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Seite:Meyers b8 s0257.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Augenblick hört die Wirkung des Hebers auf. Wenn man das untere Ende des langen Schenkels eines Hebers umbiegt und dasselbe in eine Spitze auslaufen läßt, so spritzt das Wasser aus dieser Spitze, die möglichst tief unter dem Niveau der Flüssigkeit liegen muß, in die Höhe (Springheber).

Heberollen (Steuerrollen, Steuerlisten) sind die nach den Namen der Steuerpflichtigen geordneten, bei Schatzungen und auch bei direkten Aufwandsteuern vorkommenden Steuererhebungslisten, in welchen die von jedem Pflichtigen zu entrichtende Summe verzeichnet ist.

Hébert (spr. ebähr), 1) Jacques René, einer der berüchtigtsten Schreckensmänner der französischen Revolution, geb. 1755 zu Alençon, kam jung nach Paris, wo er sich als Bedienter und Billetkontrolleur an einem Theater seinen Unterhalt erwarb. Nicht ohne Geist, von gewinnendem Äußern, feinen, liebenswürdigen Manieren, aber cynisch frivol, gehörte er seit Ausbruch der Revolution zu den radikalsten Mitgliedern des Jakobinerklubs. Seit 1789 redigierte er das durch ganz Frankreich verbreitete Blatt „Le Père Duchesne“, welches in rohster Sprache das Volk zu blutigen Gewaltthaten aufreizte, ward infolge der Ereignisse vom 10. Aug. 1792 Mitglied des revolutionären Gemeinderats und Substitut Chaumettes als Generalprokurator der Kommune und spielte bei den Septembermetzeleien und den weitern Volksbewegungen eine hervorragende Rolle. In dem Prozeß der Königin klagte er diese der schändlichsten Verbrechen an und ward einer der Kommissare, welche im Temple die Verhöre der königlichen Kinder leiteten. Mit dem Maire Pache und andern Jakobinern stiftete er eine Verschwörung gegen die Girondisten an, ward deshalb 24. Mai 1793 verhaftet, aber vom Volk wieder befreit. Später stand er mit Chaumette an der Spitze der Hébertisten, jener berüchtigten Faktion, welche alle Gewalt auf die Pariser Kommune übertragen wollte, die Abschaffung des Gottesdienstes und die Einführung des sogen. Kultus der Vernunft betrieb und sogar Danton und Robespierre der Verletzung der Freiheit und der Menschenrechte anklagte. Auf Veranlassung Robespierres verhaftet, ward er mit vielen seiner Anhänger 24. März 1794 guillotiniert. Vgl. Brunet, Le Père Duchesne d’Hébert (Par. 1857).

2) Edmond, Geolog, geb. 12. Juni 1812 zu Villefargeau (Yonne), ward 1833 Lehrer, später chemischer Präparator an der Normalschule, 1852 Direktor des naturwissenschaftlichen Unterrichts, 1857 Professor der Geologie an der Sorbonne. Er schrieb: „Le mers anciennes et leurs rivages dans le bassin de Paris“ (1857); „Mémoire sur les fossiles de Montreuil-Bellay“ (1861); „Matériaux pour servir à la description du terrain crétacé supérieur en France“ (1875); „Notions générales de géologie“ (1884).

3) Ernest, franz. Maler, geb. 3. Nov. 1817 zu Grenoble, kam 1835 nach Paris, um die Rechte zu studieren, arbeitete aber gleichzeitig in der Werkstatt des Bildhauers David d’Angers und später bei Delaroche. Im J. 1839 errang er mit einer biblischen Komposition, der Findung von Josephs Becher in Benjamins Sack, den römischen Preis und ging dann nach Rom, wo er fünf Jahre blieb. Nach seiner Rückkehr machte er sich durch Gemälde aus dem italienischen Volksleben bekannt, unter denen die Malaria, ein auf dem Tiber mit fieberkranken Männern und Frauen dahingleitendes Boot (1850, im Luxembourg), das bedeutendste ist. Dann malte er den Judaskuß (1853), machte in der Dresdener Galerie neue Studien und befestigte sich durch sie in seiner Richtung, wie die Mädchen von Alvito und die Fienarolen (Heuverkäuferinnen) von Sant’ Angelo (1857) beweisen. Im Salon von 1859 stellte er zwei Brunnenszenen aus: Frauen von Cervara (im Luxembourg) und Rosa Nera, in der Weltausstellung 1867 vier Porträte, 1869 la Pastorella und la Lavandara. In den letzten Jahren hat er sich der religiösen Malerei zugewendet (Mater dolorosa, heil. Agnes). Héberts eigentliches Gebiet ist das italienische Genrebild, das er gewöhnlich noch durch eine sentimentale Auffassung interessant zu machen sucht. Ende 1866 wurde er Direktor der französischen Akademie zu Rom, wo er bis 1873 blieb, und 1874 Mitglied des Instituts.

