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Seite:Topographia Bavariae (Merian) 081.jpg

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Hertzog Wilhelm / welcher eine Kirch in der Hand hält / dabey etliche Wort stehen / so da anzeigen / daß er dieser Kirchen Stiffter seye. Zu vnderst zwischen den zweyen Thoren ist in Glockenspeiß der Ertzengel Michael / mit dem Drachen / sehr schön vnd groß / darunter das Bäyerische Wappen auch in Metall gegossen. Das vnder Paviment oder Estrich / in der Kirchen / ist gewirffleter weise / mit blaw vnd weissem Marmolstein / gepflästert; vnnd siehet im vbrigen diese Kirch auß / als ob sie gar kein Säul hätte. Das Collegium, so daran ist / vnd von dessen Stifftung in tomo 2. Metrop. Salisb. Hundii, folio 404. seqq. zu lesen / hat ein vberauß grosse Weite / also / daß / der Grösse halber / wol ein König darinn Hoff halten könnte. Hat vnterschiedliche grosse Höff vnd Gärten / grosse vnd kleine Zimmer / in starcker Anzahl / auch hübsche Speißstuben / etc. Schulen / Saäl / etc. vnd 800. Creutzfenster. Man hat vor diesem erachtet / daß es seines gleichen in Europa nicht habe / vnnd daß es das fürnehmbste newe Gebäw / nach dem Escurial in Hispanien gewest seye. Neben diesen zweyen ist auch S. Peters Pfarr- vnd andere Kirchen / vnnd darunter der Franciscaner zu sehen / allda ein schönes Uhrwerck / so den Englischen Gruß schlägt / darzu ein Engel posaunet / vnd hat es in diesem Closter auch ein feine Bibliothec. Es liegen allda im Chor / Bruder Bona gratia von Pergamo, der An. 1340. vnd Bruder Guilielmus Ockam, der Anno 1347. gestorben / welche Käyser Ludwigs deß Vierdten Sach / wider den Papst / auffs hefftigste vertheydiget haben. Besiehe gemeldte Metrop. Salisb. fol. 343. seqq. von disem Closter: Daselbsten auch tomo 2. von dem NonnenCloster / vnnd Abbtey S. Francisci Ordens / zu S. Jacob am Anger genant / so Käyser Ludwig der Vierdte / gestifftet / zu lesen ist.

In diesem NonnenCloster zu S. Jacob am Anger / S. Francisci Ordens / ruhet die Heyl. Agnes / Käyser Ludwigs deß Vierdten Töchterlein / so von 7. Jahren alt an der Pest darin gestorben: wie auch Hertzogs Alberti Pii in Bäyern Tochter / Barbara, An. 1472. im 17. ihres Alters / verschieden; auff die / innerhalb 14. Tagen / eine andere Jungfraw / vnd Nonne / vnd so fort an / allwegen auff den 14. Tag / eine auß disem Closter gefolget / biß deren 20. gestorben seyn; wie abermahls Raderus vol. 2. Bavariae Sanctae, folio 334. vnd 341. schreibet. Sonsten hat in demselben Käysers Friderici IV. Tochter / vnnd deß Hertzogen Alberti Sapientis in Bäyern Gemahlin / Fraw Kunegund / so Anno 1520. diese Welt gesegnet hat / nach ihres Herrn Tode / mehr als zwölff Jahr gelebt.

Von Weltlichen Gebäwen ist allhie sonderlich das Churf. Schloß / oder Pallast / die newe Veste genandt / zubesichtigen / welches wol ein König. Gebäw ist / so im Eingang einen langen / schönen perspectivischen Hoff hat / durch welchen man in einen grossen runden Hoff (darinn ein schöner grosser Röhrkasten mit Bildern stehet) siehet. Gleich im Eingang der Veste / auff der rechten Seiten herunter / ist die Schloßkirchen / ziemblich groß / in welcher ein schöner HauptAltar / da auff den Seiten kleinere Altär stehen. Gegen dem Altar vber ist ein Boorkirche /darob die Musicanten sitzen. Auff der rechten Seiten deß Altars ist in der Höhe ein kleine Capell / oder Oratorium, auß welcher die Fürst. Personen herab sehen. Das Gewölb / vnnd Mauer ist gar schön zug- vnd rundeskenweiß / mit allerley Farben / von gegossenem vnd polirten Gypß / mit seinem Zusatz / gemacht: das Pflaster aber ist von Jaspis / Agat / vnd dergleichen Steinen / zusammen gesetzt. Der grosse Altar ist von getriebenem Silber / welche Tafel man herunterlässet / hinder welcher noch ein andere silberne Tafel / vnd also ein doppelter Altar / ist; darinn / wie auch auf demselben allerley Heyligthumb. Auff der lincken Seiten deß Altars / ist widerumb ein Altar voller Schubladen / wie ein Schreibtisch / vnd in einer jeden auch Heyligthumber. In einem langen Kasten liget / in einem Chrystalinen Trühlein / ein gantzes vnschuldiges Kindlein / so von König Herode getötet worden seyn solle / in dessen Seiten man noch einen Stich siehet / vnd da noch hin vnd wider die Haut über den Beinen ist. Vnd ist diese köstliche Capell An. 1607 erbawet worden / auf deren Altar man / an FestTagen / den Ritter S. Georgen setzet / von welchem der Grund / Pferdt vnnd Drache / Gold ist / die Zubereitung aber auß

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_081.jpg&oldid=- (Version vom 5.7.2016)
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