verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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aufführen. Das Bistum Halberstadt, dessen Bischof er seit 1566 war, verwaltete er seit 1578 vortrefflich. Als er jedoch 1589 Herzog von Wolfenbüttel wurde, hielt er einen so glänzenden Hof, daß er das Land mit Steuern bedrücken mußte und eine große Schuldenlast ihm auflegte. Wegen eines Streits mit der Stadt Braunschweig begab er sich 1607 an den kaiserlichen Hof nach Prag, wo er bei Kaiser Rudolf großen Einfluß erlangte und in den Streitigkeiten zwischen diesem und seinem Bruder Matthias sowie in denen zwischen Katholiken und Protestanten den erfolgreichen Vermittler spielte. Er starb 20. Juli 1613 in Prag. Vgl. Ludewig, H. Julius, Herzog zu Braunschweig (Helmstedt 1833).
[Champagne.] 17) Graf von Champagne, König von Jerusalem, geb. 1150, nahm am dritten Kreuzzug teil, zeichnete sich bei der Belagerung von Akka aus und wurde 1192 nach der Ermordung Konrads von Tyros, dessen Witwe Elisabeth er heiratete, von den Baronen zum König von Jerusalem erwählt. Er erlangte indes nie die wirkliche Herrschaft über das Reich und starb 10. Sept. 1197 infolge eines Sturzes aus dem Fenster seines Palastes.
[England.] 18) H. I., König von England, wegen seiner Gelehrsamkeit Beauclerc, „der schöne Scholar“, genannt, vierter Sohn Wilhelms des Eroberers, geb. 1070, folgte im August 1100 seinem Bruder Wilhelm II., behauptete sich mit Hilfe des Klerus und der Angelsachsen, welche er durch seine Vermählung mit der aus dem Blute der angelsächsischen Könige entsprossenen Margarete für sich gewann, gegen seinen ältern, vom Vater von der Regierung ausgeschlossenen Bruder, Robert, der 1097–1100 eine Kreuzfahrt unternommen hatte, geriet aber über die Investitur mit dem Papst in Streit. Von ihm rührt die erste Grundlage der englischen Verfassung, die Charta libertatum, her. Er starb 1. Dez. 1135 zu Rouen in der Normandie; seine Regierung ist besonders deshalb wichtig, weil sie die Versöhnung der unterworfenen Bevölkerung Englands mit der Dynastie der normännischen Eroberer anbahnte. Sein Nachfolger war, da Heinrichs Sohn Wilhelm 1120 bei einem Schiffbruch umgekommen war, Stephan von Blois.
19) H. II., genannt Courtmantle („Kurzmantel“, weil er die Mode kurzer Mäntel nach England brachte), König von England, Sohn des Grafen Gottfried Plantagenet von Anjou und der Mathilde, der Tochter des vorigen, geb. 5. März 1133, von dem gelehrten Robert von Gloucester erzogen, war nach dem Willen seines Großvaters zu dessen Nachfolger auf dem Thron ausersehen. Allein sein Vetter Stephan von Blois nahm denselben nach Heinrichs I. Tod ein und behauptete ihn gegen Mathilde. Von seinem Vater her im Besitz von Anjou, Touraine, Maine und einem Teil von Berry, durch seine Mutter von der Normandie, durch seine Gemahlin Eleonore von Poitou mit der er sich 1152 vermählte, von Aquitanien, Guienne, Saintonge, Poitou, Auvergne, Périgord, Limousin, also Herr des dritten Teils von Frankreich, begann H. 1153 mit den Mitteln dieser bedeutenden Hausmacht gegen Stephan Krieg und nötigte denselben, ihn zum Erben der englischen Krone einzusetzen. Demzufolge landete er, nachdem Stephan 25. Okt. 1154 gestorben war, in England und wurde 19. Dez. zu London gekrönt. 