verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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streben dürfte. Er nahm deshalb an dem Römerzug 1174 nicht teil und weigerte sich, als Friedrich nach der mißlungenen Belagerung von Alessandria auf einer persönlichen Zusammenkunft in Partenkirchen (Februar 1176) H. um bewaffneten Zuzug bat, hartnäckig, denselben zu leisten, unternahm vielmehr einen neuen Zug nach Pommern, um die dortigen Eroberungen zu erweitern. Er fürchtete, daß während seiner Abwesenheit in Italien seine Gegner in Sachsen mit Erfolg sich gegen ihn erheben würden; auch mochte er hoffen, daß Friedrich in Italien so lange festgehalten werden würde, bis er seine Unabhängigkeit hinreichend gesichert hätte. Der Kaiser schloß indessen nach der Niederlage von Legnano (29. Mai 1176) mit Alexander III. den Frieden von Venedig (1. Aug. 1177) und kehrte 1178 nach Deutschland zurück. Schon vorher hatte Bischof Ulrich von Halberstadt an der Spitze der sächsischen Großen den Kampf gegen H. begonnen. Dieser arbeitete seinen Feinden in die Hände, indem er alle Versöhnungsanträge des Kaisers zurückwies und den Krieg gegen die Großen mit Energie und Gewaltthätigkeit führte. Auch erschien er 1179 nicht auf den zur Entscheidung seiner Sache berufenen Fürstentagen zu Worms, Magdeburg und Kayna. Er wurde nun 15. Jan. 1180 zu Würzburg geächtet und 13. April 1180 auf dem Reichstag zu Gelnhausen ihm Sachsen aberkannt, 24. Juni 1180 zu Regensburg auch Bayern, womit Otto von Wittelsbach belehnt wurde. H. errang anfangs bei seinem bewaffneten Widerstand Erfolge, nahm Bischof Ulrich von Halberstadt gefangen, besiegte den Landgrafen von Thüringen bei Weißensee, und Adolf von Schauenburg schlug die Scharen des Erzbischofs von Köln bei Halrefeld. Als aber der Kaiser selbst in Sachsen einbrach, fielen die treu gebliebenen Vasallen von H. ab; auch Lübeck öffnete 1181 dem Kaiser seine Thore. Jetzt unterwarf sich H. und erhielt auf dem Reichstag zu Erfurt (November 1181) seine Allodien Braunschweig und Lüneburg zurück, mußte aber zu seinem Schwiegervater, König Heinrich II. von England, in die Verbannung gehen. 1185 erhielt er die Erlaubnis, wieder nach Deutschland zu kommen; als sich indes Friedrich 1188 zum Kreuzzug rüstete, stellte er H. die Wahl zwischen förmlichem Verzicht oder Teilnahme am Kreuzzug oder nochmaliger dreijähriger Verbannung. H. wählte das letztere, kehrte indes schon Michaelis 1189 nach Sachsen zurück und fiel über seine alten Widersacher, zunächst über Adolf von Holstein, her, eroberte dessen Land, zerstörte Bardowiek und brachte den größten Teil seines Herzogtums wieder an sich, bequemte sich jedoch nach mehreren unglücklichen Gefechten zum Frieden von Fulda (Juli 1190), der ihm wenig von dem Eroberten ließ. Noch immer gab er aber die Hoffnung auf Wiederherstellung der Welfenmacht nicht auf. 1192 begann er nochmals einen Krieg, als Heinrichs VI. Herrschaft die Unzufriedenheit der Fürsten erregt hatte, unterwarf sich wieder 1193, um Richard Löwenherz’ Freilassung zu erlangen, und starb, versöhnt mit Heinrich VI., 6. Aug. 1195 zu Braunschweig, wo in der St. Blasiuskirche sein Grabdenkmal und auf dem Burgplatz der eherne Löwe steht, den er selbst als Symbol seiner Macht errichtet. Er war zuerst mit Clementia von Zähringen vermählt, von der er sich 1163 scheiden ließ, dann mit der Tochter Heinrichs II. von England, Mathilde (gest. 1189). Er hinterließ drei Söhne, von denen Otto, der dritte, 1208 Kaiser wurde (s. Otto IV.). Vgl. die Biographien von Böttiger (Hannov. 1819), H. Prutz (Leipz. 1865) und M. Philippson (das. 1867–68, 2 Bde.).
