verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7 | |
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Vgl. Miller, Die G. für Tafel- und Hohlglas, Hell- und Mattätzerei (Wien 1880); Derselbe, Die Verzierung der Gläser durch den Sandstrahl (das. 1881). Über G. für Druckplatten vgl. Hyalographie und Hyalotypie.
Glasberg (Glasinsel), in den deutschen, slawischen und engl. Mythen und Märchen der Aufenthalt der Seligen, vergleichbar dem weithin glänzenden Goldberg Meru der Inder, mit der goldenen Paradiesesstadt. In den deutschen und slawischen Mythen heißt dieser G., zu dessen schwieriger Erkletterung den Toten Tierklauen und andre Hilfsmittel ins Grab mitgegeben wurden, Anafielas, in den englischen vertritt ihn die Glasinsel (Glastonburry, Yniswitrin) Avalon (s. d.), wo König Artus mit seinen Getreuen im G. schläft (vgl. Bergentrückung), und eine walisische Redensart sagt für sterben: „sich im Glashaus einschiffen“. Neuere Anthropologen haben vermutet, daß die verglasten Burgen oder Schlackenwälle (s. Befestigung, prähistorische) zu diesem Mythus Veranlassung gegeben haben; wahrscheinlich ist der G. aber nur ein Bild des Himmelsgewölbes und der kristallenen Sphären.
Glasbläserlampe, Vorrichtung, mittels welcher Glasröhren erweicht, geschmolzen und zu mannigfachen Gegenständen verarbeitet werden. Die G. ist ein flacher, ovaler Blechkasten, vorn schmal, hinten breiter, mit sehr dickem Docht aus Baumwollgarn. Als Brennmaterial dient Talg oder Baumöl. Ein Gebläse zum Anblasen der Flamme wird mit dem Mund mittels eines Blaserohrs oder mit einem unter dem Tisch befindlichen doppelten Blasebalg betrieben. Beim Glasblasen hängt alles von der Bildung einer richtigen Flamme ab, welche wenig leuchten und beim Blasen mit einem eignen tönenden Geräusch brennen muß. Gegenwärtig wird die G. vielfach durch einen Leuchtgasbrenner ersetzt.
Glasblumen, aus farblosem oder farbigem Glas gefertigte Blumen, welche besonders in Venedig fabriziert und zur Dekoration von Spiegelrahmen, Kron- und Wandleuchtern benutzt, auch zu ganzen Glasrahmen (s. d.) zusammengesetzt werden. Über G. andrer Art s. Blumenmacherei.
Glasburgen (verglaste Wälle), s. Befestigung, prähistorische.
Glasdiamanten, in Diamantenform geschliffener Straß; s. Edelsteine (künstliche), S. 315.
Glasdruck, Bezeichnung zweier verschiedener graphischer Verfahren: Druck von Glasplatten und auf solche. Über erstern s. Hyalographie und Lichtdruck; letzterer kann, wenn er direkt und nicht durch Überdruck oder Übertragung erfolgen soll, nur mit Hilfe elastischer Formen hergestellt werden. Diese werden entweder durch Pressung aus Guttapercha oder vulkanisiertem Kautschuk gewonnen, oder mittels Gusses von Buchdruckwalzenmasse (s. Buchdruckerkunst, S. 559) in Hohlformen erzeugt, welch letztere aus Gips, Thon, Metall oder galvanoplastischen Niederschlägen bestehen können. Die Druckform wird alsdann auf einer ebenen Fläche oder auch, je nach Maßgabe des zu bedruckenden Gegenstandes, auf einer Walze befestigt; zum Auftragen der Farbe dienen ebene Flächen oder Walzen. Als Druckfarbe benutzt man eine Mischung von Kopaivabalsam, venezianischem Terpentin und Terpentinöl, in welche die Farbe entweder eingerieben, oder auf die sie nach dem Druck gestäubt wird; bei Bronzedruck geschieht letzteres stets. Zum Bedrucken von Flaschen verschiedener Größe und Stärke ist von Köppe eine Maschine erfunden worden, die sich praktisch bewährt hat.
