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Seite:Topographia Bavariae (Merian) 148.jpg

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sich zu samblen pflegen / vnnd da ein lustiger Prospect / biß auff den Platz ist / da die Wände vmb vnnd vmb mit herrlichen Tapezereyen / vnnd gestickter Arbeit / vmbhänget / die Stül vnnd Bänck mit gülden / silbern / sammeten vnd seidenen Stücken vberlegt / vnnd alles auffs herrlichst vnnd prächtigst pflegt gezieret seyn. In der Rathstuben ist / vnter anderm / auch ein fein Kunststück / vnnd Abbildung der Tugenden / so zu einem wolbestellten Regiment gehören. Ehe man zur Rathstuben hinein gehet / stehen auf einer schwartzen Tafel folgende Reimen / mit güldenen Buchstaben geschrieben / dadurch die Herren deß Raths gleichsamb täglich ihres Ampts erinnert werden.

Ein jeder Rathsherr / der da gaht
Von seines Ampts wegn in den Rath /
Soll seyn ohn alle böse Affect /
Dardurch seyn Hertz nit werd bewegt /
Als / Freundschafft / Zorn / vnnd Heuchlerey /
Neyd / Gunst / Gewalt / vnnd Tyranney /
Vnd seyn durchauß ein gleich Person /
Dem armen / als dem reichen Mann /
Durch Sorgen für die gantz Gemeyn /
Derselben Nutz betrachten rein /
Dann / wie er richten wird auf Erden /
So wird ihn GOtt auch richten werden /
Am jüngstentag / nach seinem rath /
Den er ewig beschlossen hat.

Neben der Rathstuben / werden auch sonsten 9. vnderschiedliche Gericht- vnd Amptsstuben gefunden / in welche man allesampt / vnder einer Dachung / auß einer in die ander / gar fein gelegen / gehen kan / darunter dann ist die Doctor Stuben / in deren man / zu seiner Zeit / auch das Consistorium zu halten pflegt.

Nahend / vnd gegen dem Rathhauß vber / ist eine sonderliche Antiquität in einem Hause / zu sehen; davon in einer geschriebnen Verzeichnuß also stehet: Es haben die Dollinger vor Zeiten Ob- vnd Nider Dolling / Schloß vnd Hoffmarckt / 3. Meilen vnder Ingolstatt / im Vochburger Landgericht gelegen / inngehabt / von dannen sie / wegen vielfaltiger Einfällen der Hunnen / An. 909. nach Regenspurg sich begeben / daselbsten sie vber 600. Jahr gewohnet / vnd war der letzte dises Geschlechts / Friederich Dollinger / noch An. 1541. im Leben. Haben zu Regenspurg vil zu den Kirchen vnd Clöstern geschafft / wie ihr Stifft vnnd Begräbnuß / hin vnd wider anzeigen. Ihr rechte Bebräbnuß aber war bey den Franciscanern / dessen Closter andere Stiffter sie gehalten werden / wie ihr Begräbnuß / im Mitte der Kirchen / sampt vielen Grabsteinen vnd Schildten / außweiset. Sie führten einen weissen Straussen / mit einem Huffeysen / im Schnabel / in einem Schildt / auff eim Helm / zwischen zwey Hörnern. Am Rhein hatte es vor Jahren auch Dollinger / aber andern Geschlechts vnd Wappens; wie auch in Oesterreich / Adelichen Stands: Die zu Regenspurg aber hiesse man / zum Vnderscheid der andern Dollinger in Teutschland / die Alten vnd Edlen Dollinger. Auß diesen nun war zun Zeiten Käyser Heinrichs deß Voglers / Hanß Dollinger / ein Adelicher Geschlechter / Burger / vnnd deß Raths allhie / welcher mit einem Saracen / oder wie Theils wollen / einem Vngar / oder Hunnen / vnnd selbiger Nation Obristen (dessen Länge zehen Werckschuh erreichte / vnnd der Craco geheissen) Anno 930. auff der Heyd / oder dem Platz allhie / da die Trinckstuben ist / gekämpfft / vnd ihn vberwunden hat; vnd nach solcher Ritterlichen That / zum Ritter geschlagen / vnd von dem Käyser Er / vnd seine Nachkommen / mit sonderbahren Freyheiten begabt worden. Er Dollinger wohnte damalen in besagtem Hohenhauß /gegen dem Rathhauß vber / so hernach in Anno 1598. Herr D. Diemer / gemeiner StattAdvocat / ingehabt / daselbst die Geschicht in

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_148.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2018)
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