verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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6 Zoll (15,8 cm) Öffnung hat in Bessels Händen der Astronomie große Dienste geleistet; auch hat ein ähnliches Instrument in Bonn vielfache Anwendung gefunden, und auf den deutschen Expeditionen zur Beobachtung des Venusdurchgangs sowie auf der Straßburger Sternwarte wurden Fraunhofersche H. von 31/2 Zoll (9,5 cm) Öffnung mit großem Erfolg angewandt. Im letzten Jahrzehnt ist eine Anzahl von Apparaten dieser Art, mit allen Vervollkommnungen ausgerüstet, aus der Werkstatt von Gebrüder Repsold in Hamburg hervorgegangen, und unsre Abbildung zeigt das für die Sternwarte zu New Haven in Nordamerika gelieferte Instrument. Vgl. Hansen, Ausführliche Methode, mit dem H. Beobachtungen anzustellen (Gotha 1827); Seeliger, Theorie des Heliometers (Leipz. 1876).
Heliometer (Heliothermometer), ein von Herschel konstruiertes und von Pouillet verbessertes Instrument zur annähernden Bestimmung der Wärmeabsorption in der Atmosphäre. Es besteht aus einem dosenförmigen Gefäß aus Silberblech von etwa 1 dm Durchmesser und 14–15 mm Höhe. In dem Gefäß befindet sich die Kugel eines Thermometers, dessen Röhre in einem auf ersterm Gefäß angebrachten vertikalen Metallrohr steckt. Dieser Apparat ist so auf einem Stativ befestigt, daß das erstere Gefäß gegen die Sonne, das Rohr aber gegen die Erde gekehrt ist, und daß das Ganze in jede beliebige Stellung gebracht werden kann. Das Gefäß aus Silberblech ist mit Wasser gefüllt und wird während der Beobachtung mit dem Rohr durch einen Knopf um sich selbst gedreht, damit das Wasser in Bewegung gerate und sich gleichmäßig erwärme. Außerdem ist die gegen die Sonne gekehrte Fläche des Gefäßes mit Ruß sorgfältig geschwärzt. Bei den Beobachtungen mit diesem Instrument ist zu berücksichtigen, daß dasselbe, während es Wärme aufnimmt, zugleich auch Wärme verliert und zwar sowohl durch Strahlung gegen den Himmelsraum als an die Umgebung. Man bestimmt deshalb fünf Minuten lang diesen Verlust (r), indem man das mit Wasser von der Temperatur der Umgebung gefüllte Gefäß im Schatten gegen den freien Himmel wendet, läßt dann weitere fünf Minuten die Sonnenstrahlen senkrecht einfallen, wodurch das Wasser erwärmt wird (g), und läßt dann wieder fünf Minuten lang die Wärme von der berußten Fläche frei gegen den Himmel ausstrahlen (Verlust r′). Die Temperaturerhöhung, welche durch die Sonne hervorgebracht sein würde, wenn kein Wärmeverlust stattgefunden hätte, ist . Aus den mit dem H. gemachten Beobachtungen leitet Pouillet ab, daß an heitern Tagen um Mittag ungefähr ein Drittel von den Wärmestrahlen der Sonne durch die Atmosphäre absorbiert wird; doch ist dieses Resultat entschieden zu klein, wie aus den Versuchen Tyndalls über die Diathermanität der Gase geschlossen werden kann.
Helioplástik (griech.), s. Heliographie.
Heliopolis („Sonnenstadt“), 1) Stadt, s. Baalbek. – 2) Stadt im alten Unterägypten, 8 km nordöstlich von Kairo, beim Dorf Matarieh, berühmt durch ihren Sonnentempel, dessen Hallen, Sphinxalleen und Obelisken noch Strabon gesehen hat; jetzt ist von ihm nur ein Obelisk von 203/4 m Höhe aus der Zeit der zwölften Dynastie (2433 v. Chr.) übrig, der vor dem Tempel gestanden hat. Nach letzterm, dessen Priester Moses gewesen sein soll, blickte die Alte Welt als nach der Quelle aller Weisheit, und selbst Platon hat ihn als Schüler betreten. Auch bezieht sich auf ihn die Weissagung des Jeremias (43, 13): „Und Nebukadnezar wird die Bildsäulen im Haus der Sonne, im Land Ägypten, zerbrechen“. Der hieroglyphische Name der Stadt war Pe-Ra („Haus der Sonne“), vulgär Anu, hebräisch On. In der Nähe die Sykomore, unter welcher die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten gerastet haben soll. Hier erfochten Sultan Selim I. 1517 und Kléber 20. März 1800 Siege.
