verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5 | |
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des englischen Volkslebens. Ähnliche Vorzüge zeigten die folgenden Romane: „The mill on the floss“ (1860) und „Silas Marner, the weaver of Raveloe“ (1861). Einen fremden Stoff behandelte sie in dem großartigen historischen Roman „Romola“ (1863), der auf Grund eingehender Studien ein glänzendes Bild des italienischen Lebens zur Zeit Savonarolas, der zweiten Hälfte des 15. Jahrh., entrollt. Ihre spätern Romane sind: „Felix Holt, the radical“ (1866) und „Middlemarch“ (1871), wieder eine anmutige Schilderung des englischen Provinzlebens und von vielen neben „Romola“ für die bedeutendste Leistung der Dichterin gehalten; endlich „Daniel Deronda“ (1876), eine Art Verherrlichung des Judentums. Drei Dichtungen in gebundener Rede: „The Spanish gipsy“ (1868, 5. Aufl. 1875), eine Geschichte aus der jüdisch-maurischen Zeit Spaniens, „Agatha“ (1869) und „The legend of Jubal“ (1874), sowie ein dramatischer Versuch: „Armgart“ (1871), haben weniger angesprochen als ihre andern Schriften. Ihr letztes Werk war eine Sammlung von Essays unter dem Titel: „The impressions of Theophrastus Such“ (1879). George E. war viele Jahre hindurch die intime Lebensgefährtin des Schriftstellers G. H. Lewes, ohne jedoch, da Lewes’ Gattin noch lebte (im Irrenhaus), mit ihm verheiratet zu sein. Nach seinem Tod (1878) verheiratete sie sich in schon vorgerücktem Alter mit einem alten Freunde, dem Kaufmann J. Walter Croß, starb aber nach kurzer Krankheit schon 23. Dez. 1880. Auf dem Felde des Romans ist E. in England unbestritten als die höchste geistige Kraft der neuern Zeit anerkannt. Ihre sämtlichen Romane wurden ins Deutsche übersetzt. Auszüge aus ihren Werken stellte Main in dem Werk „Wise, witty and tender sayings from the works of George E.“ (5. Aufl., Lond. 1881) zusammen. Ihre Biographie nebst Briefen und Tagebüchern veröffentlichte ihr Gatte Croß („George Eliot’s life as related in her letters and journals“, Lond. 1885, 3 Bde.). Vgl. auch Julian Schmidt, Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit (Leipz. 1870); Mathilde Blind, George E. (Lond. 1883); E. v. Wolzogen, G. E. (Leipz. 1885); Morley, Life of G. E. (in „Macmillan’s Magazine“, Februar 1885); Hutton in „Contemporary Review“ (März 1885); Lord Acton, G. Eliot’s life (in „Nineteenth Century“, März 1885; deutsch, Berl. 1886).
5) Samuel, amerikan. Historiker, geb. 22. Dez. 1821 zu Boston, Enkel Samuel Eliots, der die Eliot-Professur am Harvard College gegründet, studierte auf dieser Anstalt, machte, nachdem er mehrere Jahre in einem Geschäftshaus zu Boston gearbeitet, größere Reisen und faßte 1845 in Rom den Plan, eine „History of liberty“ zu schreiben. Als eine Probe davon ließ er 1847 die „Passages from the history of liberty“ (von dem Leben Arnolds von Brescia, Savonarolas und andrer italienischer Reformatoren handelnd) erscheinen, denen 1849 das Werk „The liberty of Rome“ (2 Bde.; 1852 neu hrsg. u. d. T.: „History of liberty“, 1. Teil: „The ancient Romans“, 2. Teil: „History of the early Christians“, 2 Bde.) nachfolgte. 1856 ward E. zum Professor am Trinity College zu Hartford, 1860 zum Präsidenten dieses College ernannt, in welcher Stellung er bis 1864 verblieb. Seitdem lebte er in seiner Vaterstadt, wo er 1871–73 Vorlesungen am Harvard College hielt. Von seinen Werken sind noch zu nennen: „Manual of the United States history between the years 1492 and 1850“ (1856, neue Ausg. 1877) und „Early relations with the Indians“ (1869).
Elipandus, s. Adoptianismus.