Glaser, 1) Adolf, Schriftsteller, geb. 15. Dez. 1829 zu Wiesbaden, widmete sich zuerst in Mainz dem Kunsthandel, bereitete sich dann für die Universität vor und studierte von 1853 an Geschichte und Philosophie in Berlin. 1856 übernahm er in Braunschweig die Redaktion von „Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften“, die er zunächst bis 1878 (seit 1869 von Berlin aus) führte und 1883 von neuem übernahm. Seine poetische Laufbahn hatte G. mit den unter dem Pseudonym Reinald Reimar erschienenen Dramen „Kriemhildens Rache“ (Hamb. 1853) und „Penelope“ (das. 1854) begonnen. Es folgten unter seinem eignen Namen die Romane „Familie Schaller“ (Prag 1857, 2 Bde.) u. „Bianca Candiano“ (Hannov. 1859); „Erzählungen und Novellen“ (Braunschw. 1862, 3 Bde.); „Gedichte“ (das. 1862); das Trauerspiel „Galileo Galilei“ (Berl. 1861); der Roman „Was ist Wahrheit?“ (Braunschw. 1869) und „Leseabende“ (das. 1867, 4 Bde.); ferner „Der Hausgeist der Frau von Estobal“ (Berl. 1877); „Schlitzwang“ (das. 1878); „Eine Magdalena ohne Glorienschein“ (das. 1878); „Weibliche Dämonen“ (das. 1879, 2 Bde.); die Novellensammlung „Aus dem 18. Jahrhundert“ (Leipz. 1880); „Wulfhilde, Roman aus dem 12. Jahrhundert“ (Berl. 1880); „Moderne Gegensätze“ (Leipz. 1881); „Aus hohen Regionen“ (Wismar 1882); „Savonarola“ (Leipz. 1883); „Das verschwundene Dokument“ (das. 1883); „Cordula“ (das. 1885); „Das Fräulein von Villecour“ (Dresd. 1885). Daneben wendete sich G. vorzugsweise der freien Bearbeitung niederländischer Produktionen zu und vermittelte das Bekanntwerden einer Reihe talentvoller holländischer Autoren in Deutschland mit: „Hänschen Siebenstern“, nach J. van Lennep (Braunschw. 1867); „Niederländische Novellen“ (das. 1867); „In der Fremde“, nach Gerard Keller (das. 1868); „Doktor Helmond und seine Frau“, nach Cremer (das. 1874); „Lideweide“, nach Busken Huet (das. 1874); „Die Arbeiterprinzessin“, nach Cremer (das. 1875); „Der Schwiegersohn der Frau von Roggeveen“ (das. 1876) und „Jeannette und Juanito“ (Leipz. 1881), nach ten Brink; „Das Haus des Schulmeisters“, nach Gerard Keller (Braunschw. 1877); „Von der Bretterwelt“ (Berl. 1882) u. a. Auch schrieb er eine „Geschichte des Theaters zu Braunschweig“ (Braunschw. 1861).
2) Julius Anton, vorher Josua, ausgezeichneter Kriminalist und österreichischer Staatsmann, geb. 19. März 1831 von jüdischen Eltern zu Postelberg in Böhmen, trat später zum Christentum über. 1849 an der Universität Zürich zum Doktor der Philosophie promoviert, machte er sich, noch nicht 20 Jahre alt, durch seine Monographie „Das englisch-schottische Strafverfahren“ (Wien 1850) als kriminalistischer Schriftsteller bekannt und habilitierte sich nach Erlangung der juristischen Doktorwürde 1854 in Wien als Privatdozent für österreichisches Strafrecht, worauf er 1856 außerordentlicher, 1860 ordentlicher Professor ward. Ein eifriges Mitglied des deutschen Juristentags, war er zugleich für Reform der österreichischen Strafgesetzgebung, namentlich für das Zustandekommen der neuen Strafprozeßordnung, thätig. Am 25. Nov. 1871 trat er als Justizminister in das Kabinett Adolf Auersperg, dem er bis 1879 angehörte. Als Vertreter der innern Stadt Wien im Abgeordnetenhaus gehörte er zu den begabtesten Anhängern der Partei der Linken. Seit 1879 Generalprokurator am höchsten Gerichtshof, starb er 26. Dez. 1885 in Wien. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: „Abhandlungen aus dem österreichischen Strafrecht“ (Wien 1858, Bd. 1); „Anklage, Wahrspruch
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0398.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)