14) H. Jasomirgott (so genannt nach dem Ausruf, den er gewöhnlich im Mund führte), Herzog von Bayern, aus dem Haus der Babenberger, zweiter Sohn Leopolds des Heiligen und der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes, geb. 1114, wurde 1142 nach seines Bruders Leopold (gest. 1141) Tod Markgraf von Österreich und vermählte sich mit Heinrichs des Stolzen Witwe, Kaiser Lothars Tochter Gertrud. 1143 wurde er auch mit dem Herzogtum Bayern belehnt, nahm 1147–49 am zweiten Kreuzzug teil, mußte 1154 Bayern an Heinrich den Löwen zurückgeben, ward jedoch 1156 dadurch entschädigt, daß Österreich reichsunmittelbares Herzogtum mit ermäßigten Leistungen an das Reich wurde. Er starb 1177. Vgl. (Bergenstamm) Versuch einer Lebensgeschichte H. Jasomirgotts (Wien 1819).
[Braunschweig-Wolfenbüttel.] 15) H. der jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Sohn Heinrichs des ältern und der Prinzessin Katharina von Pommern, geb. 10. Nov. 1489, regierte mit Ausschließung seiner Brüder seit 1514, doch erkannte sein Bruder Wilhelm erst 1535 die Erbfolge nach der Erstgeburt an. In die Hildesheimer Stiftsfehde verwickelt, wurde H. zwar in der Schlacht auf der Soltauer Heide 29. Juni 1519 geschlagen; doch wurden durch die Gunst Karls V. 1523 ihm und seinem Vetter Erich fast sämtliche hildesheimische Stiftslande zugesprochen. Im Bauernkrieg zog er dem Landgrafen von Hessen und dem Kurfürsten von Sachsen zu Hilfe und nahm an der Schlacht bei Frankenhausen 15. Mai 1525 teil. 1528 stand er mit 1000 Reitern Karl V. gegen den Papst und Venedig bei, das Heer wurde jedoch ein Opfer ansteckender Seuchen, und er selbst entkam nur in Verkleidung den überall auflauernden Feinden. Ein Feind der Reformation (Luther schrieb gegen ihn die Flugschrift „Wider Hanns Worst“), suchte er in den evangelischen Nachbarstaaten Unheil und Aufruhr zu stiften, wurde aber von dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen 1542 aus seinem Land vertrieben und bei einem Versuch, dasselbe wiederzuerobern, 21. Okt. 1545 gefangen genommen. Nach der Schlacht bei Mühlberg 1547 wieder in Freiheit gesetzt, geriet er mit seinem Adel in Streit und erregte durch seine Härte und Verfolgungssucht gegen die neue Lehre große Erbitterung, so daß Markgraf Albrecht Alcibiades wieder einen Einfall in Braunschweig wagte. Der Beistand Moritz’ von Sachsen, der in der Schlacht von Sievershausen (9. Juli 1553) fiel, befreite H. Durch den Tod zweier Söhne in dieser Schlacht milder gestimmt, söhnte er sich mit seinem Land aus und zeigte sich sogar in seinen spätern Jahren der Lehre Luthers nicht abgeneigt. Er starb 11. Juni 1568. H. war mit Gräfin Maria von Württemberg, dann mit der polnischen Prinzessin Sophie vermählt. Bekannt ist er durch seine romantische Liebe zu Eva v. Trott, die er für gestorben ausgab, insgeheim aber auf der Staufenburg am Harz verborgen hielt. Vgl. Elster, Charakteristik Heinrichs des jüngern (Braunschw. 1845); Koldewey, Heinz von Wolfenbüttel (Halle 1883).
16) H. Julius, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 15. Okt. 1564, Sohn des Herzogs Julius, erhielt eine gelehrte Erziehung, verstand Lateinisch, Griechisch und Hebräisch, war ein ausgezeichneter Jurist und sogar ein geschickter Baumeister. Auch verfaßte er 1593–94 unter dem Einfluß der „englischen Komödianten“ (s. d.) elf Dramen (hrsg. von Holland, Stuttg. 1855, und von Tittmann, Leipz. 1880) und ließ sie auf seiner Hofbühne in Wolfenbüttel
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0315.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2024)