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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

weltlichen Inhalts und zeichnen sich, namentlich die volkstümlichern Villancicos und Letrillas, durch Witz und Anmut aus. Durch seine (elf) dramatischen Gedichte, „Representaciones“ („Darstellungen“) genannt und zum Teil schon weltlichen Inhalts (Schäferspiele), ward E. der eigentliche Vater des spanischen Dramas im engern Sinn. Noch hat man von ihm eine poetische Beschreibung seiner Reise nach Jerusalem: „Tribagia, ó via sagra de Hierusalem“ (Rom 1521, zuletzt Madr. 1786).

Encke, 1) Johann Franz, Astronom, geb. 23. Sept. 1791 zu Hamburg, studierte seit 1811 in Göttingen unter Gauß, trat während der Freiheitskriege von 1813 und 1814 in die Artillerie der hanseatischen Legion und 1815 als Artillerieleutnant in preußische Dienste, ward 1816 Gehilfe an der Sternwarte Seeberg bei Gotha, die er seit 1817 allein verwaltete, und 1825 als Sekretär der Akademie der Wissenschaften und Direktor der neu zu erbauenden Sternwarte nach Berlin berufen. Durch seine Bahnbestimmung des Kometen von 1680 gewann er den von Cotta ausgesetzten astronomischen Preis. In den zwei Abhandlungen „Die Entfernung der Sonne“ (Gotha 1822–1824, 2 Bdchn.) verarbeitete er die Beobachtungen der zwei Venusdurchgänge von 1761 und 1769. Berühmt ist ferner seine Bestimmung der Bahn des von Pons 26. Nov. 1819 entdeckten, später nach E. benannten Kometen, welcher das unerwartete Resultat ergab, daß die Umlaufszeit desselben nur 31/3 Jahre beträgt und bei jeder Rückkunft um 1/9 Tag kürzer wird. Ferner beteiligte sich E. an der von Bessel angeregten Mappierung des äquatorialen Himmels und war als astronomischer Rechner und gefeierter Lehrer unermüdlich thätig. Nachdem er 1863 seine Entlassung aus dem Staatsdienst genommen, zog er sich nach Spandau zurück, wo er 26. Aug. 1865 starb. Seine litterarische Wirksamkeit war sehr ausgedehnt. Er erhob das „Berliner astronomische Jahrbuch“, dessen Redaktion er seit 1830 führte, zur ersten Ephemeridensammlung der Welt und gab 4 Bände „Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Berlin“ (Berl. 1840–60) heraus. Außerdem schrieb er: „De formulis dioptricis“ (Berl. 1845); „Über das Verhältnis der Astronomie zu den andern Wissenschaften“ (das. 1846); „Über die Hansensche Form der Störungen“ (das. 1856). Nach seinem Tod erschienen noch „Astronomische Abhandlungen“ (Berl. 1868, 3 Bde.). Vgl. Bruhns, J. F. E. (Leipz. 1869).

2) Erdmann, Bildhauer, geb. 26. Jan. 1843 zu Berlin, erlernte seine Kunst unter Albert Wolff und debütierte mit der Gruppe eines Germanen im Kampf mit zwei Galliern, die von Energie in der Auffassung und großer Freiheit in der Bewegung zeugte. Nachdem er dann eine Gruppe: Odysseus, von der Penelope Abschied nehmend, ausgestellt hatte, erlangte er den Preis bei der Konkurrenz für das Denkmal Jahns in der Hasenheide zu Berlin, das, sehr charaktervoll aufgefaßt und mit gesundem Realismus durchgeführt, in Erz gegossen, 1872 enthüllt wurde. Er schuf ferner die Bronzestatue des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg in einer der Nischen neben dem Hauptportal des Berliner Rathauses und das 1880 enthüllte Marmorstandbild der Königin Luise im Tiergarten, ein Seitenstück der Statue Friedrich Wilhelms III. von Drake, an seinem runden Postament mit einem den Abschied und die Heimkehr der Krieger und die weibliche Sorge um die Verwundeten darstellenden Relief geschmückt. Für das Zeughaus arbeitete er die Bronzestatuen des Großen Kurfürsten und Friedrichs II. Außerdem beschäftigte er sich mit bronzenen Porträtbüsten, bei welchen er mit Glück die Polychromie anwendete, und mit anmutigen Genrefiguren.

