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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Zeit dagegen bis zur 18. Dynastie, in Gizeh, Sakkâra, Sauiet el Meitin, Qasr el Sayyād, Meidūm, Abd el Qurna, El Kab, gedenken in ihren Wandgemälden häufiger des irdischen Lebens des Verstorbenen; die Inschriften geben seine Biographie und rühmen seine Tugenden. Die Darstellungen aus dem Privatleben mit den dazu gehörigen Inschriften haben manchen sachlichen und sprachlichen Aufschluß gegeben. Die Inschriften der Sarkophage sind dagegen wieder durchaus religiösen Charakters; meist sind es Gebete über den Verstorbenen, oder sie behandeln, wie namentlich in späterer Zeit, die ganze Lehre von der „Amenthes“, der Unterwelt.

Von den zahlreichen religiösen Büchern der alten Ägypter waren einige im alten Ägypten, nach der Menge der auf uns gekommenen Exemplare zu schließen, außerordentlich verbreitet. Das bedeutendste und umfangreichste derselben ist das „Totenbuch der alten Ägypter“, welches Lepsius schon 1842 nach der vollständigsten Turiner Handschrift auf 79 Tafeln herausgab. Sein ägyptischer Titel ist „Per m heru“ („Der Ausgang aus dem Tag“, d. h. aus dem Leben); dieses Buch, von den Franzosen weniger passend als „Rituel funéraire“ bezeichnet, enthält 165 Kapitel. Der Verstorbene, dem der das Totenbuch enthaltende Papyrus in den Sarg beigegeben wurde, ist selbst die handelnde und redende Person darin, und der Text betrifft nur ihn und seine Begegnisse auf der langen Wanderung nach dem irdischen Tod. Es wird entweder erzählt und beschrieben, wohin er kommt, was er thut, was er hört und sieht, oder es sind die Gebete und Anreden, die er selbst zu den verschiedenen Göttern spricht, zu welchen er gelangt. Einige Teile des Totenbuchs sind sehr alt und reichen bis in die ersten Königsdynastien; sie bieten eine kürzere und korrektere Fassung und finden sich auf den Sarkophagen jener Epoche (vgl. Lepsius, Älteste Texte des Totenbuchs, Berl. 1867); die Texte der 18. Dynastie sind schon ausführlicher, aber noch ziemlich korrekt; danach kommen die spätern Texte, welche umfangreicher, mit vielen Glossen und Interpolationen versehen und wegen der Nachlässigkeit der Schreiber meist sehr fehlerhaft sind. S. Birch versuchte die erste vollständige Übersetzung dieses Buches („Egypt’s place“, Bd. 5); eine neuere hat P. Pierret („Le livre des morts“, Par. 1882) geliefert. Die Herausgabe der ältern (thebaischen) Redaktion des Totenbuchs wurde auf Vorschlag des Londoner Orientalistenkongresses von 1875 von E. Naville übernommen; seine Ausgabe: „Das ägyptische Totenbuch der XVIII. bis XX. Dynastie“ erschien mit Einleitung in 2 Foliobänden (Berl. 1886). Die religiösen Texte, welche sich in den Grabkammern der 1881 geöffneten Königspyramiden bei Sakkâra angeschrieben finden, bilden die sprachlich und inhaltlich wichtige älteste Form des Unsterblichkeitsglaubens der alten Ägypter, das altmemphitische Totenbuch. Einen Auszug aus dem Totenbuch bildet das „Schai n sinsin“ („Das Buch vom Atmen oder von der Wiederbelebung“), welches viel kürzer ist und namentlich in späterer Zeit an die Stelle des umfangreichern Werkes trat; das Berliner Museum hat drei Exemplare dieses Büchleins. Die erste Ausgabe desselben veröffentlichte H. Brugsch („Schai en sinsin“, Berl. 1848), eine neuere de Horrack („Schâ en sensen, le livre des respirations“, Par. 1877). Die demotische Version des Totenbuchs, welche in einem Pariser Papyrus erhalten ist, hat E. Révillout teilweise ediert („Le rituel funéraire de Pamonths“, Par. 1880). Das dritte verwandte Buch enthält die eigentliche Lehre von der Unterwelt und ist betitelt: „Am-tuat“, welches gleichfalls in Papyrusrollen erhalten ist; es wurde veröffentlicht von Lanzone („Le domicile des esprits“, Tur. 1879). Aus den Königsgräbern stammen die von E. Naville unter dem Titel: „La litanie du soleil“ (Leipz. 1875) veröffentlichten Texte. Ein liturgisches Buch über gewisse Bestattungsgebräuche ist das von E. Schiaparelli veröffentlichte „Libro dei funerali“ (Tur. 1881). Vgl. auch O. v. Lemm, Das Ritualbuch des Ammondienstes (Leipz. 1882). Diese Werke sind durchweg mystischen Charakters und ohne ausführliche Kommentare schwer verständlich. Von der gesamten religiösen Litteratur sagen unserm Geschmack am meisten die vielen Hymnen an die Götter zu, deren poetischer Schwung nicht selten an die Sprache der Psalmen erinnert; sie finden sich auf Grabsteinen und in Papyrusrollen.