Helĭos (bei den Römern Sol), in der griech. Mythologie Gott der Sonne, Sohn des Titanen Hyperion und der Theia oder Euryphaessa, Bruder der Selene und Eos, wird bei Homer mit seinem Vater identifiziert. Bei den östlichen Äthiopen steigt er am Morgen aus dem Okeanos auf und senkt sich im westlichen Okeanos abends wieder zu den Fluten herab. Nach andern besteigt er dann seinen goldenen Nachen und fährt über den Okeanos hin zum heiligen Wohnsitz der Nacht, zu seiner Mutter, Gemahlin und seinen Kindern. Diesen goldenen Nachen lieh Herakles von ihm, um nach den Gärten der Hesperiden zu gelangen. Am Westende der Erde hat H. (bei spätern Dichtern) ein Haus und einen Stall für seine goldenen und geflügelten Rosse (welche bei Homer nicht erwähnt sind), wo er sich mit Ambrosia stärkt und die Rosse mit Gras von den Inseln der Seligen nährt, nachdem Nereïden und Horen sie abgeschirrt haben. Im Westen hat er ferner Gärten unter der Obhut der Hesperiden und auf der Insel Thrinakia oder in Erytheia schöne, teils von seinen Töchtern, teils von Geryon bewachte Rinderherden, die sich nie mehren, noch mindern (350 an der Zahl, Symbol der Anzahl der Tage des Mondjahrs). Er freut sich der letztern beim Hinauf- und Hinabsteigen am Himmel, und seine Rache trifft den Odysseus, dessen Gefährten einige davon auf Thrinakia geschlachtet hatten. Die Gemahlinnen und Geliebten des H. waren die Okeanide Klymene, Gemahlin des Äthiopenkönigs Merops, welche ihm den Phaethon und die Heliaden (s. d.) gebar, Iphinoe, mit welcher er den Augias, und die Okeanide Perseïs, mit welcher er den Äetes, die Pasiphae und die Kirke zeugte. In Kolchis, wo die letztere Zauberfamilie zu Haus war, befand sich der Sonnenteich, wo H. seine Rosse badete, und in dessen Nähe er die Nacht über ruhte. Die Kraft der dort wachsenden Zauberkräuter ist eine Folge der Sonnennähe. H. sieht und vernimmt alles und galt deshalb für einen Späher der Götter und Menschen. Er war es, welcher dem Hephästos die Liebe des Ares und der Aphrodite entdeckte, weshalb Ares seine ganze Nachkommenschaft verfolgte. Mit Poseidon stritt er um den Besitz der korinthischen Landenge, die Briareos als Schiedsrichter dem erstern zusprach; H. erhielt dafür den Berg oberhalb Korinth (Akrokorinth). Der Demeter entdeckte er den Räuber ihrer Tochter. Als der Allwissende wurde er bei Eidschwüren angerufen. Der Hauptsitz der weitverbreiteten Verehrung des H. war die Insel Rhodos, welche er aus der Tiefe des Meers emporsteigen gesehen hatte (Pindar, Olymp., VII, 54 ff.). Außerdem hatte er zu Korinth und Argos, in Megalopolis und Trözen Altäre. Alle auf H. bezüglichen Fabeln wurden dann (namentlich durch Ovid in seinen „Metamorphosen“) auf den italischen, besonders bei den Sabinern verehrten Sol übertragen. Hier galt er auch als Beschützer der Wagenlenker und wurde im Zirkus verehrt, so daß sein Tempel in Rom mitten in demselben stand. Abgesehen von dem Sol Phöbus der römischen Zeit, war H. nur in Rhodos ein bedeutender Gegenstand der Plastik, wo ihn Lysippos auf einem Viergespann, in kolossaler Größe (70 Ellen hoch) aber sein Schüler Chares von Lindos bildete (der berühmte „Koloß
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0357.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2022)