Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2 | |
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So erzählt Herodot, der 50–60 Jahre nach der Vollendung des Canals das Werk des Darius besucht und stets, was er mit eigenen Augen gesehen, treu und wahr mitgetheilt hat. Neben seinem Zeugnisse braucht man die Angaben eines Strabo, der 500 Jahre später Aegypten bereiste, und eines flüchtigen Compilators, wie Plinius, nicht zu berücksichtigen. Beide behaupten, der Canal sei nie vollendet worden; Herodot hat aber gesehen, die anderen nur gehört; auch wurde zu ihrer, ja schon zur Zeit des Aristoteles die Wasserstraße nicht mehr befahren. Ueber ihre einstige Existenz kann gar kein Zweifel aufkommen, denn lauter und beweiskräftiger als die Berichte der Griechen sprechen die Trümmer des Darius-Canals, welche heute noch erhalten sind. Schon der Schweizer Reisende Hans Werli von Zimber hat sie gesehen und sagt von ihnen in seinem Reisebuche von 1484: „Vom Mosesbrunnen kamen wir auf das Feld Hanada, wo wir zur Nacht blieben, dann an einen Ort, da sahen wir das große Werk, das ein König angefangen hat zu graben.“ Wer dieser König gewesen sei, blieb dem alten Schweizer unbekannt; der neuen Wissenschaft der Keilschriftentzifferung ist es aber gelungen von einem Steine, welcher sich bei den Trümmern eines Canals in der Nähe des rothen Meeres befindet, die Worte zu lesen:
„Daryawush naqa wazarka“
„Darius, der große König.“
Auch eine bei denselben Trümmern gefundene Hieroglyphen-Inschrift enthält den Namen des Ntariush (Darius), eines Mannes, der zu den größten Organisationstalenten gehört, von denen die Geschichte erzählt, und dessen Weitsichtigkeit so groß war, daß man wohl annehmen könnte, er habe das südliche Persien mit den westasiatischen Provinzen durch eine Wasserstraße verbinden wollen.
In welchem Maße und wie lange der Canal benutzt worden ist, wissen wir nicht; wohl aber, daß man in verhältnißmäßig kurzer Zeit nach seinem wahrscheinlichen Verfall, von Neuem seine Nothwendigkeit erkannte, und daß Ptolemäus Philadelphus, der dritte macedonische König von Aegypten (285–247 vor Chr.)[1] es wiederum unternahm, das rothe mit dem mittelländischen Meere zu verbinden. Seine Bemühungen wurden von so gutem Erfolge gekrönt, daß noch nach mehreren Jahrhunderten
Anmerkungen (Wikisource)
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2. Leipzig: Veit und Comp. 1864, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_005.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)