Die historischen Denkmäler, welche die Thaten der Könige berichten, sind entweder öffentliche Denksteine oder Inschriften an den Tempeln oder in den Gräbern der Privatleute. Lepsius, der Herausgeber der „Denkmäler aus Ägypten u. Äthiopien“ (Berl. 1859–60, 12 Bde.), hatte bei der Auswahl des Stoffes besonders auf Inschriften dieser Gattung sein Augenmerk gerichtet, und so ist denn dieses Werk eine wahre Fundgrube für die Geschichte der Pharaonen geworden. Eine sehr wertvolle Ergänzung dazu sind die „Historischen Inschriften“ von Dümichen (Leipz. 1867–69) und die Texte aus Karnak von Mariette Bei (das. 1875), ebenso die aus Dêr el Bahari (das. 1877) und die von E. de Rougé gesammelten Inschriften („Inscriptions hiéroglyphiques, copiées en Égypte“, Par. 1877 ff.). Die längste aller Papyrusrollen, der große Papyrus Harris im Britischen Museum, aus der 20. Dynastie, dessen Inhalt zuerst A. Eisenlohr (Leipz. 1872) bekannt machte, und der von S. Birch herausgegeben und übersetzt wurde („Facsimile of an Egyptian hieratic papyrus of the reign of Ramses III.“, Lond. 1876), ist für die Geschichte dieser Epoche von Bedeutung. Die Geographie des alten Ägypten behandelte Brugsch („Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler“, Leipz. 1857–60), ebenso den Kalender („Matériaux pour servir à la reconstruction du calendrier des anciens Égyptiens“, das. 1864). Weitere nützliche Publikationen dieser Art sind: Dümichens „Kalenderinschriften“ (Leipz. 1866), „Geographische Inschriften“ (das. 1866–85) und „Kalendarische Opferfestlisten im Tempel von Medinet Habu“ (das. 1881), E. v. Bergmanns „Hieroglyphische Inschriften“ (Wien 1879) und Mariettes „Listes géographiques“ (Leipz. 1875). Die Zahl der Dekrete, der Triumphsteine, der geographischen und der kalendarischen Listen ist eine sehr erhebliche.

Den anziehendsten Teil der ägyptischen Litteratur bilden aber die nicht religiösen Papyrusrollen, die sämtlich hieratisch geschrieben sind. Einige derselben enthalten Erzählungen oder Märchen, welche für die Geschichte dieser Dichtungsgattung wegen ihres Alters von größter Wichtigkeit sind, oder sie feiern die Thaten der Könige; andre geben nur Briefe, in welche nicht selten ethische Betrachtungen eingekleidet sind; auch fehlt es nicht an Schriften, welche die Lebensweisheit der alten ägyptischen Philosophen zur Anschauung bringen. Vgl. Maspero, Les contes populaires de l’Égypte ancienne (Par. 1882). Der in der Wissenschaft als „Papyrus Prisse“ (Par. 1857) bekannte Papyrus enthält eine Sammlung moralischer Betrachtungen, welche den Sprichwörtern Salomos ähnlich sind; Chabas hat zuerst dieses „älteste

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0521.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2021)
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