Eliquieren (lat.), flüssig machen, schmelzen; läutern; Eliquation, Schmelzung, Läuterung.
Elis (einheim. Name Valis), Landschaft im alten Peloponnes (s. Karte „Altgriechenland“), im S. von Messenien, im O. von Arkadien, im N. von Achaia und im W. vom Ionischen Meer begrenzt, senkt sich von O., wo sich die Ausläufer des Arkadischen Gebirges, namentlich des Pholoe und des Erymanthos (jetzt Olonos), hereinziehen, nach W. hin, wo ihre Thäler in die größte Ebene des Peloponnes ausmünden. Von Arkadien erhielt E. seinen Hauptfluß, den Alpheios, der in E. den Acheron, Kladeos, Selinus und Enipeus aufnimmt; außer ihm sind die Küstenflüsse Peneios (Gastunitiko), Helisson, Jardanos, Anigros und Neda anzuführen. So war E., reichlich bewässert, einer der fruchtbarsten Landstriche Griechenlands; Ackerbau und Viehzucht (namentlich Pferde) gediehen vortrefflich; daher wird es schon in den frühsten Zeiten als ein sehr bevölkertes und zivilisiertes Land geschildert. Überdies war der ganzen Landschaft wegen des Kultus des olympischen Zeus und der Olympischen Spiele, die in der geheiligten Thalebene Olympia (s. d.) von den überall herzuströmenden Griechen gefeiert wurden, ein heiliger Charakter aufgedrückt und ein steter Friede gesichert. Herrliche Tempel schmückten die anmutige Gegend, die im reichsten Blumenflor prangte. Selbst Pflanzen, die sonst nirgends in Griechenland gefunden wurden, gediehen hier, so die kostbare Byssusstaude. Letzteres ebenso wie Sagen und semitische Namen bezeugen, daß einst Semiten, wahrscheinlich Phöniker, einzelne Küstenplätze im Besitz hatten. Im 14. Jahrh. v. Chr. wurden angeblich die hier wohnenden Kaukonen und Epeier, welche vielleicht den Illyriern, den Vorfahren der heutigen Albanesen, stammverwandt waren, von achäischen Griechen verdrängt, auf welche der Name der Epeier wahrscheinlich überging, da spätere Autoren Epeios und Ätolos zu Brüdern machen. Durch den Einfall der Herakliden im Peloponnes (1104) kam E. an die Ätolier unter Oxylos, dessen Nachkommen aber nicht als Könige geherrscht haben, weil die einzelnen Städte (fast sämtlich im Innern des Landes gelegen) eine oligarchische Verfassung einrichteten und sich zu einem Städtebund vereinigten. Ein langer, ununterbrochener Friede beglückte von da an das Land, bis endlich seine Blütezeit mit dem Peloponnesischen Krieg zu Ende ging. Die Eleier schlossen sich den Spartanern an; aber der Kriegskunst nicht besonders kundig, konnten sie es nicht wehren, daß die Athener die Küstengegenden verwüsteten. Nachdem so die Athener einmal gegen die Unverletzlichkeit von E. gefrevelt hatten, trugen bald auch andre Völker, z. B. die Spartaner, kein Bedenken mehr, in E. einzufallen. Im allgemeinen standen die Eleier bei den übrigen Hellenen in keinem besondern Ruf; sie waren als trunksüchtig und lügnerisch verschrieen und besonders übel berufen wegen der Knabenliebe, die bei ihnen frühzeitig das Gepräge grober Sinnlichkeit angenommen hatte. Die bedeutendste Stadt, der Sitz des elischen Städtebundes, war nach der Zerstörung von Pisa (572) Elis am Peneios, anfangs nur eine kleine Feste, bis 471 mit der Einrichtung einer Demokratie zugleich eine bedeutende Erweiterung stattfand. Doch blieb es eine offene, feindlichen Einfällen leicht zugängliche Stadt. Trümmer derselben finden sich beim Dorf Paläupolis. Im heutigen Königreich Griechenland bildet E. mit Achaia (s. d.) einen Nomos.
Elisa, ein in der Völkertafel (1. Mos. 10) erwähntes Land, von wo die Hebräer Purpur erhielten.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0557.jpg&oldid=- (Version vom 20.6.2023)