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Seite:Nordische Revue Band 2 (1864) 174.jpg

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Zwischen Suez und dem Timsah-See liegen die ziemlich sechs Meilen langen sogenannten bittern Seen, zwischen den Menzaleh und Timsah fluthet der Ballah-See. So stellt denn die ganze Landenge einen von vielen Wasserbecken besetzten tiefen Thaleinschnitt dar, der nur durch eine einzige kleine Erhöhung, die Schwelle von el Gîsr, unterbrochen wird. Seine Länge beträgt in gerader Linie nicht mehr als 16 deutsche Meilen, das ganze Terrain eignet sich vortrefflich zu dem von Herrn von Lesseps hier begonnenen Canale, welcher im Süden bei Suez, im Norden unweit des alten Pelasium seinen Meeres- und im Timsah und den bittern Seen seinen Binnenhafen finden soll. –

Die ganze das Mittel- und rothe Meer direkt verbindende Wasserstraße soll 21½ deutsche Meile lang, 100 Meter breit, 8 Meter tief werden und 160,000,000 Fr. – oder 42,500,000 Thlr. kosten.

Der jetzt vollendete Süßwassercanal berührt, aus dem Nile kommend, den See Timsah und verbindet das Delta mit dem rothen Meere.

Wir ersparen uns ein näheres Eingehen in die Topographie der Landenge; können aber nicht unterlassen, uns über die Mangelhaftigkeit der den Lesseps’schen Berichten beigegebenen Karten zu beklagen. Die „vue Panoramique“ würde, wie die geographischen Mittheilungen ganz richtig bemerken, vortrefflich „in die Jahrmarktsbilderbogen für die lieben Kleinen“ passen.

Wenden wir uns jetzt zu den Vortheilen, welche der Welt aus diesem Canale erwachsen werden, so müssen wir all unsere Nüchternheit zusammen nehmen, um nicht, wie so mancher französische und deutsche Schriftsteller vor dem hellen Lichte, welches wir hier leuchten sehen, des unvermeidlichen Schattens ganz zu vergessen. Und darf man sich wundern, wenn sich viele für ein Unternehmen begeistern, welches Humboldt so warm befürwortete, und welches unserem Goethe, wie Eckermann mittheilt, den Wunsch, er möchte noch 50 Jahre lang leben, um seine Vollendung begrüßen zu dürfen, auf die Lippen zwang; welches nicht nur dazu bestimmt zu sein scheint, den materiellen Verkehrsmitteln, die unsere Zeit erfunden und zu verwerthen gelernt hat, eine neue Bedeutung und eine reiche Verwendung zu geben, sondern auch als civilisatorisches Element, rein geistig einen mächtigen Einfluß zu üben?

Empfohlene Zitierweise:
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_174.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)
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