ist productenreich, kann werthvolle Erzeugnisse für den Handel liefern und seinen Verbrauch an europäischen Waaren beträchtlich steigern. Dieser Verkehr wird vorzugsweise in die Hände der mediterraneischen Europäer gelangen. Die letzteren werden überhaupt sehr wesentliche Vortheile von dem Canal haben; ihnen eröffnet er einen kürzeren Weg gen Süden und Osten. Im Welthandel greift Alles in einander, er bildet eine über die ganze Erde verschlungene Kette mit tausend Gliedern, die allesammt mittelbar oder unmittelbar in Berührung stehen und durch welche eine electrische Strömung geht, der kein Theil fremd bleibt. …
So wird ein Gedeihen der großen Handelsdomaine am Mittelmeer, der levantinischen Verkehrszone und des commerziellen Bereichs am arabischen Golf auch auf die atlantischen Regionen fördernd und gedeihlich einwirken, und wir freuen uns im voraus dieser Ergebnisse, obwohl wir unsere Hoffnungen nur kaum ein Drittel so hoch spannen, wie manche eifrige Fürsprecher des Canals. Aber wir hegen von seiner Bedeutung auch nicht die geringe Meinung, wie sie namentlich von Engländern ausgesprochen wird.“
Soweit der treffliche Verfasser der Geographie des Welthandels, dem wir in vieler Beziehung beipflichten, denn, wenn auch schon der bloße Gedanke, daß durch den Suezkanal die bis jetzt nur oberflächlich von dem Geist unserer Cultur und Religion berührten Völker des Orients bald in den Bereich unserer Denk- und Gefühls- und Lebensweise hineingezogen werden sollen, hinreicht, um uns für das Lesseps’sche Unternehmen zu begeistern, so dürfen wir von der andern Seite nicht verkennen, daß wir uns gegenüber der Darstellung des Franzosen manchen Bedenken nicht verschließen können. Das wichtigste von allem würde in unserer Furcht vor der Verwirklichung des französischen Planes, das mittelländische Meer zu einem französischen See zu machen, liegen, wenn wir in dieser Beziehung nicht einigermaßen durch die Eifersucht der Engländer, welche in Gibraltar, Malta und Corfu festen Fuß gefaßt haben und durch die Hoffnung, daß nach der Eröffnung des Suezcanals die türkische Seemacht bedeutend wachsen wird, beruhigt würden.
Unser zweites Bedenken liegt in der Furcht, die Kosten des Unternehmens möchten den Voranschlag bedeutend überschreiten: haben wir doch z. B. nicht nur durch Andreossi, sondern auch von anderer zuverlässiger
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_176.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)