Müllern / Fischern vnnd Schiffleuthen bewohnet seyn; wiewol in den besagten Belägerungen auch allhie grosser Schaden geschehen; die Leuthe aber sich nach vnd nach wider erholen sollen.
Vnnd was besagte steinerne Brück anbelangt / so ist solche vnder den drey fürnembsten in Teutschland eine / die vor die stärckste derselben gehalten wird / dergleichen vber die Thonaw vnnd Rheinstrom keine zu finden. Sie ist / durch Hertzog Heinrichen dem Zehenden in Bäyern / vnnd die Bürger zu Regenspurg / im Jahr Christi 1135. zu bawen angefangen / vnd Anno 1146. vollendet worden. Hat 15. weiter vnnd hoher Schwibbögen / von lauter grossen Quaterstücken gegen der Thonaw / mit drey eckichten / auch mit dergleichen steinern auffgeführten Pfeilern wol verwahret / daran sich das Wasser / vnd im Winter das Eyß zerstößt / vnd mit schnellem Lauff vnnd grossem Geräusch / hindurch fällt. Ist je ein Joch 30. Werckschuh weit / seyn die Stein vnden im Grund mit grossen Bäumen / mit Eysen vnd Bley verfaßt; hat 3. hüpscher Thürn / ist 23. Schuh breyt / 1100. weniger 9. Werckschuh / oder wie einer sagt / 470. Schritt lang. Die Wahrzeichen seyn / das kleine / blosse / vnnd gleichsamb auß dem kalten Bad der Thonaw herauff lauffendt steinern Männlein / das auff einer Schleiffmühlthür sitzet / vnd in einer Hand einen Zettel hat / darinn geschrieben stehet; Schuck wie heiß; hält die Hand vber die Augen / wendet sich herumb / schawet den Thumb an / als ob er fragen wolt / wann dann derselbe einmahl sollte außgebawet werden. Es ist beyder Werckmeister / nämblich deß Thumbs vnd der Brücken / Zanck vnd Haß / nicht allein durch solches Männlein / sondern auch durch den Hanenkampff / der auff einem Stein gehawen / vnnd auf dieser Brück zu sehen / angedeutet worden. Ferners ist auch ein Wahrzeichen / der groß vnd kleineste Stein in einander / damit der Brückmeister anzeigen wollen / der gröst vnd kleinst außgehawen Stein an dieser Brücken / habe einer ein Form wie der ander. Vnd man vermeynt / daß wer solches Werck nicht weiß / oder dessen Vrsach geben könne / derselbe sey zu Regenspurg nicht gewesen: Item ist auch ein Wahrzeichen / da die Eidex auß der Thonaw herauff kreucht / vnd die gantze Brück auff einem einigen Stein stehet: Item / wo man vor Zeiten die Vbelthäter ertränckt hat / vnd was dergleichen ist. Es seyn auff der Brücken auch etliche Antiquitäten, als am äussersten vnnd mitlern Thurn. Vnd gehet man bey solchem mitlern Thurn / gegen Nidergang / von der steinern Brück auff eine hültzerne in den obern Werth; daselbst allerley Mühlwerck / als Papyr / Gewürtz / Walck / Seegmühl; vnnd an der andern Seiten der Brück / gegen den Auffgang / Schleiff- vnd Polir: Item Geträyd-Mühlen. Vnderhalb der hültzern Brücken vber die Thonaw / darauff man auß dem vndern Wörth in die Thonaw fähret vnnd gehet / hats allerley Bawstädel / Ziegelhütten / die Blaich / Schiffstellungen / etc. wiewol in den nächsten Belägerungen theils Sachen / mit der Statt grossen Schaden im Fewer auffgangen seyn / auß welchen etliche wider auffgericht / vnd jetzt vil schöner / dann sie zuvor waren / erbawet worden. Sonsten hat es in dem Vntern Wörth einen sehr lustigen Spatziergang; daselbst man den Regenstrom von Mitternacht herlauffend / vnnd sich in die Thonaw ergiessend / siehet. Auff der andern Seiten der Statt ligt das Carthäuser Closter Pruel / ein Spatzierweg von der Statt / so vorhin ein Benedictiner Closter gewesen / aber An. 1484. von Hertzog Albrechten auß Bäyern / den Carthäusern eingeben worden ist. Man hat solches vor dem jetzigen Krieg / nach der grossen Carthauß im Delphinat / für der vornehmbsten eines gehalten; so einen schönen KirchenSchatz / vnnd ansehenliche Kunst- vnd Mahlerstück gehabt hat / vnd villeicht noch haben mag. Oberhalb der Statt Regenspurg / wo die Thonaw vnd Nab zusammen fliessen / ligt das Praemonstratenser Closter / vnnd Abbtey Prufening / sonsten Brufling genandt / so S. Otto Bischoff zu Bamberg / der Pomer Apostel / erstlich für Weltliche Chorherren An. 1109 gestifftet / an deren statt er aber hernach Praemonstratenser Mänch dahin gesetzet hat.
Dieses Closters erster Abbt ist S. Erminoldus gewesen / so vmbs Jahr Christi 1121. gelebet / vnd Käyser Henricum V. weilen er in deß Pabst Bann war / nicht ins Closter
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_132.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2018)