verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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dessen Gemahlin, die heil. Elisabeth, samt ihren Kindern von der Wartburg und übernahm die Landgrafschaft Thüringen nebst der Pfalzgrafschaft Sachsen, anfangs in Vormundschaft seines Neffen Hermann II., nach dessen Tod 1241 in eignem Namen. Er unterstützte die Böhmen gegen die einbrechenden Mongolen, ward 1242 Reichsverweser für Konrad, den Sohn Kaiser Friedrichs II., schloß sich aber bald der päpstlichen Partei an und ward von dieser nach Friedrichs II. Absetzung auf dem Konzil zu Lyon (1245) 22. Mai 1246 in Veitshöchheim bei Würzburg zum Gegenkönig erwählt. Da seine Wahl größtenteils von geistlichen Fürsten ausgegangen war, wurde er spottweise der „Pfaffenkönig“ genannt. Mit päpstlichen Geldern sammelte er ein Heer und schlug seinen Gegner, den König Konrad, 5. Aug. 1246 bei Frankfurt, erkrankte aber während der Belagerung von Ulm und starb auf der Wartburg 17. Febr. 1247. Mit ihm erlosch der Mannesstamm des thüringischen Landgrafengeschlechts. Um sein reiches Erbe erhob sich der thüringische Erbfolgestreit.
Heinrich, 1) Christian Gottlieb, deutscher Historiograph, geb. 14. Aug. 1748 zu Dahlen, studierte in Leipzig, ward 1782 Professor der Geschichte und Hofrat zu Jena und starb hier 24. Mai 1810. Er ist Verfasser einer Reihe brauchbarer Handbücher der Geschichte. Hervorzuheben sind: „Deutsche Reichsgeschichte“ (Leipz. 1787–1805, 9 Bde.); „Handbuch der sächsischen Geschichte“ (fortgesetzt von Pölitz, das. 1810–12, 2 Bde.); „Geschichte von Frankreich“ (das. 1802–1804, 3 Bde.); „Geschichte von England“ (das. 1806–10, 2 Bde.). Bekannt ist sein Konflikt mit Schiller, den er nicht als Professor der Geschichte anerkennen wollte, und der ihm in den Xenien als Professor historiarum ein Andenken stiftete.
2) Guillaume Alfred, franz. Litterarhistoriker, welcher sich besonders mit der deutschen Litteratur beschäftigt, geb. 4. Dez. 1829 zu Lyon, ward, nachdem er in Paris studiert und längere Zeit auf Reisen, namentlich in Deutschland, zugebracht hatte, 1859 Professor der fremden Litteraturen an der Universität Lyon, die ihn 1871 zu ihrem Dekan ernannte. Er schrieb (mit vorwiegend klerikaler Tendenz): „Le Parcival de Wolfram d’Eschenbach et la légende du Saint-Graal“ (1855); „Histoire de la littérature allemande“ (1870–73, 3 Bde.); „Les invasions germaniques en France“ (1871); „La France, l’étranger et les partis“ (1873); „La légende jacobine et la critique“ (1878).
3) Gustav, ungar. Litterarhistoriker, geb. 17. März 1845 zu Pest, studierte in Leipzig und Wien und ist seit 1875 Professor der germanischen Philologie an der Universität zu Budapest sowie Mitglied des Landesunterrichtsrats und (seit 1880) der Akademie daselbst. H. schrieb: „Bankban in der deutschen Dichtung“ (1879); „Boccaccios Leben und Werke“ (1882); „Etzelburg und die ungarische Hunnensage“ (1882) und eine Reihe deutscher Lehrbücher für den deutschen Unterricht, darunter eine „Deutsche Verslehre“ (2. Aufl. 1878). Auch besorgte er Ausgaben von Goethes und Bürgers Balladen (1878), von Herders „Cid“ (1879), Schillers „Tell“ (1883) etc. mit ausführlichem (ungarischen) Kommentar. Zugleich redigiert er die „Allgemeine philologische Zeitschrift“ (seit 1877) und die „Ungarische Revue“ (seit 1880).
4) Karl, Pseudonym, s. Keck.
