gelassen hat / obwol der Bambergische Bischof / vnd der Pommern Apostel / Otho / so das Closter gestifftet hatte / zugegen war. Vnnd ist dessentwegen dem Abbt kein Leyd widerfahren. Siehe Raderum, in Bavaria Sancta, vol. 1. pag. 124. b. seqq. Anno 1648. haben die Schwedischen dieses Closter Brufling / oder Priefling / (von deme auch Vossius de Latinis Historicis, pag. 489. zu lesen) wie deßgleichen das Carthäuser Closter Prüel / bey der Statt eingenommen; vnd / den 13. 23. Septembris / Kumpffmühl angezündet.
Aber nunmehr in die Statt selbsten zu kommen / so läßt sich / vnder den Geistlichen Gebäwen / am ersten die S. Peters / oder Bischoffliche Kirch / oder der Thumb sehen; von welchem man schreibt / daß er neben sich auff einer Seiten die alte Pfarr / auff der andern S. Johanns Kirchen / vnd dann zum dritten die dritte / zur alten Capellen genandt / habe / welche letzte Hauptkirch /der Christen erstes Kirchlein in dieser Statt soll gewesen seyn / wie auß der Zahl 554. so daran stehet / abzusehen. Theils aber wollen / daß / als Carolus M. Regenspurg erobert / vnser Frawen Capell / so jetzt die alte Capell genandt werde / zu erbawen angefangen worden seye. Andere vnd die gewissere / sagen / Käyser Henricus der Ander / habe diese S. MarienKirche / zur alten Capell / vor Zeiten vom Hertzog Theodone erbawet / vnnd von S. Ruperto geweyhet / mit einer newen Kirch vermehret / zu einem Stifft erhöhet / vnnd mit Bley bedeckt / der alte Altar / den S. Rupertus geweyhet / seye vnbeweglich geblieben / so noch heutiges Tags gezeyget wird. Es hat diese Käyserl. Collegiat-Kirch zu vnser Frawen alten Capellen noch ihre Pröbst. Dieser folget die vierdte HauptKirch / zu S. Cassian / welche einig vnd allein in der Brunst An. 891. den 10. Augusti / als alle Kirchen durchs Fewer / so vom Himmel gefallen / eingeäschert worden / vberblieben. Es ist besagter Thumb / nach dem er erbawet / etlich mahl verbronnen; vnd wider auffgerichtet worden; aber widerumb durchs Fewer Schaden gelitten; vnd hat solchen / wie er jetzt anzusehen / Bischoff Hanß der Erst / Moßburger genandt / im Jahr 1400. zum Theil angefangen zuerweitern / den hernach Anno 1482. Bischoff Heinrich der Vierdte /verbracht hat. In dem Creutzgang findet man allerley Gitter / vnnd seltzame Grabschrifften / alter Geschlechter Begräbnuß / Wappen / Schild / Helm / vnd dergleichen; in der Kirchen selbsten aber liegen viel Bischoffe begraben. Die Cron / Fahnen / Schildt vnd Schwerdt / so ausserhalb deß Chors in der Höhe hangen / sind hie blieben / als auff dem Reichstag Anno 1532. deß Königs auß Dännemarck / Christierni II. vnd Käysers Caroli V. Schwester Sohn / Johannes, bey 16. Jahren alt / allhie verschieden / dessen Ingeweyd / wie auch Käysers Maximilian deß Andern Hertz / nahendt beym hohen Altar / zur lincken / vnderhalb deß Sacramenthäußleins / im Chor begraben. Es seyn da allerley Heyligthumb / von Silber vnd Gold eingefaßt / schöne Kirchen-Zierd. Vnnd ist ein feines Kunststück an vnser Frawen Altar / bey der obern Thür / wie man vom Chor herab gehet / soll Albrecht Dürers Hand seyn; ist die Geburt Christi / mit einem Engels Chor / künstlich / in Form eines grossen Tempels / gemahlet. Es seyn sonsten auch schöne Altär da / vnnd kan man vom Thurn die Statt vbersehen. Auß den oberwehnten zweyen neben Kirchen / oder Filialn deß Thumbs / stehet S. Johanns Kirch an dem Bischoffs-Hoff / in welchem die Römisch Käyserliche Mayestät / wann sie allhie seyn / zu wohnen pflegen / vnnd der mit schönen kunstreichen Gemählden von innen vnnd aussen gezieret. Vnd ist besagte Kirch Ann. 1380. erbawet worden. In der andern / oder der alten Pfarr / so auf der andern Seiten am Thumb-Kirchhof stehet / pfleget man die Ehe einzusegnen / Kinder zu tauffen / auch Predigt / vnd andere Pfarrwerck / zuverrichten. Vnnd hat solches Stifft den Nahmen von dem vergitterten vnnd obgedachtem kleinen Kirchlein / vnnd Capellen / so noch heutiges Tags dieser grossen Kirchen einverleibt / gegen dem Kornmarckt herauß gehet / dabey nahend auf dem besagten Marckt ein dicker / starcker / vnd von altem Römischen Gemäwer / vnden herumb / noch ziemblich gesunder Thurn / von deme ein Schwibbogen in deß Hertzogen Hof geführet ist; vnnd wirdt gemeldte alte Capell /
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_133.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2018)