verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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absolut aussichtslos. Der häufige Wechsel der Ärzte, das übermäßige Medizinieren, das Haschen nach neuen Mitteln und die zahllosen diätetischen Fehler sind meist Hindernisse einer erfolgreichen Behandlung und einer möglichen Heilung. Die Heilung ist daher eine der schwierigsten Aufgaben für den Arzt. Der Kranke verlangt gewöhnlich fort und fort Arzneien von demselben, und mit Arzneien wird bei der H. doch im ganzen sehr wenig ausgerichtet. Man ergründe vor allem die Ursache der H. und suche diese soweit wie möglich zu entfernen. Ist übermäßige geistige Anstrengung der Grund der H., so rate man ernstlich zur Mäßigung. Man suche den Kranken zu zweckmäßiger Abwechselung zwischen geistiger und körperlicher Beschäftigung zu bewegen; er suche Erheiterung und Zerstreuung durch Spiele, welche den Körper mäßig in Bewegung setzen, wie Kegeln, Billard u. dgl. Fleißiges Spazierengehen in Gesellschaft von Freunden, Fußreisen in angenehme Gegenden, auch die Jagd sind für Leidende dieser Art ein treffliches Heilmittel. Gute Erfolge erzielt man zuweilen mit Kaltwasserkuren oder Seebädern, seltener mit eisenhaltigen Mineralquellen. Immer aber berücksichtige man auch die Diät des Kranken; jeder Hypochonder leidet mehr oder weniger an Verdauungsbeschwerden. Der Kranke halte sich an eine einfache, kräftige, aber nicht zu fette und gewürzreiche Mahlzeit. Alle blähenden Speisen müssen streng gemieden werden, also namentlich grüne Gemüse, Kohlarten, Hülsenfrüchte, Zwiebeln, ebenso die schwerverdaulichen Fleischarten, Fische und Mehlspeisen. Kaffee und Thee trinke der Hypochonder mäßig oder meide beide lieber ganz. Gutes Bier, leichter Wein, besonders roter, werden gewöhnlich gut vertragen. Reichliche Abendmahlzeiten schaden; der Schlaf darf nicht zu lang sein, die Betten und das Schlafzimmer nicht zu warm. Exzesse in der Liebe sind immer schädlich. Arzneimittel sind zu Hilfe zu nehmen, um die lästigen Symptome des begleitenden körperlichen Leidens zu bekämpfen. Die gewöhnlich hartnäckige Verstopfung suche man auf eine möglichst milde Weise zu heben, so durch Klystiere von kaltem Wasser, absorbierende Pulver, mäßige Dosen von Rhabarber und Aloe; Abführmittel dürfen nie zu lange fortgebraucht werden, weil sie leicht tiefer greifende Störungen der Darmschleimhaut nach sich ziehen. Die krankhafte Gasbildung wird gelindert durch die bekannten blähungtreibenden Mittel: Fenchel, Anis, Kümmel, Melisse, Pfefferminze etc. in Theeform, Reiben des Unterleibs mit wollenen Tüchern, lauwarme Bäder, Klystiere etc., Magnesia, Austernschalenpulver bei abnormer Säurebildung. Sobald sich Zeichen einer ausgesprochenen Geistesstörung einstellen (Selbstmordideen etc.), ist die Unterbringung des Kranken in eine Irrenanstalt dringend geboten.
Hypochondrĭum (Regio hypochondriaca), der Raum unter den Rippen, wird nach oben zu vom Zwerchfell abgeschlossen, während seine Grenze nach unten und vorn durch den Rippenbogen bezeichnet wird. Vgl. Bauch.
Hypocist, Pflanze, s. Cytinus.
Hypocykloide, s. Cykloide.
Hypodérm (griech.), in der Pflanzenanatomie ein unter der Epidermis liegendes Gewebe, das zur Verstärkung derselben dient. Oft enthalten seine Zellen einen wasserhellen Saft und werden dann Wassergewebe genannt; in andern Fällen zeichnen sie sich durch stark verdickte Wände aus.