Enckhausen, Heinrich Friedrich, Klavierkomponist, geb. 28. April 1799 zu Celle, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater und seine weitere Ausbildung von Aloys Schmitt in Berlin. Als dieser das Amt eines Hoforganisten in Hannover übernahm, folgte ihm E. dahin und wurde später auch sein Nachfolger im Amt. Er starb hier 15. Jan. 1885. Von seinen Kompositionen, unter denen eine 1832 in Hannover aufgeführte Oper: „Der Savoyarde“, haben seine namentlich für Anfänger unschätzbaren instruktiven Klavierwerke weite Verbreitung und allgemeine Anerkennung gefunden.

Encombrement (franz., spr. angkongbr’māng), Versperrung, Überfüllung; bei den französischen Schiffern Bezeichnung derjenigen Waren, welche zerbrechlich sind, leicht wiegen und viel Raum einnehmen, sogen. Sperrgut, weshalb auch deren Fracht nicht nach dem Gewicht, sondern nach dem von ihnen eingenommenen Raum berechnet wird.

Encomium, s. Enkomion.

Encounterbai, große, offene Bai des Indischen Ozeans an der östlichen Küste der Kolonie Südaustralien. Die Ufer der Westseite (teilweise durch die Känguruhinsel gebildet) sind steil und haben einige Häfen; die der Ostküste bestehen in hohen Sandhügeln, hinter welchen sich der lange, salzige, mit dem Alexandrinasee in Verbindung stehende Coorong hinzieht. In der Tiefe der Bai die Murraymündung, die infolge der geringen Wassermenge des Flusses und des ungewehrten Anpralles des Ozeans durch eine Barre für den Schiffsverkehr fast ganz verschlossen ist.

Encyklika (griech., Litterae encyclicae oder circulares), „Rundschreiben“ der Bischöfe, besonders des römischen Bischofs, an einen gewissen Kreis von Kirchen. Viel gehört ward der Name E. besonders unter Pius IX., welcher diese Form päpstlicher Kundgebungen in seinem Kampf wider den modernen Staat öfters anwandte, so namentlich in der E. vom 8. Dez. 1864, der Bulle Quanta cura, welche durch den ihr beigegebenen Syllabus (s. d.), der gegen die Irrlehren und Irrtümer der Gegenwart gerichtet war, das größte Aufsehen erregt hat und als unmittelbare Einleitung zu dem sogen. Kulturkampf gelten kann. In einer fernern E. vom 5. Febr. 1875 wandte sich Pius IX. gegen die kirchenpolitischen Gesetze in Preußen und Deutschland, indem er dieselben für nichtig erklärte.

Encyklisch (griech.), einen Kreis durchlaufend; daher encyklischer Brief, s. v. w. Rundschreiben, Encyklika.

Encyklopädie (griech., Wissenschaftskunde), im allgemeinen die umfassende Lehre aller Künste und Wissenschaften in ihrem Zusammenhang unter sich und mit den höchsten Zwecken der Vernunft (Generalencyklopädie), im besondern die Darstellung der Grundbegriffe und Hauptwahrheiten einer einzelnen Wissenschaft unter dem Gesichtspunkt der Einheit und des sie durchdringenden obersten Lebensprinzips (Spezialencyklopädie). Obwohl der Name E. erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Gebrauch kam, findet sich doch das Wesen der E. schon im Altertum bei den Griechen und Römern. Man verstand unter enkyklios paideia (lat. orbis doctrinae, „Kreis der Bildung“, d. h. der Bildungswissenschaften) die Gesamtbildung, welche sich ein freigeborner Jüngling angeeignet haben mußte, ehe er zur Erlernung eines bestimmten Faches oder in das werkthätige

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0613.jpg&oldid=- (Version vom 7.2.2022)
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