Hébertisten, s. Hébert 1).

Hebespiegel, eine hölzerne Scheibe, deren untere Kante nach dem Kessel des Mörsers abgerundet ist, und die den Zweck hatte, beim Schießen mit Spiegelgranaten, Kartätschen und Steinen (Streugeschossen) alle einzelnen Geschosse mit einemmal zusammengehalten aus dem Rohr zu führen. Für Spiegelgranatschüsse ist der H. durchbohrt, damit das Feuer zur Entzündung der Zünder durchschlagen kann.

Hebler, Karl, philosoph. Schriftsteller, geb. 1821 zu Bern, studierte in Tübingen und Berlin und wurde 1854 Privatdozent, 1863 Professor an der Hochschule zu Bern, wo er Philosophie vorträgt, mehr im Sinn Kants als der spekulativen Nachfolger desselben. Als Schriftsteller machte er sich bekannt durch die Werke: „Spinozas Lehre über die Substanz“ (Bern 1850); „Shakespeares Kaufmann von Venedig, ein Versuch über die Idee dieser Komödie“ (das. 1854); „Lessing-Studien“ (das. 1861); „Aufsätze über Shakespeare“ (das. 1865, 2. Ausg. 1874); „Die Philosophie gegenüber dem Leben und den Einzelwissenschaften“ (Berl. 1868, 2. Ausg. 1874); „Philosophische Aufsätze“ (Leipz. 1869) und „Lessingiana“ (Bern 1877).

Hebra, Ferdinand, Mediziner, geb. 7. Okt. 1816 zu Brünn, studierte in Wien und trat daselbst 1841 als Praktikant in das allgemeine Krankenhaus. Er habilitierte sich für die bisher noch sehr vernachlässigte Dermatologie 1842 an der Universität, übernahm die Abteilung für Hautkrankheiten an dem allgemeinen Krankenhaus und wurde 1849 zum außerordentlichen, 1869 zum ordentlichen Professor der Klinik für Hautkrankheiten ernannt. Er starb 5. Aug. 1880. H. hat die Lehre von den Hautkrankheiten und ihrer Behandlung in erfolgreichster Weise gefördert und die Diagnostik und Therapie in derselben auf Grund exakter Beobachtungen vielfach verbessert. Er veröffentlichte: „Atlas der Hautkrankheiten“ (Wien 1856–76, 10 Lfgn.); „Lehrbuch der Hautkrankheiten“ (mit Kaposi, in Virchows „Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie“, Stuttg. 1860–76, 2 Bde.); einen kleinern „Atlas der Hautkrankheiten“ (mit Bärensprung, Erlang. 1867–69, 2 Lfgn.).

Hebräer, s. Juden.

Hebräerbrief (Brief an die H.) heißt etwa seit 200 ein anonym überliefertes biblisches Schriftstück, welches die alexandrinischen Väter auf den Apostel Paulus zurückführten. Trotzdem, daß, wie jetzt allgemein anerkannt wird, sprachliche und sachliche Schwierigkeiten jeden Gedanken an Paulinische Abfassung verbieten, ließ sich doch die alte Kirche, besonders durch den Einfluß Augustins, bewegen, das Schriftstück, welches in seinem Eingang einer Abhandlung ähnlicher sieht als einem Brief, als einen 14. Brief des Paulus in den Kanon zu setzen. Aber selbst in Bezug auf den Lehrbegriff steht dieser Brief durchaus selbständig neben Paulus da und vertritt zum erstenmal und in charakteristischer Weise das, was man den

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2024)
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