verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5 | |
|
Forst Ibenhorst bei Tilsit befindet sich noch unter strengster Schonung ein Bestand von ca. 80 Stück und in einigen andern Oberförstereien des Regierungsbezirks Königsberg zusammen noch 60 Stück. In Asien bewohnt es viel zahlreicher alle ausgedehnten Wälder des Nordens bis an den Amur. Das nordamerikanische Moosetier (Orignal der Franzosen, A. americanus), dessen Artselbständigkeit mindestens zweifelhaft ist, hat tief eingeschnittene Geweihschaufeln mit gesonderten Augensprossen, eine schwach behaarte Kehlwamme, dunkleres Haar, und seine Geweihe sind weit stärker und schwerer als die unsrer Elche. Es findet sich in Kanada, Alaska, New Brunswick und an der Fundybai und wird dort eifrig gejagt, indem man es ins Wasser treibt und vom Boot aus erschlägt. Das Fleisch des Elens, besonders
Kopf des Elens. | |
von jüngern Tieren, ist schmackhaft, steht aber dem des Rotwildes nach; die knorpeligen Stangen, Ohren und Zungen gelten bei den nördlichen Völkern als Leckerbissen, und die Haut gibt ein festes, weiches Leder. Gustav Adolf trug bei Lützen einen Koller von Elenhaut. Die Knochen sind fest und weiß, lassen sich wie Elfenbein verarbeiten und vergilben nicht. Auch das Geweih ist für verschiedene technische Zwecke brauchbar. Die Klauen dienten früher als Heilmittel gegen Epilepsie, und Halsbänder davon wurden Kindern als Amulette gegen jenes Übel umgehängt. Das E. war in alter Zeit in Deutschland weitverbreitet und häufig. Cäsar spricht von seinem Vorkommen im Hercynischen Wald; in der Zeit zwischen 238 und 244 n. Chr. wurden zehn Tiere nach Rom gebracht, und Aurelian ließ sich mehrere in seinem Triumphzug voranführen. Im Mittelalter wird das Tier oft erwähnt, auch im Nibelungenlied neben dem Schelch (Riesenhirsch), Wisent und Auerochsen, die sämtlich im Wasgenwald vorkamen. Unter Otto d. Gr. wird das E. als Elo oder Schelo in einer Urkunde erwähnt, ebenso noch unter Konrad II. 1025. Olaus Magnus gab die ersten nähern Nachrichten über das E. Nach Kantzow lebte es 1530 auf den pommerschen Heiden; in Sachsen wurde das letzte E. 1746 erlegt, und in Schlesien, vielleicht auch in Pommern, hielt es sich noch 30 Jahre länger. In Ostpreußen war es damals noch weitverbreitet, aber nach dem Siebenjährigen Krieg erging schon ein Gebot zur Schonung des Elchwildstandes. Vgl. Brandt, Beiträge zur Naturgeschichte des Elens (Petersb. 1870); Altum, Die Geweihbildung beim Elchhirsch (Berl. 1875).
Elena, Städtchen in Bulgarien, südöstlich von Tirnowa, an den Vorbergen des Elena-Balkan, über den der Paß von E. (gegen 800 m hoch) nach Sliwen führt, hat 340 Häuser mit 3300 ausschließlich bulgarischen Einwohnern. In der Nähe Kohlenlager. Hier siegte Fuad Pascha 4. Dez. 1877 über die Russen unter General Dellingshausen.
Elénchus (griech.), Gegenbeweis, Widerlegung, Rüge; daher Elénktik, Überführungs- und Widerlegungskunst, beabsichtigt eine bessere Belehrung des Widerstreitenden. Ignoratio elenchi ist derjenige Fehler im Beweis, wo dasjenige, worauf es ankommt, absichtlich oder unabsichtlich ignoriert, also etwas andres als das Geforderte bewiesen wird. Die absichtliche Begehung desselben wird noch besonders als mutatio elenchi (Veränderung des zu Beweisenden) bezeichnet.
Elend, Pflanze, s. Eryngium.
Elend (mittelhochd. Ellende), ursprünglich (und noch im 16. Jahrh.) s. v. w. Fremde, Land der Verbannung und das Verweilen daselbst, woraus die heutige Bedeutung des Wortes als eines hilflosen und jammervollen Zustandes hervorging. Daher die Redensarten: „das E. bauen“, „ins E. fahren“ etc. Auch das Adjektiv e. hatte ursprünglich die Bedeutung des in der Fremde oder Verbannung Lebenden, die mit der Zeit in die des Armen und Hilflosen, dann auch des Geringen und Schlechten überging. Elendenherbergen wurden im 15. Jahrh. hauptsächlich für Pilger eingerichtet. Sie waren oft mit einer Kapelle mit dem Almosenstock verbunden und gewährten Beherbergung in der Regel nur für eine Nacht; besondere Bestimmungen dienten zur Aufrechthaltung einer guten Ordnung. Auch bestanden Elendenbrüderschaften, d. h. Vereine, die sich die Sorge für arme und kranke Fremde zur Aufgabe gemacht hatten.
Elend und Schierke, zwei Dörfer am Südfuß des Brockens, in felsenreicher Gegend, an der Kalten Bode und der von Elbingerode nach dem Brocken führenden Straße gelegen; berühmt durch die Walpurgisnachtszene in Goethes „Faust“.
Elĕos (griech.), Personifikation des „Mitleides“, hatte nur auf dem Markt zu Athen einen Altar, zu welchem die Hilfe suchenden Flüchtlinge, wie einst Adrast und die Herakliden, ihre Zuflucht nahmen.
Eleotragus, Riedbock, s. Antilopen, S. 639.
Elephant etc., s. Elefant etc.
Elettaria White et Maton, Gattung aus der Familie der Zingiberaceen, Stauden mit unterirdischem Wurzelstock, aufrechtem Stengel, zweizeilig gestellten Blättern, wurzelständigem, traubigem oder rispigem, mit Deckblättern besetztem Blütenschaft und dreikantiger, dreifächeriger, vielsamiger Kapsel. 13 südasiatische Arten. E. Cardamomum White et Maton (s. Tafel „Gewürzpflanzen“), in bergigen Gegenden auf der Küste von Malabar, dort und auf Ceylon kultiviert, wird 2–3 m hoch, hat lanzettförmige, ganzrandige, 60 cm lange, flaumhaarige Blätter, blaß grünlichweiße Blüten und dreiseitige, ovale, strohgelbe, 1,5 cm lange Kapseln. Die kleinen, meist vierkantigen, braunen, gerunzelten, eigentümlich gewürzhaft
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0547.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2022)