Ein Dorff im Undern-Elsaß / so / vor Jahren / seine besondere vom Adel gehabt / aber umbs Jahr 1590. Juncker Sebastian Mügen / Städtmeistern zu Straßburg / als ein eigenthum / gehört hat. In alten Brieffen / wie Hertzog lib. 3. cap. 5. bezeuget / wird es Bobotzheim genand / und vermeind man / es habe vielleicht den Namen von Bobone / dem Ersten Elsaßischen Landgraffen / deß Geschlechts der Grafen von Altberg.
Ein schönes Schloß / auff einer ebne / nicht weit von Sultz gelegen / so / nach absterben der Herren von Pollweil / an die Herren Graffen Fugger kommen: jetzo aber solches / titulo donationis, oder auß Geschenck deß Königs in Franckreich / Herr General Leutenand von Rosa besitzet.
Ein Dorff oberhalb Schlettstadt gelegen; davon die Edlen von Botzheim ihren Namen führen. Der Zeit wird Botzheim vnder den Rahtsamshausischen Güttern gefunden.
Keyser Probus, als er die Alemanner überwunden / hat alles / so zwischen dem Rhein und Necker ist / zu einer Provintz gemacht / und viel Vestungen am Rhein auffgericht. Käyser Valentinianus hat hernach auch den Rhein beyderseits mit hohen Castellen bevestiget / under welchen dann dieses Brysach / oder Mons Brisiacus, wie es in dem Itinerario Antonini genand wird / mag gewest seyn; darvon die Römer das Land herumb / allda selbiges mahl noch wenig Wein und Früchten gewesen / Brisigaviam, und die Innwohner Brisigavos, und Brisigavios, die Teutsche / das Brißgäu genennet haben. Es vermeinen zwar B. Rhenanus, und andere / weiln die Römer ihre Castell auff der Gallischen Seiten deß Rheins / wider die Teutsche erbauet / und auff der andern Seiten noch ein tieffes Thal / und gleichsam ein Alveus und Hammen / darinn der Rhein gewesen / auch noch / wann er groß wird / es daselbst grosse Teich / und Lacken gebe; daß der Rhein vor viel hundert Jahren auff der andern Seiten gelauffen / und Brisach auff dem Gallischen Boden gestanden sey. Aber hierwider ist Philippus Cluverius de antiqua Germania; und findet man bey den alten Scribenten / daß besagter Käyser Valentinianus auch auff der andern Seiten deß Rheins Castell aufgeführet habe. Es ligt diese Stadt (so das Haupt in dem gedachten Brißgäu ist / wiewol sie etwan Freyburg an Herrlichkeit zu übertreffen angefangen) auff einem sinwelen / oder runden Berg / gleich wie ein Schloß. Und hat auch ein feines Schloß / so / nach Anzeigung der zween alten Verßlein / in die Pforten daselbst gehauen / von Hertzogen Berchtoldo zu Zäringen erbauet worden / die also lauten:
Hanc Dux Berchtoldus portam struxisse notatur,
A quo, pro fraude, Burgundia depopulatur.
Käyser Maximilianns I. solle es hernach renoviert haben. Die Reliquien der Heiligen Märtyrer Gervasii und Prothasii, die man von Meyland hieher gebracht / sollen in der Haupt Kirchen ligen. Es hat allhie nur einen eintzigen Brunnen / über welchen ein grosser Thurn auffgerichtet und erbauet / darinn einer in einem Radt gehet / und mit demselbigen das Wasser auß dem Brunnen / so sehr tieff / mit grosser Mühe / herauß ziehen muß / welches Wasser die Bürger Jährlich ümb ein Geldt erkauffen; dieweil es sehr weit von der Stadt herab an den Rhein (über welchen eine Brücken gehet;) wie gleichfals auch auff der andern Seiten man weit an das ebene Feldt hat / auff welcher Ebene man leichtlich Wasser haben / jedoch solches schwärlich hinauff in die Stadt brigen kan. Nach den Römern ist dieses Orts Beherrschung auff der Francken / und die Edelleut / die Harelungi, oder Harlingi, genand / kommen. Zun Zeiten Käysers Ottonis I. oder deß Grossen aber / hat denselben ein Pfaltzgraff (den theils Eberhardum nennen / und daß er auß deß Käysers Caroli deß Grossen Geschlecht gewesen sey / sagen) innen gehabt / der sich ihme / dem Käyser / widersetzt / daher besagter Käyser Brisach belägert / und erobert hat. Under Käyser Henrico II. ist Brisach von Hertzogs Hermanni auß Schwaben Volck mit Listen eingenommen und geplündert worden. Käyser Otho IV. als er wider Fridericum II. seinen Gegen-Käyser / Krieg führete / solle hieher geflohen seyn / und weiln die Bürger seine Hoffleut / wegen verübter Büberey / und Unzucht / ein jeder seinen Gast ümbgebracht / und die übrigen mit ihme / dem Käyser / auß der Stadt gejagt / dem Hertzoge von Zäringen dieselbe geschenckt haben. Nach dessen Todt Brysach Anno 1218. an den Bischoff von Basel kommen / von deme es Käyser Fridericus II. zu Lehen gehabt; nach dessen Absterben es wider an das Stifft Basel gefallen / und demselben Gehorsam geleistet. Als folgends Streit / zwischen dem Bischoff und Graff Rudolffen von Habspurg / fürgefallen / und die von Zürich / als deß von Habspurg Freunde / und Kriegsgenossen / Breysach mit List / wie G. de Roo schreibet / eingenommen / so hat solchen Orth er Rudolphus starck besetzt / aber folgends dem Bischof / gegen eine namhafften Summa Geldts wieder zugestellet. Nachgehends ist diese Stadt an das Reich wieder kommen / und bey demselben / biß auff Käyser Lodovicum Bavarum, den Vierdten diß Namens / blieben / der / als er / nach Käysers Friderici Pulchri, oder deß Dritten / Todt / mit den Hertzogen von Oesterreich Othone, und Alberto II. vergliechen ward / dem jetztgenandten Hertzog Othoni, zugenandt / dem Frölichen / zwantzig tausend Gülden für die Kriegs-Unkosten gab / und ihme darfür vier Reichs-Städt /
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)