Hypodérma, Rinderbiesfliege, s. Bremen, S. 384.
Hypodermátisch (griech.), unter der Haut befindlich.
Hypodiapénte (griech.), Unterquinte; Hypodiapason, Unteroktave, etc.
Hypodrōm (griech.), bedeckter Gang zum Spazierengehen.
Hypogastrĭum (griech., Regie hypogastrica), untere Bauchgegend, beginnt zwei Finger breit unterhalb des Nabels und reicht bis zur Schambeinfuge (s. Bauch); hypogastrisch, auf den Unterleib bezüglich.
Hypogeion (griech., lat. Hypogaeum), unterirdisches Gewölbe; auch s. v. w. Katakombe.
Hypoglossus (Nervus h.), Zungenfleischnerv.
Hypogramma (griech.), „Unterschrift“, besonders Inschrift am Fuß von Säulen.
Hypogȳnisch („unterweibig“), Bezeichnung solcher Blüten, bei denen Kelch, Blumenkrone und Staubgefäße unterhalb des Pistills an der Blütenachse befestigt sind.
Hypokorísma (griech.), schmeichelnder, beschönigender Ausdruck; Kosewort.
Hypokotyledonārknospen, unterhalb der Kotyledonen bei manchen Pflanzen, z. B. bei Linum-Arten, erzeugte Knospen.
Hypokrās (aus Hippokrates verderbt), in den frühern Jahrhunderten verbreiteter Name eines Hauslikörs, sei es wohlschmeckender Art oder von medizinischer Wirkung, den spätern Lebenselixiren vergleichbar.
Hypokrisīe (griech.), Heuchelei, Gleisnerei, Scheinheiligkeit; Hypokrit, Heuchler, Gleisner, Frömmler.
Hypolaïs, Gartensänger.
Hypomochlĭon (griech.), die Unterlage oder der Stützpunkt des Hebels (s. d., S. 254).
Hyponastīe, s. Nutation.
Hyponomeuta, Gespinstmotte.
Hypophēt (griech.), Priester, als Orakelverkündiger.
Hypophŏra (griech.), in der Rhetorik die Anführung der gegnerischen Behauptung; die Antwort darauf heißt Anthypophora. Auch die Häufung rhetorischer Fragen und Antworten wird mit H. bezeichnet.
Hypophyse, s. Embryo, S. 597.
Hypoplexīe (griech.), leichter Schlaganfall.
Hypopsálma (griech.), in der griechischen Kirche der Gesang des Chors oder der Gemeinde, der entweder in einer Wiederholung eines von dem Priester angestimmten Psalmenverses oder auch in dem Gloria besteht. Wird der Gesang in der Mitte der Psalmen eingeschoben, so heißt er Diapsalma.
Hypopyon (griech.), Eiterherd von geringer Ausdehnung in der Hornhaut des Auges, entsteht bei phlyktänulärer und bei eiteriger Randkeratitis; der Ausgang ist wie bei allen tiefen Hornhautentzündungen eine Trübung (vgl. Hornhautflecke). S. Tafel „Augenkrankheiten“, Fig. 6.
Hyporchēma, bei den alten Griechen eine besonders dem Apollon geweihte Art lyrischen Chorgesangs von heiterm Charakter, und von Gebärden und Tanzbewegungen begleitet. Unter Pindars Fragmenten finden sich noch mehrere Überreste von solchen Chorgesängen.
Hyposkenĭon (griech., „Unterbühne“), beim altgriechischen Theater sowohl die mit Statuen und Säulen verzierte, der Orchestra zugekehrte vordere Wand der Bühne als der hinter dieser Wand und unter dem hölzernen Boden der Bühne gelegene Hohlraum.
Hypospadīe (griech.), angeborner Bildungsfehler der männlichen Harnröhre, wobei letztere ihre äußere Öffnung nicht an der Spitze der Eichel, sondern weiter rückwärts, selbst ganz an der Wurzel des männlichen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 855. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0855.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2022)