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Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 063.jpg

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es were das halbe Dorff Hanauisch / das ander halb Dorff Reichs-Lehen / so selbiger Zeit die von Gottesheim zu Lehen getragen: auß welchem Geschlecht Anno 1621. Herr Hanß Ernst / und Herr Johann Friederich von Gottesheim / Gebrüder noch ledigen Standes damahln / zu Straßburg / als Bürger daselbst / gelebt haben / so meine günstige Herren / und Freunde gewesen; als ich mich bey ihrem StieffVattern / Herrn Hanß Martin Herrlein / deß beständigen Raths der Herren Fünffzehender / etc. daselbst / in der Kost / auffgehalten habe. Das Dorff Gottesheim / aber / davon Sie sich geschrieben / ist / durch die Chur-Fürstliche Pfaltz / Herren Heinrichen / und Johansen zu Liechtenberg / übergeben / und verkaufft worden; und ist jetzt Gräfflich Hanauisch.


Geißspitzheim /

Gehört dem Thum-Capitel deß Hohen-Stiffts zu Straßburg. Hat vorhin seine besondere von Adel gehabt / als die von Geißspitzheim; und die Fetzer von Geißspitzheim. Es soll dieser Fleck den Namen von eines Land-Graffen im Elsaß / deß Geschlechts der Graffen von Altberg / Sohn / so Gebitzo geheissen / bekommen haben.


Gemar /

Städtlein / und Schloß / im Obern Elsaß / allda die Strengbach in die Ill kompt. Gehört den Herrn von Rapoltstein / so gleiches Stammes mit den Hertzogen von Urßlingen seyn / und drey rohte Schildt in einem weissen Feld führen. Ihr Herrschafft Rapoltstein ist Baselerisch Lehen / wie Munsterus schreibet. Herr Bruno von Rapoltstein hatte Herren Heintzen von Müllheim / zu Straßburg solches Städtlein versetzt; aber es Anno 1392. wieder eingenommen. Da nun die von Straßburg den Krieg mit ihrem Bischoff / Herrn Friderichen von Blackenheim geendert / so belägerten sie hierauff Anno 1396. dieses Gemar; es ward aber die Sach durch den Hertzogen von Oesterreich / zu Bergkheim / geschlichtet; wie in einer geschriebenen Straßburgischen Chronick stehet. Hertzog / in der Elsasser Chronick / sagt lib. 3. cap. 4. daß der Römische König Rudolff Anno 1287. das hültzen Schloß / oder Plock-Hauß / Gemar gebauet / in Meinung / das Schloß Rappolstein darauß zu erobern: Als Er aber 3. Tag das Hauß Rappolstein / auß Gemar / beschosse / und nichts schaffte / sey Er abgezogen: hernacher habe Hermann zu Rappoltstein angefangen das Hauß Gemar mit Steinen auffzumauren: Anno 1298. seye Gemar verbrandt worden: Beatus[1] Rhenanus meldet lib. 3. daß in einem Stifftungs-Brieff Caroli Magni Gemar / Gamaringa, von einem Adelichen Geschlecht der Gamaringer / genand werde: wiewol andere vermeinen thäten / Gemar seye von den Gemarken / oder Gäumarken / oder vom Erbauer Germaier / also genand worden. Anno 1635. den 23. Julii / eroberte der Hertzog auß Lothringen Gemar mit Accord. Es haben aber / das folgende 36. Jahr / Gemar / und Markelsheim / sich an die Frantzosen ergeben; wie berichtet worden wiewol Kemnitz sagt / es hätten die Frantzosen auß Collmar / Gemehr / auff Discretion erobert. Andere melden / daß damaln die Frantzosen auch Ober-Ehenheim / und Beffort / mit Accord überkommen: wie im Neuen Meterano lib. 54. zu lesen. In dem sechsten Theil deß Theatri Europaei stehet / daß Anno 1650. die Frantzosen dem Herrn von Rappoltstein / das veste Schloß Hohenegg eingeraumt hätten.


Gerstorff.

Oder Gerlings-Dorff / Villa Gerlaci, ein Hanausch Städtlein / im Undern-Elsaß / underhalb Hagenau / so Anno 1348. vom Käyser Carolo IV. mit allen Freyheiten / wie die Städte Hagenau / und Roßheim / begabet worden ist. Die Kirche allhie zu unser lieben Frauen wird zur Eichen genandt / weil es auff dem Berg ein grosse Wallfahrt zu einer grossen alten Eichen gehabt / von welcher Eichen die Leut vor alle Schäden und Gebresten gessen haben. Nachmahls ist die Kirch auff diesen grossen Eichbaume oder Eichenstock / gesetzt worden. Anno 1518. hat Graff Reinhard zu Zweybrück diese Kirch zubauen verdingt / und ist in selbem Jahr die erste Meß darinn gehalten worden / auch hat sein Gemahlin / und ältister Sohn / den ersten Stein gelegt / auß welcher Feldkirch hernach ein Pfarrkirch worden ist. Hertzog in der Elsasser Chronick lib. 3. cap. 18 und Verzeichnussen.


Graben / oder Gravenstaden /

Haben etwan die von Altdorff / genandt Wollenschlager / von der Herrschafft Liechtenberg zu Lehen getragen. Gehört jetzt der Stadt Straßburg / die allda einen Brückzoll hat. Die Ergers / oder Argens / entspringt in dem Gebürg ob S. Leonhard / rint durch Ober-Ehenheim / Kraut Ergersheim / Bleßheim / allda die Magel / so durch Roßheim fleust / darzu stost / und fliessen fürter / in einem Fluß / auff Geißspitzheim / und von dannen hierher auff Graffenstaden / da fallens in die Ill. D. Johann Fischart / in Origin. Argentorat. wil / daß der alte Sarck der Stadt[2] Argentorat / oder Argentraut / sich an Graffenstaden ersteckt habe: saget Hertzog / in der Elsasser Chronick / lib. 3. cap. 10.


Granges,

Granges, zwischen Lille, und Passavant, in der Graffschafft Burgund / und under selbiger hohen Obrigkeit gelegen / aber dem Hauß Würtenberg / zur Graffschafft Mümpelgart gehörig / eine sonderliche Herrschafft / sampt einem Schloß / darbey ein Flecken / und Vor-Zeiten ein Städtlein gelegen / so Anno 1475. im Burgundischen Krieg auch von den Schweitzern und Confoederirten eingenommen / zerbrochen und verbrandt worden / wie in einer geschriebenen Straßburger Chronick stehet. Im 5. Theil deß Theatri Europaei stehet / daß Anno 1645.

  1. WS: Im Original Beatns
  2. WS: Im Original Stadr
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_063.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)
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