1159 unternahm er einen Zug gegen den Grafen von Toulouse, ward dann in einen Krieg mit Frankreich verwickelt, den er siegreich zu Ende führte, und kehrte erst 1163 nach England zurück. Hier suchte er alsbald den Übergriffen des Papstes und des Klerus Schranken zu setzen und zwang die Prälaten, im Januar 1164 die berühmten Konstitutionen von Clarendon zu unterschreiben, durch welche die Beziehungen zwischen Staat und Kirche in einem für die Krone günstigen Sinn geordnet wurden. Der von H. 1162 zum Primas des Reichs und Erzbischof von Canterbury erhobene Thomas Becket erkannte diese Beschlüsse erst nach anfänglicher Weigerung und widerstrebend an und fiel deshalb bei H., dessen Günstling er früher gewesen war, in Ungnade. In Anklagezustand versetzt, floh er auf den Kontinent und wiegelte von dort aus den Papst, Frankreich und das englische Volk gegen H. auf, der sich 1170 entschloß, ihn zurückzuberufen. Da er aber nach seiner Rückkehr den vom Papst ausgesprochenen Bann gegen einige Bischöfe, welche auf des Königs Seite gestanden hatten, aufrecht erhielt, äußerte H. den Wunsch, von dem herrschsüchtigen Prälaten befreit zu werden, und dies veranlaßte vier Edelleute, den Erzbischof 29. Dez. 1170 in der Kathedrale zu Canterbury zu ermorden. Gerade das aber führte zu einem Sieg der hierarchischen Ideen: um den Bannstrahl des Papstes abzuwenden, mußte der König seine Unschuld an dem Mord beschwören, die Konstitutionen von Clarendon aufheben und sich dem Papst unterwerfen, worauf er 1172 absolviert wurde. 1171 schon hatte er Irland erobert. Bald darauf aber brach ein noch weit gefährlicherer Aufstand gegen ihn aus. Seine eigne Gemahlin Eleonore reizte, von dem König vernachlässigt, den Thronerben Heinrich zur Empörung, und dieser begann in Verbindung mit seinen Brüdern und dem König von Frankreich 1173 Krieg gegen den Vater und zwar in den französischen Besitzungen. Zugleich erhob sich König Wilhelm von Schottland gegen H., und im Innern erregte der Graf Leicester einen Aufruhr. Aber H. schlug den letztern 1173 bei Dol, zwang durch den Sieg bei Alnwick 1174 den schottischen König zur Unterwerfung und setzte dann nach Frankreich über, wo er nicht weniger schnell die Ruhe herstellte. Am 30. Sept. 1174 wurde Friede geschlossen, nachdem H. 12. Juli am Grab des ein Jahr zuvor heilig gesprochenen Erzbischofs demütigende Buße gethan hatte, um seine Versöhnung mit der Geistlichkeit vollständig zu machen. 1183 erhob sich der Kronprinz Heinrich in Verbindung mit Frankreich aufs neue gegen den Vater, starb jedoch schon im Juni d. J. Eine letzte Empörung der beiden jüngern Söhne Heinrichs brach 1188 aus; der Gram und Unmut darüber nagte an dem Leben des Königs, der am 6. Juli 1189 im Schloß Chinon bei Saumur starb. Unter H. sind wesentliche Reformen des Gerichtswesens angebahnt und die wichtigen Institute des Geschwornengerichts, der Reiserichter, des Schatzkammergerichts und des Gerichtshofs der King’s Bench (s. d.) teils eingeführt, teils vervollkommt worden. Sein Nachfolger war Richard Löwenherz. Vgl. Lyttleton, History of the life of Henry II. (Lond. 1767, 3 Bde.).
20) H. III., König von England, Enkel des vorigen, Sohn Johanns ohne Land und der Isabella von Angoulême, geb. 1. Okt. 1207, folgte seinem Vater 1216 auf dem Thron und stand anfangs unter Vormundschaft des Reichsmarschalls Wilhelm Grafen von Pembroke, welcher unter Mitwirkung des päpstlichen Legaten die rebellischen Barone unterwarf und die Franzosen, welche ins Land eingedrungen waren, wieder vertrieb. Auch nachdem der König volljährig geworden, stand er fortwährend unter der Leitung der hohen Geistlichkeit und der Verwandten seiner Gemahlin Eleonore von Provence. Die Geldforderungen, die er stellte, um seinem Bruder Richard
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0316.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2024)