der Karte so viel näher erscheinenden Weges aufgeben wollen; auf die amerikanischen Fahrzeuge (die Vereinigten Staaten besitzen deren 40,500, während England nur 36,000 sein eigen nennt) darf endlich die Compagnie nicht mit Gewißheit rechnen, denn wenn die Landenge von Panama durchstochen werden sollte – was freilich noch in weitem Felde liegt – so wird es keinem amerikanischen Schiffe, das nach Australien, China oder Ostindien bestimmt ist, einfallen, den viel weitern und gefährlichern Weg über Suez zu wählen. Heute schon wird ein kleiner Theil der nach jenen Gegenden bestimmten Waaren mit der Panamaeisenbahn nach dem stillen Ocean befördert.
Trotz dieser scheinbar ungünstigen Conjuncturen steht dem Canale dennoch eine große Zukunft bevor, denn alle nach dem stillen Ocean bestimmten Schiffe, welche mediterraneischen Völkern angehören und sämmtliche europäische Dampfer, deren Ziel der stille Ocean ist, werden sich des Suezcanals bedienen. Die englischen Kohlen, welche jetzt in Aden für ungeheuere Preise erstanden werden müssen, werden billiger werden und die Steamer in die Lage kommen, weniger Brennmaterial und mehr Waaren laden zu können. Die meisten den Segelschiffen durch die Benutzung des Canals drohenden Nachtheile haben für die Dampfer keine Gültigkeit; sie werden die Fahrt durch den Canal nach Osten in bisher nie gekannter Schnelligkeit und wegen der Zeitersparniß mit verhältnißmäßig geringen Kosten zurücklegen können. Der Dampfschifffahrt gehört die Zukunft und es kann wohl sein, daß Herr Szarvady Recht hat, wenn er sagt: „Bedenkt man, wie tagtäglich Segelschiffe von starkem Tonnengehalt und solider Bauart mit Schrauben versehen werden, wie überhaupt, ehe nicht eine andere motorische Kraft die Wirkung des Dampfes ersetzt, das gemischte System der Segel und der Schraube gegen die Abhängigkeit von Wind und Strömung eben so sehr, als gegen die ungeheueren Kosten und Mißstände einer weiten Fahrt mit reiner Dampfkraft gleichzeitig die gewünschten Garantieen darbietet, so läßt sich zugleich annehmen, daß in 50 Jahren eine Segelfahrt um das Cap ebenso selten sein wird, als jetzt eine Reise im Eilwagen zwischen London und Manchester oder zwischen Hamburg und Berlin. Man wird zur Begründung einer Dampfherrschaft zur See die Segelschiffe ebensowenig
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_179.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)