbischen Dialekt“, neue Ausg., Ulm 1850), K. Weitzmann („Gedichte“, 3. Aufl.,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 783. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0783.jpg&oldid=- (Version vom 12.6.2021)
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