Heinrich der Balier (Parlierer, Polier), Architekt und Steinmetz aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh., unter dessen Leitung 1385–96 der jetzt ganz erneuerte „schöne Brunnen“ in Nürnberg (s. Tafel „Bildhauerkunst VI“, Fig. 2) ausgeführt wurde. Vgl. Baader, Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs (Nördling. 1860–62), und Bergau, Der schöne Brunnen in Nürnberg (Berl. 1871).
Heinrich der Glichesäre („Gleisner“), deutscher Dichter in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh., aus dem Elsaß gebürtig, verfaßte um 1170 nach französischer Vorlage das Gedicht von „Isengrîmes nôt“, das in seiner ursprünglichen Gestalt nur in Fragmenten erhalten ist, die J. Grimm („Sendschreiben an Karl Lachmann. Über Reinhart Fuchs“, Leipz. 1840) herausgegeben hat. Eine vollständige Überarbeitung des „Reinhart“ aus dem 13. Jahrh. findet sich in dem „Koloczaer Kodex altdeutscher Gedichte“ (Pest 1817), besser in J. Grimms „Reinhart Fuchs“ (Berl. 1834).
Heinrich der Schreiber (auch der tugendhafte Schreiber), Minnesänger zu Anfang des 13. Jahrh., von edler Geburt, lebte am Hof des Landgrafen Hermann I. von Thüringen und spielte eine Rolle in dem sagenhaften Sängerkrieg auf der Wartburg. Seine Gedichte sind herausgegeben in v. d. Hagens „Minnesingern“, Bd. 2 (Leipz. 1838).
Heinrich der Teichner, der beste deutsche didaktische Dichter des 14. Jahrh., hielt sich meist in Wien auf und dichtete von 1350 bis 1377. Seine Spruchgedichte (über 700) zeichnen sich durch philosophischen Ernst und Menschenkenntnis aus, leiden aber an Breite; für die Sittengeschichte des 14. Jahrh. sind sie eine reiche und wichtige Quelle. Proben davon finden sich in Docens „Miscellaneen“ (Bd. 2), in Grimms „Altdeutschen Wäldern“ und in Laßbergs „Liedersaal“. Vgl. Karajan, Über H. den Teichner (Wien 1855).
Heinrich der Vogler, mittelhochd. Dichter, s. Dietrichs Flucht.
Heinrich von Beaufort, s. Beaufort 1).
Heinrich von Breslau (Herzog H. IV. von Breslau), Minnesänger, kam 1270 zur Regierung und starb 23. Juni 1290. Ihm werden zwei Gedichte beigelegt, von denen das eine eine Verhandlung vor dem Gerichtshof der Frau Venus enthält (abgedruckt in Bartsch’ „Deutschen Liederdichtern“, Stuttg. 1864). Vgl. H. Rückert, Der Minnesänger H. von B. (in „Kleine Schriften“, Bd. 1, Weim. 1877).
Heinrich von dem Türlin, mittelhochd. Dichter, aus Kärnten oder Bayern gebürtig, bürgerlicher Abkunft, lebte um 1220 und verfaßte das umfangreiche Gedicht „Der Abenteuer Krone“, eine Vereinigung aller Abenteuer der Ritter der Tafelrunde, mit Schilderungen frechster Sittenlosigkeit, doch auch mit rührenden Stellen und gelungenen Bildern (hrsg. von Scholl, Litterarischer Verein, Stuttg. 1852). Sein Name ist in Form eines Akrostichons in dem Gedicht angegeben. Auch „Der Mantel“, eine poetische Bearbeitung der Sage vom Zaubermantel, der nur einer keuschen Frau paßt (hrsg. von Warnatsch, Bresl. 1883), wird ihm zugeschrieben. Vgl. Reißenberger, Zur Krone Heinrichs von dem Türlin (Graz 1879); Martin, Zur Gralssage (Straßb. 1880).
Heinrich von Dießenhoven, Truchseß, Geschichtschreiber des Mittelalters, aus dem Thurgau gebürtig, war erst Kanonikus in Beromünster, dann Kaplan des Papstes Johann XXII. in Avignon, endlich seit 1341 Kanonikus in Konstanz, wo er 1376 starb. Seine Chronik, bis 1361 reichend, ist eine Bearbeitung und Fortsetzung der „Libri XXIV ecclesiasticae historiae novae“ des Ptolemäus de Fiadonibus von Beginn der Regierung Johanns XXII. ab; diese Fortsetzung (liber XXV.) ist herausgegeben
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0325.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2024)